Thurnau
Umwelt

PDR: Recyclingprodukte viel besser als ihr Ruf

Den Kampf gegen Vorurteile kennt Thomas Hillebrand: Der Chef der Thurnauer PDR berichtet über die Probleme der Recyclingbranche und begrenzte Rohstoffe.
Thomas Hillebrand ist seit 2011 Chef der Thurnauer Recyclingfirma PDR. Foto: Jürgen Gärtner
Thomas Hillebrand ist seit 2011 Chef der Thurnauer Recyclingfirma PDR. Foto: Jürgen Gärtner
"Rohstoffe werden knapper und teurer." Thomas Hillebrand kennt die Entwicklung der Märkte genau. Denn Rohstoffe sind sein Geschäft. Seit 2011 führt der 55-Jährige die Geschicke der PDR Recycling GmbH + Co KG. Das mittelständische Unternehmens hat seinen Sitz in Thurnau und ist vor allem für die Wiederverwertung von gebraucht PU-Schaumdosen bekannt. Heuer wird es 25 Jahre alt.

Hillebrand weiß auch, dass er noch viel Aufklärungsarbeit vor sich hat. "Das Thema Recycling ist zwar bei den Menschen angekommen, aber noch nicht in den Unternehmen", sagt er mit Blick auf die Bedenken, die aus der Wirtschaft den sogenannte Recyclaten entgegenschlagen. "Dabei gibt es kaum Unterschiede zu neuen Produkten." Die PDR könne einen hohen Qualitätsstandard jederzeit garantieren. Aber vielerorts mangele es noch an der Akzeptanz. Leider.

"Wir diskutieren seit 20 Jahren über Nachhaltigkeit, Klimawandel und Artenrückgang, aber unser Verhalten ändert sich nur sehr langsam", bedauert der 55-Jährige. Das gelte auch für die Ausbildung von Führungskräften: "An den Unis geht es im Unterricht nur um Wachstum. Aber wie soll die Wirtschaft permanent wachsen, wenn der Platz auf unserer Erde nur begrenzt ist?", fragt er sich. Auch das müsse den Nachwuchskräften bewusst gemacht werden. Die Faktoren Ressourcen, Flächenverbrauch und Luft fänden noch keine Bewertung. "Da denken wir nicht weit genug voraus. Und jemand wie Trump multipliziert das noch."

Natürlich muss er aber als Geschäftsführer auch für sein Unternehmen in die Zukunft blicken. "Selbstverständlich gibt es Überlegungen, wie man die PDR mit ihren 60 Mitarbeitern weiterentwickeln kann." Und für ihn ist klar, dass es Nischenlösungen sein müssen: "Für den Massenmarkt sind wir zu klein."

Aufbauen kann er auf dem Know-how, dass sich das Unternehmen in den vergangenen 25 Jahren angeeignet hat. Auf mittlerweile drei Standbeinen fußt der Erfolg der Firma: Zum einen ist das natürlich das Recycling von PU-Schaumdosen, die auf dem Bau von Fensterbauern, Schreinern, Malern, Zimmerern und vielen weiteren Fachleuten eingesetzt werden.

Zum anderen sorgen die Thurnauer für die Wiederverwertung von HP Tintenpatronen. Als nächster Schritt ist jetzt das Recycling von Drucker-Tonern das Ziel. "Wir haben schon eine Kooperation mit einer Recyclinganlage in Südeuropa, um einen Marktzugang zu bekommen. Das funktioniert gut." Inzwischen gebe es Überlegungen, selbst eine Anlage zu erwerben oder zu bauen.

Und zum Dritten kümmert sich die PDR mit einem patentierten Verfahren um die Aufbereitung von Schleifpapier. Genauer gesagt um die Produktionsabfälle, die bei der Herstellung in großer Menge auftreten. "Da ist relativ teures Schleifkorn drin, das wir zurückgewinnen", erklärt Hillebrand den Hintergrund. Die Firma arbeitet an einer branchenweiten Lösung. "Sollte das klappen, werden wir rund 30 neue Mitarbeiter brauchen."

Dass die immer schwerer zu bekommen sind, hat der 55-Jährige inzwischen selbst festgestellt. "Es ist inzwischen leichter, akademisches Personal zu bekommen als Leute mit einer Ausbildung und Berufserfahrung. Das merken wir ganz stark."

Dennoch ist ihm nicht bange vor der Zukunft. Auf die Frage, wo er die PDR in zehn Jahren sieht, sagt Hillebrand: "Dann sind wir der führende Schleifmittelrecycler in der EU und betreiben das Toner- und Druckpatronenrecycling auf einem größeren Level. Und dann haben wir sicherlich schon neue Ideen für weitere Entwicklungen."

Wie entwickelt sich der Müllanfall im Landkreis? Was wird davon recycelt? Das haben wir Abfallberater Detlef Zenk vom Landratsamt gefragt.

Die Müllmenge im Landkreis steigt. "Das hat auch mit der privaten Lebensführung zu tun, es gibt mehr Single-Haushalte", erklärt Abfallberater Detlef Zenk. Hinzu komme, dass "die Leute nicht gut sortieren". Und: "Es landen erschreckend viele Lebensmittel im Müll."

Der Fachmann hat für die Verbraucher gleich mehrere Tipps parat, wie sie ganz einfach Müll vermeiden können:

Nehmen Sie eine Tasche mit und kaufen Sie keine Plastiktüten

Lassen Sie an der Frische-Theke Ihre Einkäufe in eine mitgebrachte Tupperbox packen

Gehen Sie nicht hungrig einkaufen

Schreiben Sie sich einen Einkaufszettel

Achten Sie darauf, Mogelpackungen zu vermeiden.


Dass derzeit das Thema Microplastik in aller Munde ist, kann vielleicht sogar der Abfallwirtschaft in die Hände spielen: "Vielleicht setzt sich jemand mit der Sache auseinander." Denn jeder Verbraucher könne seinen Teil dazu beitragen, Abfälle zu vermeiden.

Plastik ist nach den Worten von Zenk zwar nicht zu verteufeln, aber dessen Einsatz sollte minimiert werden. Zugleich gelte es darauf zu achten, dass Kunststoffe wiederverwertbar sind oder biologisch abgebaut werden können. Hier müssten die Hersteller in die Verantwortung genommen werden. Das Verbot von kleinen Plastikteilen wie Strohhalmen hält er für den richtigen Weg.

Zenk weiß aber auch, dass Müllvermeidung ein Erste-Welt-Problem ist: "In Entwicklungsländern interessiert das niemanden. Dort geht es nur um das Erreichen von Wohlstand."


Recyclingquote bei 100 Prozent

Doch zurück in den Landkreis: Auf einigen Gebieten beträgt hier die Recycling-Quote praktisch 100 Prozent: beim Bio-Müll und beim Grüngut. "Das läuft komplett im Landkreis."

Der Abfallberater empfiehlt zudem, alle Verpackungen aus Kunststoff im gelben Sack zu entsorgen. Die Abfälle würden dann noch einmal in den Entsorgungsanlagen sortiert, teilweise recycelt oder als Ersatz für Schweröl thermisch verwertet. "Ein Tetrapack besteht beispielsweise zu 80 Prozent aus hochwertigen Papierfasern", erklärt Zenk. Das sei zu schade zum Verbrennen oder für den Restmüll.

Auch für Altkleider hat er einen Rat: "Das sind Wertstoffe - ganz klar. Die sollte man in Second-hand-Läden, in Kleiderkammern oder in Abfallcontainer geben."

Seit 28 Jahren ist Zenk in der Abfallwirtschaft tätig. Er erinnert sich: "Als ich angefangen habe, gab es ein riesen Müllproblem und das Bürgerbegehren ,Besseres Müllkonzept'." Von 1994 bis 1996 waren sogar Müllkontrolleure unterwegs. "Da haben die Leute gut sortiert", erzählt er. Das habe inzwischen etwas nachgelassen, der Umgang mit den Abfällen sei wieder etwas lockerer geworden.

Probleme sieht Zenk künftig in Verbundmaterialen wie Holz-Glas-Kombinationen oder Carbon und deren Entsorgung. Sein Fazit: "Ich denke, das Problem Abfall wird unterschätzt."