Ohne Dach wird Eissport zum Glücksspiel

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Fällt das Eishockey-Turnier am Samstag ins Wasser? Die ATS-Verantwortlichen blicken besorgt auf die Wettervorhersage. Foto: Jochen Nützel
Fällt das Eishockey-Turnier am Samstag ins Wasser? Die ATS-Verantwortlichen blicken besorgt auf die Wettervorhersage. Foto: Jochen Nützel
Am Miitwoch war das Eis wieder bereitet, nachdem tags zuvor der öffentliche Lauf abgesagt werden musste,
Am Miitwoch war das Eis wieder bereitet, nachdem tags zuvor der öffentliche Lauf abgesagt werden musste,
 
Die Eismeister tun ihr Bestes.
Die Eismeister tun ihr Bestes.
 
Auch das ist eine Folge der offenen Fläche: Laub wird auf das Eis geweht und friert fest.
Auch das ist eine Folge der offenen Fläche: Laub wird auf das Eis geweht und friert fest.
 
Das Freibad ist für Allwetter ausgelegt - die Eisbahn nicht.
Das Freibad ist für Allwetter ausgelegt - die Eisbahn nicht.
 
Rudolf Pondor als Eishockey-Aktiver. Er fordert ein Dach für die Kunsteisbahn. Foto: privat
Rudolf Pondor als Eishockey-Aktiver. Er fordert ein Dach für die Kunsteisbahn. Foto: privat
 

Regen, Schnee, Plusgrade, Wind sind natürliche Feinde der Eisbahn. Womöglich steht das ATS-Mannschaftsturnier auf der Kippe. Hilft nur ein Dach?

21 Spiele, 21 Tore - die Bilanz von Rudolf Pondor ist beeindruckend. Es ist die Saison 1976/1977 in der "Kunsteis-Landesliga Nord". Im Alter von 27 stürmt der Linksschütze für die exakt vor 40 Jahren (6. Februar 1976) gegründete Eishockey-Abteilung im Schwimmverein (SV) Bayreuth. Später jagt er beim ATS als Spielertrainer dem Puck auf der Kunsteisbahn am Schwimmbad nach - ohne Dach, im Freien. "Dass sich daran immer noch nichts geändert hat, ärgert mich maßlos", sagt der heute 65-Jährige.


"Schlechtestes Stadion im Land"

Der gebürtige Mainleuser zeigt kein Verständnis für den in seinen Augen armseligen Zustand der Eisbahn. "Ich wage mal zu behaupten: Kulmbach hat das schlechteste Eisstadion bundesweit." Der Inhaber eines Sporthauses erinnert sich an seine aktive Zeit Ende der 1970er-Jahre, als die Kunsteisbahn eröffnet wurde.
"Dass da damals nicht unbedingt Experten am Werk waren, zeigte sich schon daran, dass an manchen Stellen die Bande nicht ganz bis zum Boden reichte. Wenn da am Rand das Eis nicht mehrere Zentimeter hoch fror, rutschte der Puck unten durch."
Auch wenn der Winter vor vier Jahrzehnten noch seinen Namen verdiente, so Pondor: "Wir hatten damals schon zu kämpfen gegen Regen und Schnee, gegen Wind und Wetter. Ohne Überdachung bist du dem allen schutzlos ausgesetzt. Zugegeben: Damals war es überhaupt toll, dass Kulmbach eine Möglichkeit zum Eislauf und Eishockey bot. Aber mittlerweile genügen die Bahn und das Drumherum doch in keiner Weise mehr den Anforderungen."


"Andere haben aufgerüstet"

Städte wie Höchstadt und Haßfurt, aber auch Sonneberg hätten beim Hallenneubau ordentlich aufgerüstet. "Verglichen damit ist der Zustand in Kulmbach ein Armutszeugnis. Wenn in Sachen Überdachung nicht bald was geschieht, dann hat man all die Jahre Steuergeld zum Fenster rausgeworfen. Da muss man eben mal eine ordentliche Summe in die Hand nehmen, da müssen Fachleute ins Boot, auch Sportler", fordert Pondor. Er könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier Politik gegen den Sport und auch gegen die Jugend gemacht werde, der man den Eissport regelrecht vergälle.
Dabei verzeichnet gerade die ATS-Eishockeyabteilung in Sachen Jugendarbeit starken Zulauf. "Am Samstagmorgen sind bei unserer Laufschule über 50 Kinder auf dem Eis und angetan", sagt Jugendleiter Holger Griesenbrock und ergänzt: "Die Begeisterung ist da, auch bei uns Erwachsenen."
Das aber werde getrübt durch das ewige Vabanquespiel mit dem Wetter. Am Dienstag fegten bei 10 Grad warme starke Winde über die Eisfläche. "Da war der Energieaustrag aus der Bahn derart extrem, dass wir sie sperren mussten, sonst hätten wir die Eisdecke völlig neu aufbereiten müssen", erklärt Oliver Voß, Diplom-Ingenieur bei den Stadtwerken. Mittlerweile sei die Qualität wieder gut. Dazu trage auch der neue Verdichter bei, der für 80 000 Euro ins betagte Kühlsystem eingebaut wurde. Apropos Kosten: Die Stadtwerke nehmen pro Saison mehrere zehntausend Euro in die Hand, unter anderem 2014 zur Ausbesserung des betagten Betonuntergrunds. An manchen Stellen konnte wegen Luftpolstern nicht die komplette Fläche wie benötigt durchfrieren.
Damit hatten auch die Eishockeyspieler vor zwei Jahren zu kämpfen, als sie kurz vor ihrem Turnier eine Behelfsbande über den neuralgischen Stellen errichten mussten. Am Samstag steht die nächste Auflage dieses Hobbyteam-Wettbewerbs an. Abteilungsleiter Oliver Weschenfelder blickt besorgt auf die Wettervorhersage. "Wir tragen die Spiele ab 8 Uhr aus und hoffen, dass es ohne Regen oder Schnee abgeht. Bei dieser Bahn weiß man ja nie."
Den Eismeistern macht er ein großes Kompliment: "Sie tun ihr Möglichstes, uns Spielern gute Bedingungen zu bieten." Und auch OB Henry Schramm, der als Schirmherr der Sportveranstaltung fungiert, sei als Unterstützter sehr aufgeschlossen den Eishockeysportlern gegenüber. Nichtsdestotrotz sagt Weschenfelder: "Einen kontinuierlichen Spielbetrieb können wir in den nur knapp drei Monaten, die uns Eis zur Verfügung steht, leider nicht aufrechterhalten." Die ATS-Cracks starten deswegen im August in Mitterteich.


Unterschriftenaktion

Aufgrund der Situation will sich der Verein an die Öffentlichkeit wenden und mit einer Unterschriftenaktion für eine Überdachung werben. Laut Weschenfelder und Griesenbrock wäre ein fest installiertes Dach wünschenswert, es tue aber auch eine mobile Lösung: ein Zelt, das über die Bahn gezogen wird. "Damit halten wir das Wetter draußen und sparen noch Energie", sagt Griesenbrock. Er schätzt die Kosten auf unter 300 000 Euro.
Stadt-Pressesprecher Simon Ries sagte dazu auf BR-Anfrage, eine Überdachung, auch eine mobile Variante, stehe aktuell nicht auf der Prioritätenliste. Es seien auch keine Mittel im Haushalt vorgesehen. Ries bat um Verständnis: "Die Stadt hat momentan diverse kostenintensive Maßnahmen vor der Brust wie etwa die Investitionen in mehrere Kindergärten."