Schichtausfälle wie in Kronach gibt es im Rettungsdienst in Kulmbach und Stadtsteinach nicht. Dank des Einsatzes von Ärzten wie Daniel Gardill, die ihre Freizeit für die Versorgung von Notfallpatienten opfern.
Das BRK schlägt Alarm: Allein zwischen dem 1. Dezember und dem 6. Januar hat es im Freistaat 551 Notarzt-Ausfälle gegeben. Besonders betroffen sei der ländliche Raum, hier vor allem auch Kronach. Dort könnten viele Schichten nicht besetzt werden.
Wie es im Nachbarlandkreis Kulmbach aussieht? Von Notarzt-Mangel ist keine Spur. "In den letzten sechs Jahren hat es bei uns nur an eineinhalb Tagen einen Ausfall gegeben", sagt der Leiter des BRK-Rettungsdienstes, Michael Martin. Die Bereitschaft, in Kulmbach und Stadtsteinach Dienst zu schieben, sei groß. Viele Klinikum-Ärzte seien im Einsatz. Sie würden durch niedergelassene Fachärzte unterstützt. Martin: "Wir haben sogar eine Warteliste."
Nicht des Geldes wegen
Einer, der regelmäßig mit dem Notarztwagen auf Tour ist, ist Daniel Gardill. Der 31-Jährige arbeitet als Anästhesist am Klinikum und ist in seiner Freizeit für das BRK unterwegs. Nicht des Geldes wegen. "Reich wird man da nicht", sagt Gardill, der wie seine Kollegen eine Bereitschaftspauschale von 22 Euro in der Stunde und 60 Euro pro Einsatz bekommt. Geld, das er noch versteuern muss.
"Wer den Dienst macht, muss schon Idealist sein", sagt der Kulmbacher. Es sei die Abwechslung zum normalen Arbeitsalltag, die den Notarztdienst zu etwas Besonderem mache. Der 31-Jährige leistet Erste Hilfe bei Verkehrsunfällen, hat Einsätze bei Notfällen oder Bränden in Industriebetrieben. Als Notarzt trage man große Verantwortung. "Wenn es um Leben oder Tod geht, muss man schnell entscheiden. Da kann ich nicht wie am Klinikum den Oberarzt holen und um Rat fragen."
Fernsehen ist nicht realistisch
Dabei sei der Dienst bei weitem nicht immer so spektakulär, wie es im Fernsehen dargestellt werde. Nur jeder zehnte Einsatz sei lebensrettend, sagt Gardill, der von surrealen TV-Bildern spricht. "Wir würden nie rennen, wie es in den Serien zu sehen ist, weil wir sonst außer Puste wären." Er laufe zügig. Es gehe als Arzt vor allem darum, Ruhe zu bewahren.
Auch die Fahrt mit dem Rettungswagen sei keine Rallye. "Ich rase nicht, sondern fahre nur so schnell, wie es der Verkehr zulässt", sagt Marco Dörfler (43), der Rettungssanitäter ist und beim BRK zu denen gehört, die den Notarzt fahren. Dörfler arbeitet auch an dem Tag, an dem wir Daniel Gardill begleiten. Dessen Dienst beginnt um 7 Uhr und ist zunächst unspektakulär. Alle warten auf den ersten Einsatz. Nach dem Mittagessen in der Mitarbeiterkantine am Klinikum geht es zurück in die Rettungswache. Der Weg führt zum Kaffeeautomaten, doch für den Cappuccino ist jetzt keine Zeit.
Rentner ist bewusstlos
Um 12.19 Uhr kommt die erste Alarmierung durch die Integrierte Leitstelle. Das Meldebild: Ein Mann ist in der Siedlung vom Stuhl gefallen, bewusstlos. Eineinhalb Minuten später geht das Rolltor auf. Marco Dörfler fährt mit Tempo 90 am Volksfestparkplatz vorbei. Der Verkehr lässt es zu. Keine fünf Minuten später ist das Einsatzteam in der Siedlung. Kurz danach trifft der Rettungswagen in der Seitenstraße ein.