Norbert Rösch ist zurück in der Woodstock-Ära

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Norbert Rösch (links) steht seit 50 Jahren auf den Rockbühnen. In den Siebzigern spielte er bei den "Vampires" zusammen mit (weiter nach rechts) Udo Walder, Jürgen Fechter (ehemals "Scorpions"), Gary Gareiß und Dieter Klier. Die Aufnahme entstand 1978. Foto: privat
Norbert Rösch (links) steht seit 50 Jahren auf den Rockbühnen. In den Siebzigern spielte er bei den "Vampires" zusammen mit (weiter nach rechts) Udo Walder, Jürgen Fechter (ehemals "Scorpions"), Gary Gareiß und Dieter Klier. Die Aufnahme entstand 1978. Foto: privat
Sänger Jürgen Bergmann ist glücklich mit seiner neuen Band "BC 69".. Foto: Stephan Stöckel
Sänger Jürgen Bergmann ist glücklich mit seiner neuen Band "BC 69".. Foto: Stephan Stöckel
 
Vampires-Plakat 1976 Foto: privat
Vampires-Plakat 1976 Foto: privat
 

Der Stadtsteinacher Norbert Rösch, der früher bei den legendären Vampires spielte, steht seit 50 Jahren auf der Bühne - aktuell mit der Gruppe "Saitenwynd". Doch jetzt zieht er mit der Band "BC 69" andere Saiten auf.

Gemütlich auf einem Hocker sitzend und zum bierseligen Gassenhauer "Kneipenhocker" gemächlich den Bass spielend - so kennt man Norbert Rösch. Doch der Musiker kann auch andere Saiten aufziehen: Bereits lange vor seiner Zeit bei der LiedermacherGruppe "Saitenwynd", deren Mitglieder aus den Landkreisen Kulmbach und Lichtenfels stammen, hatte der 65-jährige Stadtsteinacher, der heuer 50-jähriges Bühnenjubiläum feiert, ein musikalische Kind auf die Welt gebracht. Ein rockig-fetziges obendrein, das auf den Namen "Vampires" getauft worden war: Mit ihrem knackigen und anspruchsvollen Rocksound hatte sich die Gruppe in den 60er und 70er Jahren in so manchem Gehörgang festgebissen, darunter auch dem von TV-Entertainer Thomas Gottschalk.

Während sich Letzterer mit seiner Autobiographie "Herbstblond" auf Leserreise durch Deutschland befindet, macht Rösch wieder die heimischen Bühnen unsicher.
Zusammen mit dem Burgkunstadter Bluesrock-Urgestein Jürgen "Berches" Bergmann, dem belgischen Meistergitarristen Jan van Springel und Schlagzeuger Gunnar Olson, der zwischen Oldenburg und Volkach beruflich und privat hin- und herpendelt, hat er die Gruppe "BC 69" ins Leben gerufen. Nach ihrem vielumjubelten Auftritt beim diesjährigen Sommernachtsfest des Burgkunstadter Kleinkunstvereins "TECnet Obermain" eröffnet das Quartett am Samstag, den 19. September, um 20 Uhr bei freiem Eintritt die neue Konzertsaison im "TECnet-Zentrum" in Burkersdorf.

"Es ist eine Rückkehr zu meinen musikalischen Wurzeln. Nach langen Jahren der Abstinenz kann ich endlich wieder fetzigen Hard- und Bluesrock zum Besten geben. Dabei spiele ich viel druckvoller als bei der Gruppe ,Saitenwynd', fiebert der altgediente Musiker dem Debüt entgegen.

Auch für Jürgen Bergmann ist die Rock'n-Roll-Fastenzeit vorbei. "Es ist so geil. Ich hätte nie gedacht, dass ich wieder einmal auf einer Bühne stehe", sprudelt es vor lauter Freude beim Auftritt aus dem 51-Jährigen heraus.
Das musikalische Eisen, dass er einst vor über einem Jahrzehnt auf einem wundersamen Ausflug für den Burgkunstadter Musicalkomponisten Udo Langer geschmiedet hatte, ist noch immer heiß. Seine rauchige Stimme bebt, die Rhythmen, die Schlagzeuger Gunnar Olson und Bassist Norbert Rösch erzeugen, pulsieren beim Sommernachtsfest druckvoll durch das Festzelt, während Jan van Springels Saiten glühen.

Van Springel ("Mein Beruf in der EDV-Branche hat mich nach Franken geführt, wo ich der Liebe wegen geblieben bin"), ist nicht irgendwer. Mit der Hardrockband "Killer" feierte der Belgier aus Antwerpen, der heute in Unterfranken lebt, von 1988 bis 1992 internationale Erfolge. "Erfolg ist zwar relativ, aber man kann schon sagen, dass "Killer" damals die erfolgreichste Hardrockband in Belgien war."Norbert Rösch, der im August 1965 mit den "Vampires" im Kulmbacher Vereinshaus seinen ersten vielumjubelten Auftritt hatte, ist das wandelnde Anekdoten-Lexikon unter den vier Akteuren. Der Rentner schwärmt von den guten alten Zeiten, als Thomas Gottschalk die Band vor ihren Auftritten angesagt hatte. "Wir hatten mit Rainer Beck aus Kulmbach denselben Manager. Er war es auch, der Gottschalk zu einem Sprecher-Wettbewerb beim Bayerischen Rundfunk anmeldete.

Einen denkwürdigen Auftritt hatte die Formation Anfang der 70er Jahre in der Nähe von Bad Kissingen mit Peter Maffay, der damals noch Schlagermusik gemacht hatte. "Da er kein Playback dabei hatte, mussten wir kurzfristig als Begleitgruppe einspringen. Das war uns als harte Rockband gar nicht so recht. Da wir nicht alle Maffay-Songs drauf hatten, machten wir aus der Not eine Tugend und spielten mit ihm Bluessongs", erinnert sich Rösch.

Über seine musikalischen Mitstreiter von "BC 69" lernte Rösch auch einen Bandkollegen aus seligen "Vampires"-Zeiten wieder kennen: Dieter Klier. Den Kulmbacher hatte es vor Jahrzehnten nach Unterfranken verschlagen, von wo aus er eine Popmusiker-Karriere startete. "Er schrieb Songs für erfolgreiche Künstler wie Sally Oldfield oder Wolfgang Petry und heimste mit der Kapelle "Relax", bei der er Keyboard spielte, eine goldene Schallplatte für den unverwüstlichen Evergreen ,Weil i di mog' ein", kramt Rösch nicht ohne Grund aus seinem Musikgedächtnis hervor.

Am 15. Oktober kommt es nämlich in Unterfranken zu einem Wiedersehen mit seinem Vampires-Bandkollegen. In der Musikkneipe "Techtel-Mechtel" in Volkach, die kein Geringerer als Dieter Klier betreibt, spielen die vier reiferen Herren die Musik, mit der sie aufgewachsen sind und der sie auch ihren Bandnamen verdanken. "Das Woodstock-Jahr 1969 war mit Interpreten und Gruppen wie Jimi Hendrix oder den Rolling Stones ein guter Jahrgang. Wir lieben diese kernige und kraftvolle Musik", spricht Bergmann allen aus der Seele.