Harry Weiß ist der neue Vorsitzende des Kulmbacher IHK-Gremiums. Im Interview spricht er über gewaltige Investitionen, die mit den Klimazielen der Bundesregierung auf die Unternehmen zukommen, über die Uni und den Kurs, den er einschlagen wird.
Der Weg Deutschlands hin zur Klimaneutralität wird auch die heimischen Unternehmen vor gewaltige finanzielle Herausforderungen stellen. Das betont Harry Weiß, der neue Vorsitzende des IHK-Gremiums Kulmbach, der vor wenigen Tagen die Nachfolge von Michael Möschel angetreten hat. Im Interview spricht Weiß auch über die Wettbewerbsfähigkeit der Kulmbacher Wirtschaft und seine Ziele.
Herr Weiß, Ihr Vorgänger Michael Möschel hat vom "Preistreiber Staat" gesprochen, der versuche, ein weltweites Energie- und Umweltproblem über die deutschen Steuerzahler zu regeln. Sehen Sie wie er die Gefahr einer Öko-Diktatur, die für die deutsche Wirtschaft eine große Gefahr darstellt?
Harry Weiß: Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind mit der geplanten Treibhaus-Neutralität bis 2045 sehr hoch. Da ist einerseits der Wunsch der Menschen, in einer nachhaltigeren Welt zu leben. Andererseits ist der Wohlstand, den wir in Deutschland haben, vor allem aufgebaut auf der Wirtschaftsleistung der Unternehmen und Menschen. Es geht darum, einen Weg zu finden, der beides verbindet. Einerseits die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft und Industrie möglichst gut zu gestalten, auch im Vergleich zum Ausland, andererseits auch einen Weg zu finden in Richtung niedrigerer Emissionswerte. Ich glaube, dass sich die aktuelle Entwicklung der starken Erhöhung von beispielsweise Rohstoffpreisen wieder ein Stück weit normalisieren wird. Trotzdem stehen die Unternehmen vor gewaltigen Investitionen, wenn das Ziel der Klima-Neutralität erreicht werden soll. Der Staat sollte hier günstige Rahmenbedingungen schaffen.
Hohe Energiekosten, Materialknappheit, Fachkräftemangel: Die Belastungen, denen Firmen ausgesetzt sind, sind gewaltig. Sehen Sie die Kulmbacher Wirtschaft für den immer härter werdenden Wettbewerb gerüstet?
Grundsätzlich sehe ich die Wirtschaft gut aufgestellt. Das ist natürlich eine sehr pauschale Aussage aufgrund der großen Heterogenität der Betriebe. Ich bin Kulmbacher und seit 40 Jahren in der Sparkasse tätig, davon seit 20 Jahren als Vorstand in Kulmbach. In dieser Zeit habe ich viele Veränderungen erlebt. Die Rahmenbedingungen haben sich gewandelt, das Kundenverhalten, das Preisgefälle zum Ausland und die Digitalisierung. Der Schlüssel für ein erfolgreiches Unternehmen liegt in meinen Augen in den Faktoren Innovationskraft, Mut zu unternehmerischen Entscheidungen und Risikobereitschaft, ständige Anpassung an Kundenbedürfnisse, aber auch Vernetzung und regionaler Austausch. Dazu kann das Industrie- und Handelsgremium sicherlich seinen Beitrag leisten.
Kulmbach hat starke Industrie- und Gewerbebetriebe, auf der anderen Seite aber auch den Handel, der mit vielen Problemen zu kämpfen hat. Wie kann das IHK -Gremium den Einzelhändlern konkret helfen?
Die Probleme, mit denen der Einzelhandel in Kulmbach wie auch in allen anderen Städten zu kämpfen hat, sind in meinen Augen grundsätzlicher Natur. Wir sehen das auch in unserer Sparkasse. Während früher jede Aktivität nur persönlich oder zumindest telefonisch erledigt werden konnte, führt die Digitalisierung dazu, dass ein Großteil aller Standardgeschäfte heute per Internet erledigt