14 Zimmer auf 566 Quadratmetern
Die Hausordnung wird nach einem Wochenplan aufgeteilt. Und da gibt viel zu tun in der "Villa Zuflucht", die auf 566 Quadratmetern sage und schreibe 14 Zimmer bietet. Eigentümerin Susanne Werner hatte eigentlich vor, die Villa zu verkaufen. "Ich hatte schon einen Käufer, habe ihm dann aber abgesagt, weil ich mich verpflichtet fühle, den Frauen und Kindern zu helfen."
Die Zufallsbekanntschaft
Frauen und Kinder, die in Stadtsteinach mehr oder wenig durch Zufall zusammengekommen sind. So hat Oksana auf der Flucht die Ukrainerin Tatjana mit ihrer Tochter Olena bei einem Halt am Berliner Hauptbahnhof kennengelernt. Als sie Anton Makarenko nach Stadtsteinach gebracht hatte, hat sie Susanne Werner darüber informiert, die dann auch Olena in die "Villa Zuflucht" eingeladen hat. "Die Schicksalsgemeinschaft harmoniert", sagt die Hausbesitzerin. Konflikte? Fehlanzeige.
Auch unter den Kindern gebe es keinen Streit, sagt Daniela Föhr, die Schatzmeisterin des Vereins Opferhilfe ist und zu den Helfern gehört, die die ukrainischen Familien betreuen. Und die sich darum kümmert, dass Margarita, Yeseniia, Victoria, Valeria, Rostyslav und Danilo, die gemeinsam am Wohnzimmertisch spielen, möglichst bald den Kindergarten und die Schule besuchen können.
"Der Himmel auf Erden"
"Bei den Kindern ist es noch die Frage der Masernimpfung, die geklärt werden muss. Die Schulkinder melden wir an. Wir hoffen, dass sie nach Ostern in die sogenannten Willkommensklassen kommen", sagt Daniela Föhr, die als Schatzmeisterin des Vereins deutlich macht, dass die Flüchtlingshilfe ins Geld geht. Staatliche Gelder, die man bekommt, wenn Flüchtlinge aufgenommen werden, habe der Verein beantragt, aber noch keinen Cent erhalten. Tausende Euro habe man schon aus eigenen Mitteln aufgebracht, die "Villa Zuflucht" sei aber auch auf private Hilfe angewiesen. Geld- und Sachspenden würden benötigt, sagt Daniela Föhr. Gebraucht würden Getränke, Milch, Kartoffeln und Eier.
"Der Himmel auf Erden"
"In Mariupol hatten wir drei Wochen lang keinen Strom, kein Wasser und keine Lebensmittel", sagt Roman, der als einziger Mann im Haus quasi der Hahn im Korb ist. Er ist mit seiner Frau und den drei Kindern aus Mariupol geflüchtet, der Stadt, die von der russischen Armee dem Erdboden gleichgemacht wurde, in der Zehntausende Zivilisten getötet worden sein sollen. "Das war die Hölle, hier ist es der Himmel auf Erden", sagt der 33-Jährige, der in Stadtsteinach in Sicherheit ist, sich aber um seine Freunde und Verwandten sorgt, die in seiner Heimatstadt geblieben sind. Die Angst lebt mit in der "Villa Zuflucht", die den Flüchtlingen ein Zuhause bietet. Angst, die auch die Helfer des Vereins Opferhilfe haben. Susanne Werner: "Wir beten jeden Tag, dass unsere Frauen und Kinder keine schreckliche Nachricht aus ihrer Heimat erhalten."
Der Verein Opferhilfe Oberfranken ist ein gemeinnütziger Verein, der sich dem Opferschutz und außerdem der Kriminalprävention widmet.
Hilfe für Ukrainer Für die "Villa Zuflucht" wurde ein Spendenkonto eingerichtet. Wer die Arbeit unterstützen will, kann einen Beitrag auf folgendes Konto leisten.
IBAN: DE71 7835 0000 0040 7071 68.
Sachspenden Bei Sachspenden kann man sich per E-Mail an info@opferhilfe-oberfranken.de wenden oder unter der Telefonnummer 0171-3032827 melden.red