Das Orchester des Stadtsteinacher Musikvereins verzichtete bei seinem Konzert auf "Klingelingeling" und sattsam bekannte Weihnachtslieder.
Der Erzengel Michael auf dem Bild des Hochaltars mag sich durch die Musik im voll besetzten Stadtsteinacher Gotteshaus bei seinem Kampf gegen Luzifer der Unterstützung gewiss gewesen sein. Mächtig, aber auch sehr differenziert, bestritt das Orchester des Stadtsteinacher Musikvereins den siebten Adventszauber am Freitagabend in der Kirche, die dem Erzengel gewidmet ist.
Es war ein etwas anderes Konzert im Advent - ohne "Klingelingeling" und sattsam bekannte Weihnachtslieder - auch in den Beiträgen des Chors Akustica. Aber durchaus mit dem Blick auf Weihnachten in der Adventszeit, in der Pfarrer Wolfgang Eßel dazu aufrief, sich für das große Fest zu öffnen.
Leonard Cohen im Programm
Freilich spielte die Original fränkische Trachtenkapelle auch Choräle am Anfang und Ende des Konzerts, wie sie das ganze Jahr über auch bei allen kirchlichen Festen der Pfarrei mitwirkt. Auch das "Halleluja", das Dirigent Christoph Hohlweg noch kurzfristig nach dem Tod von Leonard Cohen ins Programm nahm.
In erster Linie bot das Orchester aber ganz profane Musik. Von Elton John, Simon and Garfunkel und Filmmusiken. Und vielleicht als Bravourstück des Abends einen ganz mächtigen und forschen Florentiner Marsch, in dem auch das tiefe Blech mal ordentlich loslegen durfte, so dass man damit einst auch die Mauern von Jericho hätte niederreißen können.
Holzbläser wie eine Einheit
Das Orchester hat sich in den vergangenen Jahren gehörig weiterentwickelt. Es spielt immer differenzierter, vor allem auch in der Dynamik. Gemausert hat sich vor allem die Gruppe der Holzbläser, die das ganze Konzert über wie eine Einheit musizierte. Besonders die Klarinetten spielen sanft, wie man es bei Laienorchestern selten zu hören bekommt.
Dass Christoph Hohlweg nach dem recht anspruchsvollen "Cinderellas Dance" jedem einzelnen Holzbläser spontan die Hand schüttelte, zeigte, dass er selbst - nach den Mühen intensiver Proben - ausnahmsweise recht zufrieden war.
Auch beim siebten Adventszauber zeigte der Chor Akustica, dass er ein Repertoire abseits der üblichen Gesangvereinsliteratur pflegt, obwohl der "Jodler" eingangs fast schon konventionell war - zusammen mit einer aus dem Orchester ausgeliehenen Solo-Trompete dann aber doch wieder nicht das Übliche.
Noch mehr Farbe im Chorklang
Ebenso "Son of Maria" mit einer Solo-Querflöte. Es war das erste Mal, dass Chorleiter Jörg Schmidt, neben dem Klavier auch Blasinstrumente zum Chor genommen hatte. Das bringt in jedem Fall noch mehr Farbe in den Chorklang.
A capella sang Akustica weitere für Chor gesetzte Pop-Songs von Nena, Coldplay und Simon and Garfunkel. Außerdem konnten ein paar Chorsänger ihre Kinder zum Mitsingen bewegen, womit das Stück "Nessaja" aus Peter Maffays Kindermusical "Tabaluga" ganz authentisch zu hören war.
Große Fortschritte hat auch die dritte musikalische Säule des Musikvereins gemacht. Das Vororchester hatte unter Daniela Ott beim Eltern-Vorspiel zur Jahresmitte noch mit reduziertem Tempo und manchmal etwas wackelig musiziert. Beim Adventszauber waren diese Unsicherheiten aber völlig verflogen.
Der "Jingle Bells Rock" und das Lieblingsstück der Bläserklasse aus dem Film "Fluch der Karibik" waren jetzt ganz prima gespielt, so dass sich die elf Nachwuchsmusiker nach ihrem Auftritt selbstbewusst und konzentriert das restliche Konzert aus der ersten Sitzreihe anhören konnten.
Das Konzert war ohne das Vororchester am Sonntag in der Basilika Marienweiher noch einmal zu hören. Einen Mitschnitt des Auftritts, der in den nächsten Tagen Stück für Stück eingestellt wird, kann man sich im Internet bei youtube anhören.