Musik ist Medizin für den Menschen - auch in Grafengehaig

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Der Männergesangverein Grafengehaig 1881 unter der Leitung von Harald Dietzel. Foto: Klaus Klaschka
Der Männergesangverein Grafengehaig 1881 unter der Leitung von Harald Dietzel. Foto: Klaus Klaschka
Die geehrten Mitglieder des MGV Grafengehaig mit Vorsitzendem Volker Kirschenlohr und Chorleiter Harald Dietzel (von links) sowie Bürgermeister Werner Burger (Dritter von rechts). Foto: Klaus Klaschka
Die geehrten Mitglieder des MGV Grafengehaig mit Vorsitzendem Volker Kirschenlohr und Chorleiter Harald Dietzel (von links) sowie Bürgermeister Werner Burger (Dritter von rechts). Foto: Klaus Klaschka
 
Renate Palder spielte am Klavier die Humoreske von Anton Dvorak.Foto: Klaus Klaschka
Renate Palder spielte am Klavier die Humoreske von Anton Dvorak.Foto: Klaus Klaschka
 
Der gemischte Chor des Gesangvereins Himmelkron unter Renate Palder. Foto: Klaus Klaschka
Der gemischte Chor des Gesangvereins Himmelkron unter Renate Palder. Foto: Klaus Klaschka
 
Der Gemischte Chor des Gesangvereins Bindlach unter Leitung von Matthias Herzog.
Der Gemischte Chor des Gesangvereins Bindlach unter Leitung von Matthias Herzog.
 
Der Männerchor der Chorgemeinschaft Lindau und Feuln-Waizendorf unter Christian Knörrer. Foto: Klaus Klaschka
Der Männerchor der Chorgemeinschaft Lindau und Feuln-Waizendorf unter Christian Knörrer. Foto: Klaus Klaschka
 

Es heißt immer, die Gesangvereine leiden an Nachwuchsmangel. Das stimmt schon. Aber sie sind noch lange nicht am Ende. Das zeigte nicht zuletzt der Liederabend, den der Männergesangverein (MGV) "Concordia" Grafengehaig am Samstagabend in der Frankenwaldhalle veranstaltete.

Dazu hatte er drei weitere Chöre eingeladen. Den Anfang machte der Gemischte Chor Bindlach mit zwei Sätzen von Manfred Bühler, einem Tonsetzer im gewohnten Modus aus dem weiten Umfeld der Sängerbundliteratur, und einer Ballade, die einst Elvis Presley gar fürchterlich schmachtend in die Mikrophone hauchte: "Can't help falling in love".


Wunderschöne Liebeserklärung

Die Bindlacher konnten das ohne Übertreibung besser. Sie machten eine wunderschöne Liebeserklärung daraus. Matthias Herzog zog den Chor mit oft weiten Wellenbewegungen in einen ganz sanften Klang.

Dass Herzog selbst ein geschulter Musiker ist, bewies er später im Programm mit "Es war einmal" von Paul Lincke (am Klavier begleitet von seiner Frau Beate Ranftl-Herzog). Wer sich erinnert: Das war so etwas wie die Erkennungsmelodie von Rudolf Schock, "dem" Operetten- und Schlagerstar der
1950er-Jahre.

Matthias Herzog, von Haus aus Bariton, also eine Stimmlage tiefer, singt diesen Evergreen weniger aufdringlich und weniger angestrengt. Er setzt am Ende des Liedes, wo Rudolf Schock aufdreht und den Tenor heraushängen lässt, die Kopfstimme ein und lässt das Stück, textangemessener, ausklingen.



Bedeutende Namen der Gesangsliteratur


Der zweite Gemischte Chor, der Gesangverein Himmelkron unter Leitung von Renate Palder, wagte sich mit seiner Liedauswahl an bedeutende Namen der Gesangsliteratur: Brahms, Silcher und Zelter. Der Chor fiel durch seine reinen und zurückhaltenden, gar nicht aufdringlichen Frauenstimmen auf und seinen fundierten aber nicht dicken Bass. Damit erreichte die Leiterin einen recht ausgewogenen Chorklang.

Renate Palder selbst spielte im zweiten Teil des Konzerts am Klavier die Humoreske von Dvorak, eines jener kurzen Stücke, "Albumblätter", die schon seit Beethovens Zeiten bei den "höheren Fräuleins" der Gesellschaft recht beliebt waren. Seinen Flügel, der den ganzen Abend über zu hören war, stellte im Übrigen Ludwig Beck zur Verfügung.

Zwei Männerchöre bestritten ebenfalls das Programm. Neben dem gastgebenden MGV Grafengehaig die Chorgemeinschaft Lindau, Feuln-Waizendorf (Gemeinde Trebgast): Ein feiner Männerchor, der mit 25 Sängern einen sehr gepflegten chorischen Eindruck hinterlies - mit Liedern aus dem Bereich der Sängerbund-Literatur, aber auch einem Lied, das dessen Leiter Christian Knörrer selbst für Chor gesetzt hat, sowie einem Lied von Hubert von Goisern, dem nachgesagt wird, dass er sich zur Aufgabe gemacht habe, Volksmusik zu erneuern und zu entstauben. Was die Chormusik insgesamt betrifft: es ist ja nun wirklich nicht mehr so, dass die Gesangvereine nur und immer "Ännchen von Tharau" und dergleichen rauf und runter singen und im 19. Jahrhundert stecken geblieben sind - was auch beim Konzert in Grafengehaig vorgeführt wurde.


Klein, aber oho


Schließlich der Gastgeber. Der MGV Grafengehaig 1881 selbst sang ein relativ konventionelles Programm: Eine "Romatische Liedfolge" von Friedrich Silcher sowie Lieder nach Texten von Herrmann Löns (am Klavier begleitet von Ludwig Beck). Der zahlenmäßig kleinste Chor (mit Chorleiter, der selbst Tenor mitsingt: 18 Mann) pflegt eine gut geschulte Aussprache und singt auch exakt zusammen ab. Da ist ein sonst fränkisches "hardes d" auch wirklich ein t. Man versteht den Text, der Gesang ist durch die exakte Artikulation rhythmisch klar und waabert nicht so vor sich hin. Hier sei Chorleiter Harald Dietzel ein ausdrückliches Lob gezollt.

Im Rahmen des Konzertes ehrte der MGV Mitglieder für ihre jahrelange Treue zum Verein - zuförderst Fritz Illigmann und Robert Schmidt für deren 65-jährige Mitgliedschaft.

Der Konzertabend in der Frankenwaldhalle war ein angenehmer Abend mit feinem Gesang und guter Klaviermusik - ohne oft andernorts schleppender Überlänge; so recht nach dem, was Bürgermeister Werner Burger in seiner kurzen Begrüßung vorab schon feststellte: "Musik ist Medizin für den Menschen." Mit dem gemeinsam gesungenen Volkslied "Kein schöner Land" ging der Abend zu Ende.