Jahrelang hat Stadtsteinach darauf hingearbeitet, eine Aufstufung im Landesentwicklungsplan zu erreichen. Daraus wird allerdings nichts.
Drei Stunden diskutierten die Stadtsteinacher Stadträte am Montagabend über verschiedenste Themen vom Breitbandausbau bis zum Abriss der Schulturnhalle - doch die interessanteste Nachricht wurde fast beiläufig am Ende bekannt: Stadtsteinachs Chancen, doch noch ein Mittelzentrum zu werden, sind gleich Null! Zwar hat Bürgermeister Roland Wolfrum (SPD) noch keinen offiziellen Bescheid, geschweige denn eine Begründung dieser Absage in Händen, doch die Entscheidung ist wohl getroffen.
Nicht mehr als ein Grundzentrum?
Diese Information stammt von Albert Füracker (CSU), Staatssekretär im Staatsministerium der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat, der das schriftlich dem Kulmbacher Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) mitgeteilt hat. Schramm hatte die gemeinsame Bewerbung von
Stadtsteinach, Untersteinach und Marktleugast nachdrücklich unterstützt und Fürackers Antwort zur Kenntnis an Wolfrum weitergegeben. Die Aufstufungswünsche Stadtsteinachs könnten nicht berücksichtigt werden, da die Kommune die Anforderungen eines Mittelzentrums nicht erfülle. Die Ausstattung mit Versorgungseinrichtungen entspreche lediglich denen einen Grundzentrums.
"Das sehe ich nicht so", kritisierte Bürgermeister Roland Wolfrum, der auf einen letzten schwachen Hoffnungsschimmer verwies: Bei einer möglichen künftigen Fortschreibung des Zentrale-Orte-Systems könne man erneut einen Antrag stellen.
Die Stadträte zeigten sich enttäuscht. Wolfgang Hoderlein (SPD) formulierte drastisch, was die Entscheidung für die Stadt bedeutet: "Das ist für uns ein Schlag ins Gesicht und gleichbedeutend mit dem Ausverkauf des ländlichen Raums. Das ist genau das Gegenteil dessen, was in allen Sonntagsreden behauptet wird." Hoderlein ist empört: "Wollen wir das einfach so hinnehmen, oder kriegen die eine Antwort von uns?"
Als einzige Stadt benachteiligt
Das Nein wollen die Stadträte quer durch die Fraktionen nicht still akzeptieren. "Es ist traurig, dass wir die einzige ehemalige Kreisstadt sind, die diesen Status nicht zugesprochen bekommt", sagte Klaus Witzgall (CSU). Man habe alles außer einen Autobahnanschluss.
"Wir sind ein Sonderfall, für den die angewendeten Kriterien einfach nicht passen", bekräftigte Hoderlein. "Wir erreichen nicht die geforderten Einwohnerzahlen oder Gewerbeflächen, aber wir haben viele überörtlich bedeutende Einrichtungen, von der Klinik bis zur Polizei. Allein dafür hätten wir die Qualifikation bekommen müssen."
Knud Espig (SPD) plädierte dafür, alle Landtagsabgeordneten und Kandidaten für die bevorstehende Landtagswahl anzuschreiben, wie sie zu der Entscheidung stehen.
Post an den Petitionsausschuss
Nach längerer Debatte entschieden die Stadträte einstimmig, dass zur nächsten Sitzung ein Schreiben an den Petitionsausschuss des Landtags vorbereitet werden soll. Bis dahin hofft Roland Wolfrum auch einen offiziellen Bescheid zur künftigen Einstufung Stadtsteinachs vorliegen zu haben - mit einer angemessenen Begründung der Ablehnung.
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