Mainleuser vermitteln neue Freude am Leben

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Julia Böhner mit Seniorin Maria: Sich zuhören, die Hände halten und Gemeinsames erleben: Die Kameradschaft nutzt allen Generationen. Foto: Katharina Müller-Sanke
Julia Böhner mit Seniorin Maria: Sich zuhören, die Hände halten und Gemeinsames erleben: Die Kameradschaft nutzt allen Generationen. Foto: Katharina Müller-Sanke

Die Mainleuser Gruppe mit dem Namen "Kameradschaft mit Jung und Alt" entlastet pflegende Angehörige und stimuliert Erkrankte geistig und körperlich.

Maria aus Mainleus ist 87 Jahre alt. Und sie hat Demenz. Doch Maria igelt sich nicht zu Hause ein, so wie es leider viel zu häufig passiert. Maria nimmt weiterhin aktiv am Leben teil. Die Mainleuser Gruppe mit dem Namen "Kameradschaft mit Jung und Alt" im Mehrgenerationenhaus Awo-Bürgerzentrum macht es möglich.

Dort wird seit gut einem Jahr das gelebt, was in vielen anderen Gemeinden im Landkreis Kulmbach und darüber hinaus erst noch geplant ist: Eine Gruppe, die pflegende Angehörige entlastet und gleichzeitig demenzkranke Menschen geistig und körperlich stimuliert.

Neben Maria sind sieben andere Seniorinnen und Senioren zwischen 85 und 91 Jahren bei den gemeinsamen Nachmittag dabei.

Unter professioneller Anleitung von Ingrid Wagner und mit Unterstützung mehrerer Ehrenamtlicher wird zusammen gesungen, über festgelegte Themen gesprochen, Gymnastik gemacht und natürlich auch gemeinsam über den einen
oder anderen Witz gelacht. Es wird gemalt, gebastelt und kurz gesagt: gefördert. Lustig und entspannt geht es zu bei den Nachmittagen.

Berufung gefunden

Auch den Ehrenamtlichen macht es viel Freude, so zum Beispiel Edith Naujoks. Die ehemalige Friseurin ist vor zwei Jahren in Rente gegangen. In der Betreuung von demenzkranken Senioren hat sie eine echte Berufung gefunden. "Ich habe den Kurs als Demenzbetreuerin gemacht und habe gleich gewusst: Das ist das Richtige für mich", erinnert sie sich. Alles sei so unmittelbar spürbar. "Die älteren Menschen vermitteln eine solche Freude. Ich bin immer wieder beeindruckt, was der eine Nachmittag in der Woche im Leben dieser Menschen für einen Unterschied macht."

Und tatsächlich erzählen auch die Senioren davon, wie sie neuen Lebensmut gefasst haben. "Ich habe wieder mit meiner Handarbeit angefangen," erzählt eine Besucherin, die ihren Namen wie auch die meisten anderen Teilnehmer nicht in der Zeitung lesen möchte.

"Die Lieder finde ich besonders schön, sie erinnern mich an früher", sagt eine andere Teilnehmerin.
Und selbst die Herren freuen sich auf den gemeinsamen Tag. "Ich stehe schon immer ewig am Fenster und warte darauf, bis das Auto vorfährt, um mich abzuholen", erzählt ein Besucher.

Passgenaue Angebote

In Sachen demenzieller Erkrankungen ist das Mehrgenerationenhaus Awo-Bürgerzentrum in Mainleus sehr aktiv. Auch bei den "Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz" sind die Mainleuser Mitglied und haben eigens eine Fachkraft eingestellt.

Sozialpädagogin Julia Böhnlein arbeitet seit einem Jahr am Aufbau des Netzwerkes in der Gemeinde Mainleus. Ziel der Arbeit ist es, Erkrankte frühzeitig aufzufangen, um dann individuelle Hilfen vermitteln zu können.

"Der Einzug ins Heim kann durch niedrigschwellige Angebote hinausgezögert werden", betont auch Ingrid Wagner, Leiterin des Mehrgenerationenhauses und der Demenzgruppe. "Seit mehr als 40 Jahren ist das Mehrgenerationenhaus Anlaufstelle für Senioren. Hier passgenaue Angebote zu schaffen, liegt nahe." Wenn es dann noch mit so viel Freude und Begeisterung geschieht wie in Mainleus, kann eine solche Gruppe für alle nur ein Gewinn sein.