Eine Firma versucht offensichtlich bundesweit, Pflegedienste und Ärzte abzukassieren. Auch das Untersteinacher "Pflegenest erhielt eine "letzte Mahnung". Jetzt warnt nicht nur die Polizei vor den Betrugsversuchen.
Es war eine Rechnung von vielen, die auf dem Schreibtisch von Markus Weigel landen. Der Untersteinacher ist Kaufmännischer Angestellter im Rechnungswesen im "Pflegenest Intensivpflege". Ihm kam das Schreiben der Firma Humedical Alpha-Ribs aus Grabau gleich komisch vor. 25 Covid-19-Antigen-Schnelltests? Für 206,76 Euro? Dazu noch eine "letzte Mahnung" nach mehreren Zahlungserinnerungen? Da konnte doch etwas nicht stimmen. Weigel begann nachzuforschen und stieß auf eine wohl bundesweite Betrugsmasche.
"Als Intensiv-Pflegedienst haben wir einen hohen Bedarf an Pflege-, Schutz- und Desinfektionsmitteln, für die viele Rechnungen aufschlagen", erklärt Weigel, der weiß, dass das in anderen Einrichtungen aus der Branche nicht anders ist. Deshalb will er warnen, auf die Abzockeversuche aufmerksam machen.
Firma wurde schon öfter auffällig
Merkwürdig kam ihm schon allein die Stückzahl der abgerechneten Tests vor - nur 25. Eine gängige Einheit - aber zu wenig für einen Betrieb wie das Pflegenest, wo Patienten und Mitarbeiter ständig auf Corona getestet werden. Richtig stutzig machte ihn die "letzte Mahnung", weil er, wie er sagt, die Buchhaltung im Griff hat und so etwas eigentlich nicht vorkommt. "Ich bin sicher, dass wir bei denen nichts bestellt haben." Interne Nachforschungen bestätigten ihn ebenso wie eine Internet-Recherche. "Die Firma ist offensichtlich schon öfter auffällig geworden." Neben diesen Rechnungen auch mit unerwünschter Werbung per Post und E-Mail.
Natürlich versuchte er, Kontakt mit dem Rechnungssteller aufzunehmen. Per Telefon, per E-Mail, per Post. Die Anrufe landeten bei einer Bandansage, die Mails blieben unbeantwortet. Der Brief kam mit dem Vermerk zurück "Empfänger/Firma unter der angegebenen Anschrift nicht zu ermitteln." Kein Wunder.
Zu seinen Recherchearbeiten gehörte auch, im Umfeld der von Humedical angegebenen Adresse andere Unternehmen ausfindig zu machen und anzurufen. So landete er unter anderem in einem Schlachthof. "Dort hatte noch nie einer was von Humedical oder Alpha Ribs gehört. Niemand kannte die."
Der Untersteinacher hatte zudem versucht, humedical mit den eigenen Waffen zu schlagen. Er forderte die Firma auf, für seine umfangreichen Recherchearbeiten eine Bürokostenpauschale über 187,50 Euro zuzüglich 19 Prozent Mehrwertsteuer zu zahlen. Natürlich kam darauf keine Resonanz.
Inzwischen hat Weigel den Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (Kurz: bpa) über die Schreiben informiert. Dort sind bereits mehrere dieser Fälle aus der ganzen Bundesrepublik aufgeschlagen.