Leopold Wala: Fit und wissbegierig wie eh und je

2 Min
Leopold Wala (96) - fit und wissbegierig wie immer - widmet sich intensiv der historischen Dokumentation des Ortes Blumenau, jetzt Kvetna, und der deutsch-tschechischen Freundschaft. Foto: Klaus Klaschka
Leopold Wala (96) - fit und wissbegierig wie immer - widmet sich intensiv der historischen Dokumentation des Ortes Blumenau, jetzt Kvetna, und der deutsch-tschechischen Freundschaft. Foto: Klaus Klaschka
Zahlreiche Gratulanten beglückwünschten Leopold Wald zum 96. Geburtstag, an der Spitze Bürgermeister Franz Uome (5. v. l.)
Zahlreiche Gratulanten beglückwünschten Leopold Wald zum 96. Geburtstag, an der Spitze Bürgermeister Franz Uome (5. v. l.)
 

Der 96-jährige Leopold Wala ist in Mannsflur sehr aktiv. Sein größtes Interesse gilt aber nach wie vor der alten Heimat, dem früheren Blumenau in Tschechien. Unzählige Ereignisse dort hat er dokumentiert.

Leopold Wala blickt weit zurück - nicht nur auf inzwischen 96 Lebensjahre. Sein Blick ist nicht der des Alters auf dies und das, das hin und wieder ins Gedächtnis kommt. Es ist ein rein historischer Blick. Systematisch hat er - anfangs noch zusammen mit seinem Bruder - gesammelt und dokumentiert und auch zwei Büchlein herausgegeben.

Wala hat sich auch eingemischt - in der neuen Heimat Marktleugast-Mannsflur; sei es in der katholischen Kirche, in der CSU, im VdK. 25 Urkunden wurden ihm bisher überreicht, Ehrenzeichen en masse. Seine historische Leidenschaft gilt aber nach wie vor seiner alten Heimat. Sein Schwerpunkt ist ein kleiner Ort mitten in der jetzigen Tschechischen Republik: Kvetna, das früher den deutschen Namen Blumenau hatte und zum Kreis Zwittau gehörte, jetzt Svitavy. Dessen berühmtester Sohn, Oskar Schindler, kam zu Hollywood-Ehren.

Bis heute hat Leopold Wala zwanzig Mal das Dorf im Schönhengstgau, fast 500 Kilometer östlich von Mannsflur, besucht. Nicht aus Nostalgie. Die Neugier trieb ihn, sich zu erkundigen, was sich im Laufe der Zeit dort getan hat oder auch nicht.
Und er sammelte Unmengen Fotos von einst und jetzt; wo etwas dem Untergang anheim fiel, wo neu gebaut wurde, wo Altes noch erhalten geblieben ist.

Seine Besuche in die eigene Vergangenheit sind aber Aussöhnung. Er suchte dort die Begegnung "mit den neuen tschechischen Bewohnern", ohne Zorn oder Wehmut. Bereitwillig ließ er sich vom jetzigen Bürgermeister zu einem Gespräch einladen. Er beantwortete die Fragen zum "früheren deutschen Dorfleben", zum Brauchtum und Festleben, wo die vormaligen Blumenauer denn jetzt leben. Und Wala wurde eingeladen, sich in das Ehrenbuch der Gemeinde einzutragen.

Kritische Fragen

Doch der 96-Jährige provozierte auch mit der Frage, ob es denn richtig gewesen sei, die damaligen Blumenauer ab 26. Juni 1945 von deren Haus und Hof zu vertreiben. "Damit müssen sich die Historiker befassen", erinnert er sich heute noch an die Antwort.

Eine Schuldzuweisung, die Deutschen hätten doch den Krieg angefangen, bekam er nicht zu hören. Auch verkündete Wala in Kvetna, dass er nicht im entferntesten daran denke, in das vorherige Blumenau zurück zu kehren; er müsste dafür ja die neuen Verbindungen in der neuen Heimat aufgeben.

Irgendwie kommt Leopold Wala zu dem Schluss, dass es zwischen einzelnen Leuten, auch zwischen den Völkern, nicht diese Probleme gebe, bei denen sich "die oben" (Funktionäre) einfach nicht einigen wollten. Und er stellt fest, dass das Eigentum der damaligen deutschen Besitzer von deren jetzigen tschechischen Besitzer nicht gestohlen wurde; es musste vom (tschechischen) Staat nach 1945 gekauft, also rechtmäßig erworben werden. Es ihnen wieder abnehmen zu wollen würde weiteres Unrecht verursachen.

Die Historiker müssten darüber urteilen, erinnert er. So zum Beispiel auch über eine damalige Deutsche, die noch schnell einen Tschechen heiratete, um nicht vertrieben zu werden und ihre Ländereien behalten zu können. Doch ging sie ihrer Felder schließlich doch verlustig, als diese von einer Kolchose einverleibt wurden.
Leopold Wala fand auch einen Vierkanthof, den inzwischen ein holländischer Handelsschifffahrtskapitän gekauft und renoviert hat, und auf dem jetzt dessen Frau mit zwei großen Hunden und einem Esel wohnen. Und es gebe im ehemaligen Blumenau jetzt die "Farma Kvetna", eine Einrichtung für Kinder ohne Eltern und für schwer erziehbare Jugendliche, die sich mit Milchkühen, Schweinen, Ziegen und Kleinvieh - wie einst deren deutsche Bewohner - selbst versorgen. Und Leopold Wala stimmt es zufrieden, dass es durch die Farma Kvetna wieder öfters Gottesdienst in der Blumenauer Kirche gibt.

Bei seiner Leidenschaft für die Geschichte hat der 96-Jährige einen Mitstreiter: seinen Enkel Thomas, der die langen Fahrten für seinen Großvater bewerkstelligt und sich auch an den Dokumentationen beteiligt.

Ehrenzeichen für den Enkel

Demonstrativ steckte Leopold Wala deshalb bei seiner Geburtstagsfeier im kleinen Familienkreis voller Stolz und Dankbarkeit seinem Enkel ein Ehrenabzeichen der Sudetendeutschen Landsmannschaft an.