Elf Künstler aus Deutschland und Tschechien sind nach Thurnau gekommen, um sich auszutauschen und an neuen Werken zu arbeiten.
Michael Sauer (73) arbeitet mit einem Stemmeisen. Aus einem Sandsteinblock soll ein Gnom werden. Ein Gnom, der mindestens 1,40 Meter hoch ist. Die Nase ist noch ein bisschen eckig. "Die wird schon noch", erklärt der Künstler, der eigentlich in Berlin lebt.
Schon zum achten Mal ist Michael Sauer beim Europa-Symposium in Thurnau dabei. Immer schafft er Sandsteinfiguren. "Diesen Gnom werde ich bis zur Matinee sicherlich nicht fertig bekommen, denn wenn ich ständig arbeiten würde, würde ich sicher vier Wochen oder mehr brauchen", sagt er selbst. Allerdings soll der Gnom noch in diesem Jahr vollendet werden, sagt Sauer. Für ihn ist die Steinbearbeitung ein Hobby. Denn eigentlich ist er Optiker, Mechaniker und Hörgeräteakustiker von Beruf. Und auch mit 73 Jahren arbeitet Sauer noch.
Einige Meter weiter werkelt der stellvertretende Vorsitzende des Europa-Symposiums Thurnau, Albrecht Volk. Volk ist ebenfalls 73 Jahre alt, er hat das Künstlertreffen organisiert. "Elf Künstler - vier aus Tschechien und sieben aus Deutschland - nehmen an dem Symposium teil", freut sich Volk über die große Resonanz. Es geht dabei nicht nur darum, Kunstwerke zu schaffen, sondern es geht auch um Völkerverständigung und Austausch.
Volk selbst kreiert einen Wolpertinger der besonderen Art aus Sandstein. "Das, was ich hier mache, ist kein Hahn und kein Hund, aber das Wesen hat einen Fisch im Maul", erklärt er. Vorzeichnungen braucht Volk für dieses Fantasie-Gebilde nicht.
Alte Skateboards werden zu Kunst
Die Bandbreite der Kunst, die in Thurnau geschaffen wird, ist groß. Jitka Tomanoyá ist mit dreißig Jahren die jüngste Künstlerin. Die Tschechin bearbeitet ausgediente Skateboards, graviert sie und funktioniert sie in Druckplatten um. Drei verschiedene Themenfelder möchte Tomanoyá in Thurnau bearbeiten: Themen rund ums Skaten, Gedanken rund um das Leben und Geistiges. Einige ihrer zerbrochenen Boards sollen wie Masken ausschauen, verrät sie.
Tomáš Dolejš (42) dagegen fertigt seine Kunstwerke aus Stahl und Eisen. Schon als Kind schaute Dolejš seinem Vater, einem gelernten Schlossermeister, gerne über die Schulter. Auch heute noch fertigt Dolejš Stahlarbeiten: Geländer, Verzierungen - alles, was akkurat gearbeitet werden muss. Mit seinen Kunst-Objekten schafft Tomáš Dolejs einen Kontrast. Er lässt Eisen altern und lässt es künstlich rosten.
Halb Frau, halb Mann
Aktuell arbeitet er an seiner Kreation "Die Schöne und er". Dabei handelt es sich um ein Bildnis, halb Frau, halb Mann. Die Frau soll schön, rundlich geformt sein, der Mann dagegen wird hart und kantig, erklärt er sein Konzept. "Die gespaltene Persönlichkeit" ist mein Thema, erklärt Dolejš sein Konzept.
Eine rostige Figur ist schon fertig. "Eigentlich sind alle Menschen gespalten", findet der Künstler und ist gespannt, wie seine Werke auf die Öffentlichkeit wirken. Zum ersten Mal beim Künstlersymposium dabei ist Inge-Rose Lippok (69). Sie kommt aus Hannover und hat sich auf Collagen spezialisiert. Ihr Thema in Thurnau sind "Verlorene Räume". Doch beim Kunstsymposium lassen auch andere Künstler Bilder, Collagen und andere spannende Objekte entstehen.
Mit dem Zeichenblock unterwegs
Eduard Milka (70) ist den ganzen Tag in Thurnau unterwegs und zeichnet Impressionen und Ortsansichten in seinen Block, später werden diese Zeichnungen aquarelliert. Milka malt Aquarelle mit zauberhaften Ansichten. Besonders faszinieren ihn der Schlossweiher und die historischen Gebäude von Thurnau. Beim Europa-Symposium 2017 entstehen Kunstwerke für jeden Geschmack: Gegenständliches und Abstrakte, Modernes und Traditionelles.
Die Künstler des Europa-Symposiums Thurnau arbeiten noch bis 5. August am Oberen Markt 26. Dabei lassen sie sich gerne über die Schulter schauen. Am Sonntag, 6. August, um 11 Uhr präsentieren die elf Künstler ihre Arbeiten im Rathaushof in Thurnau. Vom 1. bis 30. September sind die Werke im Töpfermuseum Thurnau ausgestellt.