Kulmbacher Spediteure: Aussichten sind düster

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Im Ausland ist der Diesel deutlich günstiger als in Deutschland - ein Problem für die Speditionen.Foto: aroitner /Adobe Stock
Im Ausland ist der Diesel deutlich günstiger als in Deutschland - ein Problem für die Speditionen.Foto:  aroitner /Adobe Stock

Nach Corona erwartet die Logistik- Unternehmen aufgrund der hohen Diesel-Preise der nächsten Nackenschlag.

Sie liefern Waren von A nach B. Die Routen sind ausgetüftelt und effizient. Aber wo die Reise mit Blick auf die Dieselpreise hingeht, das wissen die Speditionen nicht.

Robert Gammisch, Chef der Gammisch Gruppe in Neuenmarkt, spricht von einer großen Belastung für die Branche. "Was sollen wir noch kompensieren?", fragt er sich mit Blick nicht nur auf die Treibstoff-, sondern auf die insgesamt gestiegenen Energiekosten, die nur schwer bei den großen Kunden und Konzernen durchzukriegen seien.

Als Kalkulationsgrundlage dient auf der Internetseite des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) der so genannte Diesel-Floater. Dabei handelt es sich um Statistiken über die Entwicklung der Treibstoffkosten, an denen laut Gammisch die meisten Unternehmen der Branche ihre Preise orientieren und die als Grundlage für die Verhandlungen mit den Kunden dienen.

Ein weiteres Problem ist nach den Worten von Robert Gammisch, dass in den Nachbarländern wie Polen, Tschechien und Österreich die Dieselpreise niedriger sind als bei uns. "Das ist ein ungleicher Wettbewerb." Aber extra ins Ausland zum Tanken zu fahren lohne sich nicht.

Erst Corona - und nun die Energiekosten

Ein bekanntes Problem, dass sich durch den Ukraine-Krieg weiter verschärft habe, sei der Fahrermangel. "Die ukrainischen Fahrer wurden alle heimgerufen. Hier fehlen jetzt Tausende", sagt er mit Blick auf die Branche, der neben den hohen Ausgaben für Treibstoff auch die gestiegenen Kosten für Heizöl, Werkstatt oder Lohn zu schaffen machen. "Vor allem die kleinen Speditionen tun mir leid. Wie wollen die das auffangen?", fragt Gammisch, der mit immer mehr Konkursen bei den Kleinen rechnet. "Jetzt haben wir zweieinhalb Jahre Corona einigermaßen geschafft - und nun kommen die Energiekosten", stellt er etwas resigniert fest.

Der Unternehmer hat aber eine noch größere Sorge: die drohende Gasabschaltung: "Wenn das passiert, dann ist der Dieselpreis nur noch eine Kleinigkeit. Denn dann haben wir wohl nichts mehr zu fahren", sagt er mit Blick auf die dann drohenden Produktionsprobleme in vielen Betrieben.

Düster sind die Aussichten auch laut Michael Möschel, der Geschäftsführer der Verkehrsakademie-Gruppe in Kulmbach ist. "Die aktuellen Dieselpreise haben für Transport- und Busunternehmen existenzgefährdende Höhen erreicht", stellt er fest. Hinzu komme, dass sich die Preise so rasant verändern, dass viele Firmen nicht in der Lage seien, in diesem Tempo neue Preisvereinbarungen mit den Kunden zu treffen.

Die Auswirkungen der Dieselpreise und die damit gestiegenen Transportkosten werde jeder merken - nicht nur die Kunden in den Supermärkten, die ihre Waren mit dem Lkw angeliefert bekommen. Auch in anderen Bereichen werde es teuerer - "und zwar überall dort, wo die Transportkosten im Verhältnis zum Warenwert besonders hoch sind". Das wären beispielsweise Dämmstoffe für den Bausektor.

Für die Verkehrsakademie-Gruppe sind nach den Worten von Möschel rund 20 Lkw und vier Omnibusse unterwegs. Während für den Betrieb im Dezember noch 10.000 Euro an Dieselkosten anfielen, seien es jetzt schon 20.000 Euro. Hinzu komme, dass auch der Zusatzstoff AdBlue - eine Flüssigkeit, die bei Dieselfahrzeugen den Schadstoffausstoß verringert - deutlich teurer geworden sei. Von 30 Cent pro Liter im August 2021 ist der Preis auf 1,15 Euro gestiegen. "Falls man AdBlue überhaupt noch kriegt."

Wenn sich die derzeitige Lage nicht weiter verändern sollte, geht Möschel davon aus, dass sich der Preiskorridor für Dieselkraftstoff zwischen 1,90 und 2,50 Euro bewegen wird. "Wenn die aber auf die Idee kommen sollten, kein Öl mehr in Russland zu kaufen, sehe ich den Dieselpreis zwischen drei und vier Euro." Deshalb hat Möschel kein Verständnis für Forderungen aus den Kreisen der Grünen, die geplanten Entlastungen für Treibstoff doch nicht vorzunehmen.

"Da treffen Leute mit wenig Schulbildung und ohne Berufsabschluss Entscheidungen für ein ganzes Land", sagt er und verweist auf Nachbarländer wie Österreich, die die Entlastungen schon durchgeführt hätten. "In Österreich kostet ein Liter Superplus 1,70 Euro." In Polen zahle man für den Liter Diesel 1,60 Euro. "Bei einem 1000-Liter-Tank in einem Lkw sind das über 300 Euro weniger als in Deutschland." Mit der Folge, dass die Konkurrenz aus dem Ausland "dramatisch preiswertere" Angebote machen könne. "So kann man die Transportwirtschaft im eigenen Land ruinieren."

Was noch in den ganzen Logistiksektor einwirkt, sind die Transportkosten für einen Container von China nach Europa. Vor Corona kostete Möschel zufolge der Transport eines Containers nach Hamburg 2500 Euro. Jetzt seien es zwischen 16.000 und 18.000 Euro. Für viele Händler sei der Import deswegen inzwischen zu teuer geworden, sie würden die Waren nicht mehr abnehmen. "Es ist im Grunde vorgegeben, dass dieses System irgendwann kollabiert. Die Frage ist nur: wann?"