Nach Corona erwartet die Logistik- Unternehmen aufgrund der hohen Diesel-Preise der nächsten Nackenschlag.
Sie liefern Waren von A nach B. Die Routen sind ausgetüftelt und effizient. Aber wo die Reise mit Blick auf die Dieselpreise hingeht, das wissen die Speditionen nicht.
Robert Gammisch, Chef der Gammisch Gruppe in Neuenmarkt, spricht von einer großen Belastung für die Branche. "Was sollen wir noch kompensieren?", fragt er sich mit Blick nicht nur auf die Treibstoff-, sondern auf die insgesamt gestiegenen Energiekosten, die nur schwer bei den großen Kunden und Konzernen durchzukriegen seien.
Als Kalkulationsgrundlage dient auf der Internetseite des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) der so genannte Diesel-Floater. Dabei handelt es sich um Statistiken über die Entwicklung der Treibstoffkosten, an denen laut Gammisch die meisten Unternehmen der Branche ihre Preise orientieren und die als Grundlage für die Verhandlungen mit den Kunden dienen.
Ein weiteres Problem ist nach den Worten von Robert Gammisch, dass in den Nachbarländern wie Polen, Tschechien und Österreich die Dieselpreise niedriger sind als bei uns. "Das ist ein ungleicher Wettbewerb." Aber extra ins Ausland zum Tanken zu fahren lohne sich nicht.
Erst Corona - und nun die Energiekosten
Ein bekanntes Problem, dass sich durch den Ukraine-Krieg weiter verschärft habe, sei der Fahrermangel. "Die ukrainischen Fahrer wurden alle heimgerufen. Hier fehlen jetzt Tausende", sagt er mit Blick auf die Branche, der neben den hohen Ausgaben für Treibstoff auch die gestiegenen Kosten für Heizöl, Werkstatt oder Lohn zu schaffen machen. "Vor allem die kleinen Speditionen tun mir leid. Wie wollen die das auffangen?", fragt Gammisch, der mit immer mehr Konkursen bei den Kleinen rechnet. "Jetzt haben wir zweieinhalb Jahre Corona einigermaßen geschafft - und nun kommen die Energiekosten", stellt er etwas resigniert fest.
Der Unternehmer hat aber eine noch größere Sorge: die drohende Gasabschaltung: "Wenn das passiert, dann ist der Dieselpreis nur noch eine Kleinigkeit. Denn dann haben wir wohl nichts mehr zu fahren", sagt er mit Blick auf die dann drohenden Produktionsprobleme in vielen Betrieben.
Düster sind die Aussichten auch laut Michael Möschel, der Geschäftsführer der Verkehrsakademie-Gruppe in Kulmbach ist. "Die aktuellen Dieselpreise haben für Transport- und Busunternehmen existenzgefährdende Höhen erreicht", stellt er fest. Hinzu komme, dass sich die Preise so rasant verändern, dass viele Firmen nicht in der Lage seien, in diesem Tempo neue Preisvereinbarungen mit den Kunden zu treffen.