Eilmeldung:

Kulmbacher bevorzugen die Apotheke am Ort

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Dafür hat Hans-Peter Hubmann wenig Zeit: hinterm Tresen in einer seiner Apotheken Kunden zu bedienen. Foto: Stephan Tiroch
Dafür hat Hans-Peter Hubmann wenig Zeit: hinterm Tresen in einer seiner Apotheken Kunden zu bedienen. Foto: Stephan Tiroch
Natascha Groten
Natascha Groten
 
Heike Dippold
Heike Dippold
 
Kay-Tassilo Pauli
Kay-Tassilo Pauli
 
Katharina Denk
Katharina Denk
 

Vom Online-Handel mit Arzneimitteln profitiert nach Ansicht von Apotheker-Sprecher Hans-Peter Hubmann nur die Post. Er will gegen die "klassische Rosinenpickerei" mit qualifizierter Beratung und Ausbau des Botendienstes überzeugen.

So oft kommt es nicht vor, dass Hans-Peter Hubmann in einer seiner Apotheken hinterm Tresen steht. Dafür hat der promovierte Apotheker zu viele andere Aufgaben. Als Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands ist er viel unterwegs und erst aus München zurückgekommen. Wenn er dann - wie gestern - eine Kundin bedient, die mit Online-Apotheken nichts am Hut hat, freut es ihn besonders. "Im Internet bekommt man doch häufig Auslandsware, und man weiß nicht so recht, was man letztendlich hat. Mit den Apotheken hier bin ich sehr zufrieden, da weiß ich, was ich habe", meint die Kulmbacherin.


Schneller geht's nicht

Dafür arbeitet Hubmann, der jetzt in seinem Element ist. Im Vorfeld des Weltgesundheitstags am Montag streicht der Kulmbacher die Stärken seiner fast 14 000 Kollegen in Bayern heraus. "Schneller als bei uns bekommt man ein Medikament nicht.
Wir haben fast alles am Lager oder können es in zwei bis drei Stunden besorgen. Der Online-Versand dauert immer zwei Tage", sagt er.

Und der Preis? Da gibt es nach seinen Worten bei verschreibungspflichtigen Medikamenten keinen Unterschied mehr. Nach der neuen Arzneimittelpreisverordnung dürften auch ausländische Versender den deutschen Kunden nun keine Boni mehr gewähren.

Ohnehin, so Hubmann, handelt es sich bei Arzneimitteln nicht um normale Handelsware. Es sei ein Vierecks-Geschäft zwischen Patient, Arzt, Apotheke und Krankenkasse mit Beratungsbedarf. Zwar muss nach seinen Worten auch die Online-Apotheke ein kostenloses Beratungstelefon anbieten - "aber wer ruft da schon an?" Hubmann bezeichnet die Apotheke als "Ort sozialer Kompetenz". Das Gespräch mit dem Patienten sei nicht zu ersetzen, "das kann keine Telefonhotline".


Wer übernimmt die Gemeinschaftsaufgaben?

Auch Gemeinwohlaufgaben wie Not-, Nacht- und Sonntagsdienst werden nur von den örtlichen Apotheken erledigt. Ebenso die Herstellung eigener Rezepturen. "Das macht kein Versender. Das sind Kaufleute, die betreiben die klassische Rosinenpickerei."

Seit ihrer Zulassung vor zehn Jahren hätten Online-Apotheken bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln "kein Bein auf den Boden gebracht" und in Deutschland lediglich 1 bis 1,5 Prozent Marktanteil. Bei den anderen Medikamenten, wo eine freie Preisbildung stattfindet, könnten die Versand-Apotheken billigere Preise machen. Hier liege ihr Marktanteil bei zehn Prozent. Hier könne der örtliche Apotheker, der mehr und qualifiziertes Personal braucht und hohe Innenstadtmieten bezahlen muss, nicht mithalten. Aber, so fragt Hubmann: "Wo kommen wir hin, wenn jeder alles online bestellt? Die Innenstädte veröden, es gibt keine Geschäfte mehr, die Gewerbesteuer bezahlen. Davon profitiert allein die Post."

Und das Argument, dass das Online-Paket ins Haus kommt, zählt laut Hubmann auch nicht mehr: "Die Apotheken bauen auch ihren Botendienst immer weiter aus."


Persönliche Beratung wichtig

Viele Menschen stehen den Online-Apotheken skeptisch gegenüber. Wie sehen das die Kulmbacher? Heike Dippold aus Katschenreuth, die Wert auf eine persönliche Beratung legt und auch Vorträge in ihrer Apotheke vor Ort besucht, meint: "Ich finde es unfair, wenn sich Leute im Geschäft beraten lassen und dann doch online bestellen. Allerdings wird sich das in den nächsten Jahren bestimmt noch verstärken, da immer mehr Menschen aufs Geld achten müssen."

Kay-Tassilo Pauli hat bisher einmal Medikamente online bestellt und war sowohl mit der Qualität als auch mit der Lieferung zufrieden. Dennoch würde der 40-jährige "bei Eile" die Apotheke am Ort vorziehen und nur, wenn es weniger dringend ist, wieder online ordern.

Vom reibungslosen Ablauf ihrer Bestellung war Katharina Denk begeistert. Ausschlaggebend für sie waren der günstigere Preis und die übersichtliche Onlineplattform. "Aber wenn ich akut krank bin, gehe ich sowieso zum Arzt, und da liegt die Apotheke auf dem Weg", sagt die 22-Jährige aus Tannfeld.

Der Preis ist für Natascha Groten aus Kulmbach kein Argument. Sie legt mehr Wert auf guten Service. Auch Alexander Kremer (16) kann den Versand-Apotheken nichts abgewinnen. "Selbst wenn die Medikamente online billiger sind, habe ich mehr Vertrauen in die Apotheker vor Ort." Eine Kulmbacherin (36) sieht keinen Vorteil bei der Online-Apotheke: "Viele Leute tun's aus Bequemlichkeit, weil sie nicht vor die Haustür möchten. Aber die Apotheke liefert ja auch. Ich unterstütze gerne unsere Apotheken vor Ort."