Mountainbiker, Wanderer, Jäger, Forstleute - sie alle wollen den Wald genießen und nutzen. Das birgt Konfliktpotenzial. Kulmbach sucht nach gemeinsamen Wegen.
Wenn Gerd Kammerer mit seinem Mountainbike unterwegs ist, genießt er die Ruhe im Wald und die Herausforderungen, die das Fahren über unebenes Gelände und Wurzelwerk an den Sportler stellt. Auch in den Wäldern rund um Kulmbach ist er unterwegs, kennt er sich aus. Doch dürfen Mountainbiker wie er überall fahren? Was ist mit Wild und Jägern, Spaziergängern und Wanderern? Was ist bei Forstarbeiten?
Von wilden Trails war jüngst im Stadtrat die Rede, als Frank Wilzok (CSU) den Antrag stellte, offizielle Mountainbikestrecken auszuweisen. Wilde Trails - das klingt erst einmal gefährlich. Nach einfach in den Wald gefahrenen Spuren. Nach rücksichtslosen Bikern, die kreuz und quer durch den Forst jagen, dem Adrenalinkick in der nächsten Kurve hinterher. Das verheißt Konfliktpotenzial.
Doch wie sieht es wirklich aus in Kulmbachs Wäldern? Klar ist: Es sind viele Interessen, die es unter einen Hut zu bringen gilt. Die der Sportler ebenso wie der Naturliebhaber und -schützer, der Wanderer und Spaziergänger, der Waidmänner und Waldarbeiter. Und daran wird in Kulmbach derzeit gearbeitet.
Ein gemeinsames Ziel
Bereits vor dem Antrag, den Frank Wilzok in den Stadtrat eingebracht hatte, gab es Treffen. Mit Vertretern der Staatsforsten, der Stadtförsterin, Mountainbikern, dem Bund Naturschutz und dem Alpenverein. Auch Landtagsabgeordneter Martin Schöffel (CSU) und die JU waren mit im Boot. Das gemeinsame Ziel: Strecken auszuweisen, die es unter ökologischen und sicherheitstechnischen Aspekten möglich machen, rund um Kulmbach sorglos mountainbiken zu können. Und das Angebot sogar touristisch zu vermarkten.
Würde das Angebot angenommen?
Doch würde so ein Angebot in Kulmbach von den Sportlern überhaupt angenommen? Nachgefragt in der Szene: Christopher Gurski ist in der Interessengemeinschaft Mountainbiketrails Kulmbach aktiv - einem losen Zusammenschluss von Mountainbikern für Mountainbiker. Sie sind digital vernetzt, Neuigkeiten machen hier die Runde. Der 34-Jährige ist überzeugt, dass offiziell ausgewiesene Strecken sinnvoll sind. "Wenn die passen und es genug gibt, dann besteht die Gefahr von zusätzlich reingefahrenen Wegen nicht", ist er überzeugt. Jetzt gelte es, die richtigen Touren zu finden, gegebenenfalls herzurichten, schlechte zu schließen.
Der Mountainbiker geht von einem großen Potenzial aus, dass in einem gezielten Ausbau der Wege steckt. "Es kommen jetzt schon viele von außerhalb nach Kulmbach, um hier zu fahren."
Das ist auch Annatina Schmitt bekannt, der Vorsitzenden des Deutschen Alpenvereins (DAV) in Kulmbach. Sie ist selbst Mountainbikerin, viele Fans dieser Sportart sind Mitglieder - Junge wie Alte. Mountainbiken sei inzwischen ein Breitensport, dem mehr Menschen aktiv nachgingen als dem Fußballspielen. Deshalb sollten offizielle Trails ausgewiesen werden, die entsprechend gepflegt würden, sagt sie. Sie hofft auf ein gutes Miteinander aller Beteiligten, denn sie weiß auch: "Wenn nicht, verschwinden die Biker ja nicht."