Die Stadtwerke erhöhen zum 1. Juni die Preise. Mit welchen Mehrkosten müssen die Bürger für 2022 rechnen? Und würde wie sich ein kompletter Lieferstopp aus Russland auswirken?
Das Gas wird in Kulmbach teurer. Ab 1. Juni werden die Preise für 6500 Haushalte und Firmen, die an das Netz der Stadtwerke angeschlossen sind, erhöht. Die Kunden müssen die Mehrkosten schlucken und haben zudem eine große Sorge: dass Russland komplett den Gashahn zudreht. Müssen die Menschen dann "frieren für die Freiheit", wie das der frühere Bundespräsident Joachim Gauck schon gefordert hat?
Der Leiter der Stadtwerke, Stephan Pröschold, hält das für ausgeschlossen. "Die privaten Haushalte gehören zu den absolut geschützten Kundengruppen. Abschaltungen beziehungsweise Lieferreduzierungen sind nicht zu befürchten, da die verbleibenden Liefermengen aus anderen Ländern ausreichen." Und derzeit gebe es noch gar keine Versorgungsstörungen. "Die Erdgasflüsse aus Russland laufen unverändert normal."
Bis Sommer/Herbst würde es reichen
Sollte Putin dennoch den Hahn zudrehen, verblieben die Mengen in den Erdgasspeichern sowie Lieferungen aus anderen Ländern (zum Beispiel Norwegen oder Holland) und die Einspeisung von verflüssigtem Erdgas. "Da sich der Winter dem Ende nähert, gehen wir davon aus, dass diese Mengen selbst bei einer vollständigen Einstellung der Lieferungen aus Russland für eine vollständige Versorgung der deutschen Gaskunden bis zum Sommer/Herbst 2022 ausreichen. Sollte sich in dieser Zeit keine Lösung ergeben, kann es zumindest bei Industrieunternehmen zu Einschränkungen bei der Belieferung kommen."
Sollte der Krieg beendet werden, würde das eine deutliche Senkung der Börsenpreise für Energie zur Folge haben, erklärt Pröschold weiter. Sollte der Krieg aber andauern oder sich gar weiter ausdehnen oder verschlimmern, würden die Kurse voraussichtlich noch weiter steigen. "Die Preise, zu denen die Stadtwerke Kulmbach Gas einkaufen, sind gegenüber 2021 durchschnittlich um 140 Prozent gestiegen."
So steigen die Preise
Durch langfristige Beschaffung habe man zwar einen großen Teil des Gases zu günstigen Konditionen einkaufen und damit einen Teil der Preissteigerung kompensieren können. "Dennoch sind auch wir durch diese Entwicklung gezwungen, über alle Tarife hinweg eine Gaspreiserhöhung zum 1. Juni um 1,4 Cent pro Kilowattstunde und eine Strompreiserhöhung um 3,4 Cent pro Kilowattstunde (jeweils zuzüglich Umsatzsteuer) vorzunehmen. Das hat der Werkausschuss in seiner Sitzung Donnerstag beschlossen." Dabei sei es dem Werkausschuss wichtig gewesen, dass die Preise sozialverträglich bleiben. "Ich denke, das ist uns gelungen, wenn man uns mit anderen Anbietern vergleicht."
Die Preiserhöhung beim Gas führe bei einem Kunden mit einem Durchschnittsverbrauch von 20.000 kWh pro Jahr zu rund 125 Euro Mehrkosten in 2022. Dem gegenüber stünden die von der Bundesregierung beschlossenen Entlastungen von 300 Euro pro einkommensteuerpflichtiger Person sowie 100 Euro für jedes kindergeldberechtigte Kind. Bei einem 4-Personenhaushalt ergeben sich hieraus 800 Euro, für die allerdings wohl Steuern und Sozialabgaben anfallen.
Die Preiserhöhung beim Strom liegt nach den Worten von Pröschold unter der Preissenkung zum 1. Juli 2022 durch den Wegfall der EEG-Umlage in Höhe von 3,7 Ct./kWh. "Also ergeben sich hier keine Mehrbelastungen."