Kostenlose Schnelltests schenken Sicherheit

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Soldat Thomas Schletz nimmt bei Evelyn Bergmann aus Wirsberg einen Nasenabstrich vor. Sie möchte ihre Mutter im Seniorenheim besuchen. Foto: Christine Fischer
Soldat Thomas Schletz nimmt bei Evelyn Bergmann aus Wirsberg einen Nasenabstrich vor. Sie möchte ihre Mutter im Seniorenheim besuchen. Foto: Christine Fischer
Yves Wächter von der Führungsgruppe Katastrophenschutz und der militärische Führer der Soldaten in den Schnelltestzentren, Feldwebel Anton Weisgerber
Yves Wächter von der Führungsgruppe Katastrophenschutz und der militärische Führer der Soldaten in den Schnelltestzentren, Feldwebel Anton Weisgerber
 

Seit zwei Wochen sind die drei Schnelltestzentren des Landkreises in Betrieb. Rund 1000 Bürger haben dieses kostenlose Angebot bereits genutzt.

Das Thema Schnelltests ist derzeit in aller Munde - seien es nun Anwendungen für Zuhause oder flächendeckende Angebote der Kommunen. Inzwischen dürfte allen klar sein, dass eine Eindämmung der Virusausbreitung und damit auch Lockerungen der Lockdown-Maßnahmen auf lange Sicht wohl nur mit einer intelligenten Teststrategie möglich sind. Einige Städte und Landkreise haben dies bereits frühzeitig erkannt und entsprechend umgesetzt. Dazu gehört auch der Landkreis Kulmbach. Seit dem 11. Februar, also seit gut zwei Wochen, sind in Kulmbach, Kupferberg und Thurnau drei Schnelltestzentren in Betrieb, in denen jeder Bürger ab 16 Jahren kostenlos einen Abstrich machen lassen kann. Das Angebot wird zunehmend angenommen. "Es spricht sich langsam rum", sagt Yves Wächter von der Führungsgruppe Katastrophenschutz, der für die Schnelltestzentren verantwortlich ist.

Und so geht es

Das Prozedere ist denkbar einfach. Wer sich testen lassen möchte, geht zu den jeweiligen Öffnungszeiten in eines der drei Schnelltestzentren. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Es empfiehlt sich, die komplette Öffnungsdauer zu nutzen (also nicht alle zu Beginn), um Stoß- und lange Wartezeiten zu vermeiden. Am Eingang ist ein Datenblatt auszufüllen, es folgt der Nasenabstrich, und dann heißt es 15 Minuten auf das Ergebnis warten. Das erfährt die Testperson direkt vor Ort und bekommt es auch schriftlich mit. Die Schnelltests sind für die Bürger kostenlos. Der Landkreis bekommt sie laut Yves Wächter vom Freistaat zur Verfügung gestellt.

Gedacht ist das Angebot in erster Linie für die Besucher von Senioreneinrichtungen (auch Besucher von außerhalb, die ein Heim im Landkreis besuchen wollen). Aber nutzen kann es jeder, der im Landkreis wohnt - sei es für den geplanten Besuch bei Verwandten, den Friseurtermin oder einfach für die eigene Sicherheit. Einen konkreten Grund braucht es gar nicht. Die erste Testperson in Kupferberg zum Beispiel war ein 80-jähriger Mann, der angab, sich "einfach mal testen lassen" zu wollen, erzählt Yves Wächter. In Thurnau war es eine 82-jährige Frau, die nach ihrem negativen Testergebnis gleich zu einem Besuch ins Seniorenheim aufgebrochen ist. Zuvor sagte sie noch zum Personal im Testzentrum: "Das gibt Hoffnung für die Zukunft und bekämpft die Einsamkeit, wenn die Kontakte zu den älteren Menschen wieder möglich sind."

Symptomlose Betroffene finden

Neben diesem persönlichen Gefühl der Sicherheit wollte der Landkreis auch eine unkomplizierte Vor-Ort-Testmöglichkeit schaffen. Dafür wurden die drei Zentren strategisch sinnvoll über das Landkreisgebiet verteilt, so dass sich die Anfahrtswege in Grenzen halten. Der größte Nutzen ist aber wohl die zügige Reaktionsmöglichkeit im Falle eines Positiv-Ergebnisses. "Wir haben mit den Schnelltests die Möglichkeit, symptomlose Betroffene zeitnah herauszufiltern. Isolierung und Kontaktermittlung sind so schneller möglich", sagt Yves Wächter. Dabei könne man nicht sagen: "Viel testen heißt viele positive Fälle, sondern viel Erkenntnis über das, was los ist im Landkreis. Und damit können wir dann entsprechend reagieren."

Vier positive Ergebnisse

In der ersten Woche seit Einführung der Schnelltestzentren wurden 444 Testungen durchgeführt, in der zweiten Woche bislang 496. Von diesen fast 1000 Abstrichen fielen vier positiv aus. Und was passiert dann? Bei einem positiven Ergebnis werden Landratsamt und Gesundheitsamt informiert, die Testperson muss sich direkt in häusliche Isolation begeben, und sie erhält gleich am nächsten Vormittag einen Termin für einen PCR-Test in der Abstrichstelle des Landkreises in der Flessastraße.

Der militärische Führer der Soldaten in den Schnelltestzentren, Feldwebel Anton Weisgerber - er leistet dort mit weiteren sieben Soldaten und Mitarbeitern von BRK und Gesundheitsamt Dienst - hat solche Situationen bereits miterlebt. "Die Leute waren zum Teil schon sehr überrascht über das positive Ergebnis", sagt er. Eigentlich wäre der Feldwebel jetzt bei einer Bundeswehrübung in Litauen. Doch dann kam Corona und das Angebot der Verteidigungsministerin, die Soldaten im Kampf gegen die Pandemie in Seniorenheimen und Testzentren einzusetzen. In den von Ausbruchsgeschehen gebeutelten Kulmbacher Altenheimen waren Anton Weisgerber und seine Kameraden von der Stabs- und Fernmeldekompanie der 10. Panzerdivision Veitshöchheim als helfende Hände im Einsatz, jetzt sind sie zu den Schnelltestzentren gewechselt.

Soldaten noch bis 24. März im Einsatz

Die Arbeit leisten sie alle aus Überzeugung. "Wir haben uns dafür freiwillig gemeldet", so Weisgerber. Bis 8. März ist er mit seiner Mannschaft noch im Kulmbacher Land, dann werden sie abgelöst. Der Folge-Hilfeleistungsantrag des Landkreises an die Bundeswehr wurde Yves Wächter zufolge bereits genehmigt. Die Soldaten, die alle speziell dafür geschult wurden, werden also auf jeden Fall bis 24. März in den Schnelltestzentren tätig sein. Danach ist geplant, dass engagierte Freiwillige die Testungen fortführen. Interessierte können sich bei der Agentur für Arbeit unter der Hotline 0800/4555532 melden.

Derzeit ist nicht abzusehen, ob und wie die Schnelltest-Strategie bundesweit ausgeweitet werden soll im Hinblick auf Öffnung von Schulen und Geschäften. "Wir sind mit unseren Testzentren noch nicht an der Kapazitätsgrenze angelangt", sagt Yves Wächter. Nichtsdestotrotz hat man beim Landkreis schon über Erweiterungsmöglichkeiten nachgedacht, "der Plan liegt in der Schublade."

Die drei Schnelltestzentren

Kulmbach

BRK-Kreisverband, Rot-Kreuz-Platz 1; Öffnungszeiten: Montag, Donnerstag und Freitag von 13 bis 15 Uhr, Dienstag, Mittwoch und Samstag von 8.30 bis 10.30 Uhr

Kupferberg

Stadthalle, Schulweg 1; Öffnungszeiten: Montag und Freitag 8.30 bis 10.30 Uhr, Mittwoch von 13 bis 15 Uhr

Thurnau

Schützenhaus, Kasendorfer Straße 9; Öffnungszeiten: Dienstag und Samstag von 13 bis 15 Uhr, Donnerstag von 8.30 bis 10.30 Uhr

Die Corona-Schnelltests in den drei Zentren des Landkreises sind kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Ausweispapiere sollten mitgebracht werden.