Klinikum Bayreuth: Patienten monieren Hygienemängel

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Das Klinikum Bayreuth steht seit Tagen am Pranger. Nun beschweren sich auch ehemalige Patienten aus Stadt und Landkreis Kulmbach und monieren unzumutbare Hygienemängel. Foto: dpa
Das Klinikum Bayreuth steht seit Tagen am Pranger. Nun beschweren sich auch ehemalige Patienten aus Stadt und Landkreis Kulmbach und monieren unzumutbare Hygienemängel. Foto: dpa
Horst Bauernfeind aus Donnersreuth hat seine Beschwerde beim Gesundheitsamt in Bayreuth eingereicht.
Horst Bauernfeind aus Donnersreuth hat seine Beschwerde beim Gesundheitsamt in Bayreuth eingereicht.
 

Das Klinikum Bayreuth und die Hohe Warte stehen seit Tagen am Pranger. Mittlerweile melden sich auch aus Kulmbach ehemalige Patienten wie Horst Bauernfeind, die sich über Hygienemängel sowie fragwürdige Behandlungsmethoden beschweren.

Eigentlich hatte Horst Bauernfeind die Sache abgehakt. Die Schreiben an die AOK Bayern, das Bayreuther Landrats- und das Gesundheitsamt waren im Ordner abgeheftet - drei Beschwerdebriefe, die der Donnersreuther unmittelbar nach einem Aufenthalt im Januar 2013 im Bayreuther Klinikum geschrieben hatte. Der Grund: die in seinen Augen unzumutbaren hygienischen Zustände auf seiner Station.

Als jüngst der "Spiegel" und die Bayerische Rundschau über die aktuelle Krisensituation im Klinikum berichteten (siehe Infokasten), da holt Horst Bauernfeind den Schriftwechsel von damals wieder aus dem Schrank und meldet sich in der BR-Redaktion. "War ich wohl doch nicht der einzige, der sich über die Zustände wunderte", sagt der gelernte Maurer, der an einer Gelenkversteifung leidet.
Er war auf Grund einer Unverträglichkeit gegen ein Schmerzpräparat vom Kulmbacher ins Bayreuther Klinikum überwiesen worden und dort fünf Tage stationär untergebracht, um einen Allergietest durchzuführen.

"Mir fiel schon beim Bezug meines Zimmers auf, dass nur unzureichend gereinigt wurde. Der Boden pappte und es roch streng", erinnert sich Horst Bauernfeind. Der Grund für den Gestank: der Mülleimer. "Ein Bettnachbar war offenbar Diabetiker und hatte offene Beine, der andere war über 80 und musste Windeln tragen. Sowohl die Verbände als auch die vollen Windeln haben die Schwestern nach dem Wechseln nicht etwa gleich mitgenommen und entsorgt, sondern im Zimmer in den Müll geworfen. Der stand neben meinem Bett und an der warmen Heizung - und die Reinigunskraft hat die Eimer am nächsten Tag erst entleert."

Angehöriger spricht von "Dreckloch"

Der Sohn eines Mitpatienten, ein Bayreuther, habe sich Horst Bauernfeind gegenüber über die hygienischen Zustände ausgelassen: "Wenn mein Vater nicht ein Notfall gewesen wäre, ich hätte ihn nie hier im Klinikum versorgen lassen, sondern wäre in jedem Fall nach Kulmbach gegangen", zitiert der Donnersreuther. "Und mir gegenüber sagte der Angehörige noch, was mich um alles in der Welt veranlasst habe, mich in diesem ,Dreckloch' Klinikum behandeln zu lassen? Der Ausdruck ist wörtlich so gefallen." Zudem sei Bauernfeind aufgefallen, dass an fast jeder zweiten Zimmertür ein gelbes Hinweisschild klebte mit dem Hinweis auf mögliche Infektionen und der Aufforderung, nicht ohne Schutzanzug respektive in Begleitung des Personals einzutreten. "Die Probleme mit Krankenhauskeimen schienen mir ungewöhnlich hoch. Nur eine Woche später hatte die Bayreuther Lokalpresse einen Artikel dazu im Blatt."

Als der Kulmbacher dies alles einer Klinikschwester gegenüber moniert, habe er als Antwort bekommen: Es gebe einen "Kummerkasten" für Patienten, da könne er seine Beschwerde schriftlich formulieren. Horst Bauernfeind stellt klar: "Nachkarten ist sicher nicht mein Ding. Medizinisch kann ich nichts an den behandelnden Ärzten aussetzen. Und auch dem Reinigungspersonal mache ich keinen Vorwurf, denn die müssen vielleicht aus Kostengründen unter einem hohen Zeitdruck arbeiten. Trotzdem hielt ich es damals für angebracht, übergeordneten Stellen meine Erfahrungen mitzuteilen."

Deshalb das Schreiben an die AOK Bayern als Kostenträger; daher die Briefe an Landratsamt und Gesundheitsamt Bayreuth. Reaktionen? "Fehlanzeige, bei allen dreien", sagt Horst Bauernfeind. "Beim Gesundheitsamt sagte mir ein Mitarbeiter sinngemäß, man brauche meine Einlassungen nicht, man kenne die Richtlinien und Vorschriften. Außerdem sei dem Amt bekannt, dass es gewisse Baumängel im Klinikum gebe. Was meine Beschwerde über die Hygiene angeht, so habe die Behörde das Klinikum informiert und einen Kontrolltermin vereinbart." Der Donnersreuther zieht die Augenbrauen hoch. "Wenn ich die aktuelle Diskussion ums Krankenhaus verfolge, so haben die Kontrollen offenbar nicht den gewünschten Erfolg gehabt."

Gesundheitsamt: antworten jedem

Dem widerspricht Klaus von Stetten. Der Leiter des Bayreuther Gesundheitsamts sagt im Gespräch mit der BR: "Was Klagen über die Krankenhaushygiene anlangt, so geht pro Halbjahr vielleicht eine Reklamation bei uns ein." Und wenn, dann würden die Patienten, die etwas monieren, in jedem Fall auch eine Rückmeldung seitens des Amtes erhalten, was aus ihrem Einwand geworden ist. "Ich kann versichern, dass jeder, der sich an uns wendet, auch zeitnah Auskunft bekommt und wir zu jedem einzelnen Fall vom Klinikum Bayreuth eine Stellungnahme anfordern."

Was die hygienischen Zustände speziell im Bayreuther Klinikum angeht, so könne von Stetten in keiner Weise von schwerwiegenden Versäumnissen sprechen. "In einem 1000-Betten-Haus kann natürlich mal was länger liegenbleiben, aber zu größeren Beanstandungen gibt es von unserer Seite keinerlei Anlass. Wir begehen auch andere Häuser und haben daher entsprechende Vergleichsmöglichkeiten."

Der Amtsleiter sagt, die Stationen würden regelmäßigen Kontrollen unterzogen - auch ohne Ankündigung. "Die Mitarbeiter gehen streng nach Checklisten vor, die das Gesundheitsministerium vorgibt." Bei den Kontrollgängen seien auch Beteiligte der "Sondereinheit Infektionsschutz" dabei, die in Bayern vor vier Jahren ins Leben gerufen wurde.

Der "Spiegel" bringt den Stein ins Rollen