Jürgen Münch aus Kirchleus schwärmt für alte Traktoren und Unimogs. Seinen Lehrlingen rät der Kfz-Mechanikermeister, sich die Technik genau anzuschauen - es steckt schließlich jede Menge Entwicklungsgeschichte darin.
Jürgen Münch kniet an dem Güldner an der Hinterachse. Die Schrauben sitzen gut, der Kfz-Meister hat schwer zu schuften. Hier ist echte Handarbeit gefragt. Münch hat in seiner Werkstatt in Kirchleus schon einiges von dem Traktor zerlegt. Unweigerlich stellt sich der Laie die Frage, ob das wirklich ein funktionierender Traktor sein kann? Das Hinterteil des Oldtimers Baujahr 1960 steht auf einer provisorischer Achse aufgebockt, nur das Vorderteil ist noch erkennbar. Der Rest ist zerlegt. Doch Münch hebt ganz ruhig seine Kappe: Die Bremsbeläge eines Traktors könne man eben nicht anders wechseln, erklärt der 43-Jährige und stemmt sich gegen das Fahrzeug.
Münch mag es, wenn es so richtig handfest zugeht. In seiner Auto-Werkstatt repariert er hauptsächlich Autos neuerer Bauart, die vollgestopft sind mit Elektronik. So ist nun mal der Fortschritt.
"Eine elektronische Fehleranalyse könnte auch ein Bäcker machen", sagt Münch und zeigt auf das entsprechende Messgerät. Aber, meint er - und das rät er auch seinen Lehrlingen - die Technik müsse man sich einmal genauer anschauen bei einem Oldtimer, das lohne sich. Das sei auch für die Ausbildung essentiell wichtig. "Sprit rein, Öl rein - und das Gerät läuft ohne Elektronik", sagt Münch fasziniert. Hier könne jeder noch einiges lernen. "Da ist noch Entwicklungsgeschichte gelaufen bei den Traktoren."
Ohne Interesse geht nichts Er selbst hat 1986 mit der Lehre angefangen. Damals haben die Autos noch anders ausgeschaut. Auf einen Blick waren die Bestandteile des Motors zu erkennen. Doch das wüssten viele junge Auszubildende heute gar nicht mehr.
Münch plädiert dafür, dass sich jeder, der Kfz-Mechaniker werden will, auch mal mit Oldtimern, alten Traktoren oder Unimogs beschäftigen sollte. "Das sehen die Lehrlinge doch sonst nur im Museum." Allerdings müsse das Interesse schon da sein - eine Grundvoraussetzung für den Beruf.
Bei ihm hat das nie gefehlt. Schon früh hat er angefangen, sich für Motoren - die ganz alten - zu interessieren. "Meine Kindheitserinnerungen sind mit alten Traktoren verbunden, dann habe ich mich automatisch für die Technik interessiert", sagt Münch. Sein Vater hatte bereits eine Landwirtschaft. Als kleiner Junge durfte er ab und zu auf dem Bulldog sitzen und ein Stückchen auf dem eigenen Grundstück fahren. Ein Massey Ferguson Typ 187 war das. "Der ist fast genauso alt wie ich", sagt Münch und fügt an: "Den will ich schon erhalten." Viel nötig war dafür bisher nicht - der Traktor ist noch jeden Tag im Einsatz.
Und heute? Inzwischen ist Jürgen Münch bei den Traktor freunden Kirchleus-Lösau engagiert und so etwas wie der Experte für die alten Maschinen. Wenn jemand eine Frage hat oder seinen Bulldog repariert haben will, dann wendet er sich an Münch. Der sitzt auch heute noch genauso gerne auf einem alten Traktor und tuckert davon wie früher.
Die Auswahl ist dabei groß. Zehn Traktoren hat die Familie. Die Fahrzeuge stehen in einigen Scheunen verteilt. Münch muss sich also entscheiden, mit welchem er dann mal losfährt. Und wenn er sich dann für einen entschieden hat, dann kann er richtig relaxen: "Ich schalt dann um, sobald ich auf dem Traktor sitze, das ist eine Entschleunigung für mich."
Dann nämlich, wenn er abends nach Feierabend den Motor anschmeißt und zu seinem Fischweiher fährt, dann wird es gemütlich: "Da vergess' ich alles.
Das ist wie ein halber Mallorca-Urlaub für mich." Ohnehin fühle er sich hier in Kirchleus am wohlsten. Kanada, Russland, das alles hat er gesehen. Aber zu Hause sei es am schönsten. Außer Afrika, der Kontinent würde ihn schon noch mal als Urlaubsziel reizen.
Obwohl: Der eigentliche Traum von Jürgen Münch hat auch wieder mit Maschinen zu tun. Denn später im Alter, wenn er genug gearbeitet hat, da will er sich auf einen alten Mähdrescher setzen, auf ein Stück Land fahren, dort das Korn dreschen und dabei jedem einzelnen Rädchen der Maschine gemütlich beim Arbeiten zusehen.