Ilse Aigner, Bayerische Staatsministerin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, referierte bei Münch-Energie Grundsätzliches zur Energiewende. Um differenzierte Umsetzungen ging es bei einem anschließenden Podiumsgespräch (ohne die Ministerin).
Bei der beschlossenen Energiewende gehe es nicht nur das Abschalten von Atomkraftwerken, so Ilse Aigner, sondern um eine Komplettumstellung. Also auch weg von fossilen Energieträgern (Öl, Gas, Kohle) hin zu erneuerbaren (Biomasse, Windkraft und Solar). Dazu brauche es auch und vor allem "findige Geister wie Mario Münch".
Das wichtigste Augenmerk gelte zunächst der Energieeffizienz, damit verbunden auch der Kosteneinsparung - angefangen von der Gebäudeisolierung bis hin zu verbrauchsreduzierten Geräten und Maschinen, so die Ministerin. Gleichzeitig stelle sich die Vernetzung der (neuen) Energien als weitere Aufgabe zur Abdeckung des Bedarfs zu 25 Prozent als Strom, 35 Prozent für Transport und 40 Prozent für Wärme.
Auf dem Gebiet der Energiespeicherung seien weitere Entwicklungen notwendig. Hier setze man jedoch auf den Markt.
Trotz der Möglichkeiten zur lokalen Energiegewinnung müsse man dennoch "aus Verantwortung für die Versorgungssicherheit" überregionale Transportmöglichkeiten erhalten und ausbauen. Ob diese neuen Stromtrassen überirdisch gebaut würden, dazu bedürfe es des Dialogs mit der Bevölkerung. Ilse Aigner ließ durchaus offen, dass man diese Trassen auch unterirdisch legen könne, da sich die Mehrkosten in Grenzen hielten.
Regionaler Ansatz
Einen primär regionalen und auch komplexen Ansatz verfolgt Mario Münch in Rugendorf. Wie mehrfach berichtet, hat der "vernünftige Elektriker", wie er sich selbst bezeichnet, am Ortsrand etwa 4,5 Millionen Euro in seinen "effizientesten Betrieb Deutschlands" investiert und macht mit 60 Mitarbeitern 30 Millionen Euro Jahresumsatz.
Mario Münch sieht lokale und regionale Energie-Autonomie als die Chance in Franken, insbesondere in
Oberfranken. Zunächst kommuniziert er in Richtung Wirtschaftsunternehmen. "Menschen wollen Lösungen - keine Produkte!" ist die Strategie. Und er spricht über den Preis: sieben Cent koste selbst produzierter Strom für den Eigenbedarf - selbst produziert über Solaranlagen und Blockheizkraftwerke. Neue Anlagen hätten sich in zehn Jahren amortisiert, danach beliefen sich die Kosten unter der Berücksichtung von Wartung und Ausbesserungen noch auf einen halben bis einen Cent. Strom ist um die Hälfte billiger, Heizung für ein Viertel und Elektromobilität für ein Achtel des jetzt konventionellen Preises möglich, kalkuliert er - bei entsprechenden Investitionen jetzt.
In einer neuen Energieregion Franken sieht er auch eine Chance zur Wiederbelebung der Region, die in Teilen bis 15 Prozent der Bevölkerung abgenommen hat.
Zum Beispiel schwebt ihm als ein Attraktivitätsmerkmal ganz konkret vor, dass Mitarbeiter ihre Elektroautos kostenlos während der Arbeitszeit an den solargespeisten Solar-Car-Ports laden können und die in diesen Autos gespeicherte Energie auch für den Eigenbedarf mit nach nach Hause nehmen können - eine Technik, die bereits jetzt verfügbar ist. Überlegungen und konkrete Planungen dieser Art gebe es bereits bei einer Discount-Kette und einer großen Möbelhauskette, die damit Kunden an sich binden (kostenlos Tanken beim Einkaufen) beziehungsweise aus dem Internet-Kauf zurückholen wollen. Dass sich Elektromobilität kurzfristig durchsetzen wird, davon ist Mario Münch überzeugt.
Verschiedene Sichtweisen
Um Vernetzung der regionalen Ressourcen ging es beim Podiumsgespräch nach dem Besuch von Ilse Aigner.
Markus Ruckdeschel von der Energieagentur Nordbayern moderierte die Beiträge aus ganz verschiedener Sicht. Nikolaus Wiegand (Wiegand-Glas) zeigte sich wohl offen für die neuen Techniken und erkannte den kostenreduzierenden Effekt von Individuallösungen, hat mit seinem Betrieb als Energie-Großabnehmer bei reduzierter EEG-Umlage im Augenblick die Möglichkeit, Strom direkt an der Börse in Leipzig zu ordern und sieht seine Firma produktbedingt aber noch länger von fossilen Brennstoffen abhängig.
Thomas Banning (Naturstrom AG Forchheim) zeigte sich vor allem für die Vernetzung von mehreren lokalen Energieproduzenten offen, erkannte an, dass selbst produzierter Strom billig sei, wies aber auf die vorher notwendigen Investitionskosten hin.
Er klagte über zunehmende Bürokratie.
IHK-Präsident Heribert Trunk (von Haus aus Logistikunternehmer) rüffelte einerseits die (repräsentativ anwesenden) Banken, die oft nur schwer zukunftsweisende Projekte finanzieren wollten. Andererseits stellte er fest, dass die Politik als zentrale Beobachtung der Energiewende und mit Regelungen den dezentralen Aktivitäten den Spielraum nehme.
Mario Münch betonte, dass er individuelle Energielösungen für den Selbstbedarf als das Zukunftsweisende ansieht. Wenn man über subventionierte Solarflächen den produzierten Strom in die bestehenden Netze einspeisen müsse, "wer verdient an der Energiewende? Nur die bestehenden Stromkonzerne."