Die Sieger des Architektenwettbewerbs für die Neugestaltung des Kulmbacher Spinnereigeländes stehen fest. Die Entwürfe sind in einer Ausstellung zu sehen.
Wie soll das ehemalige Spinnereigelände künftig aussehen? Um bestmögliche Lösungsansätze zu erhalten, hatte der Stadtrat einen Architektenwettbewerb ausgelobt. Eine Jury aus Vertretern des Stadtrates und externen Fachleuten hat jetzt die besten Entwürfe ausgewählt, die am Montagnachmittag der Öffentlichkeit präsentiert wurden.
Die Revitalisierung der ehemaligen Spinnerei im Herzen der Stadt sei eine der größten städtebaulichen Aufgaben Kulmbachs, sagte Oberbürgermeister Henry Schramm. Seit einigen Jahren laufen bereits verschiedene Sanierungsmaßnahmen an den Gebäuden und dem Umfeld. "Die zentrale Herausforderung ist die Entwicklung der brachliegenden Gebäudeteile entlang der Bahnlinie." Dort soll ein modernes Dienstleistungszentrum mit Behörden des Freistaats Bayern entstehen - das "grüne Zentrum".
Gute Konzepte mit Herzblut
Der Oberbürgermeister zeigte sich beeindruckt von der Qualität der Wettbewerbsbeiträge: Zehn Büros hatte die Stadt im Vorfeld als Teilnehmer ausgewählt, 15 weitere wurden per Los nach einem Bewerbungsverfahren ermittelt. 20 Teilnehmer hätten fristgerecht Entwürfe eingereicht - und in allen steckten viel Herzblut und durchdachte Konzepte. Die Jury, bestehend aus fünf Architekten sowie Henry Schramm (CSU) und den Stadträten Christina Flauder (SPD), Ralf Hartnack (WGK) und Lothar Seyfferth (CSU), haben in einem aufwendigen Verfahren ihre Favoriten gekürt. Die Sieger wurden mit Urkunden und Preisgeldern in Höhe von insgesamt 156 000 Euro ausgezeichnet. Alle eingereichten Entwürfe sind noch bis zum 7. April in einer Ausstellung im Foyer der Dr.-Stammberger-Halle zu sehen. Als gleichwertig landeten zwei Entwürfe auf dem ersten Platz: k.u. g.-Architekten München mit der früheren Kulmbacherin Carolin Kodisch und Lex Kerfers Landschaftsarchitekten, Bockhorn, einerseits sowie W & V Architekten GmbH Leipzig in Kooperation mit bbz Landschaftsarchitekten Berlin. Beide wurden mit einem Preisgeld von jeweils 42 500 Euro belohnt.
Innovativ und mutig
Beim erstgenannten Entwurf gefiel der Jury die sehr gut gelungene Transformation von einem Industriegebäude in ein modernes Behördenzentrum mit ergänzenden Wohnangeboten. Beim zweiten Entwurf überzeugte die klare Grundrissstruktur mit zwei in Gestalt und Funktion deutlich unterschiedenen Lichthöfen: grün zu den Wohnungen und Büros, gläsern und architektonisch über dem Foyer. Dazu wurden Wohnungen im Dachbereich mit zugeordneten Gärten geplant.
Platz zwei und ein Preisgeld von 25 000 Euro gingen an das Studio Gründer Kirfel, Bedheim, und Rudolph Langner Station C23 Architekten und Landschaftsarchitekten, Leipzig. In die sanierte Fassade des Kopfbaus wurde im Haus-im-Haus-Prinzip ein neuer Baukörper mit neu definierten Geschosshöfen losgelöst von der Fassade eingestellt.
Der dritte Preis und 16 000 Euro schließlich gingen an Lokalmatadoren: Die Arbeitsgemeinschaft H2M Architekten + Stadtplaner, Drenske Architekten Kulmbach und Koeber Landschaftsarchitektur Stuttgart haben einen sehr mutigen Entwurf erstellt. Mit einem fassadenbündigen Dachaufsatz wurde eine zeitgenössische "Stadtkrone" geschaffen, die sensibel mit durchscheinenden Glas- und Textilschichten ausgeführt ist. Zusätzlich wurde vier Anerkennungspreise mit jeweils 7500 Euro vergeben.
Vorbereitet und abgewickelt hat den Wettbewerb das Architekturbüro Schirmer aus Würzburg. "Das ist eine komplexe und sehr spannende Aufgabe", sagte dessen Geschäftsführer Marek Stadthaus. Es gelte, viele unterschiedliche Ansprüche unter einen Hut zu bringen.
Bei einer Führung durch die Ausstellung in der Stadthalle erläuterte Professor Florian Fischer aus München, Vorsitzender des Preisgerichts, die Besonderheiten der unterschiedlichen Entwürfe und die Entscheidungskriterien der Jury.
Wie geht es weiter?
Und wie geht es jetzt weiter? Die Stadt verhandelt mit möglichen Investoren, um das Projekt Spinnerei so schnell wie möglich umzusetzen. "Doch das braucht Zeit", so Henry Schramm, "denn eine Investitionssumme von 40 Millionen Euro will erst einmal finanziert sein". Ob einer der Entwürfe umgesetzt wird und wann die ersten Büros und Wohnungen bezugsfertig sind, sei noch offen. Man habe nun jedoch eine solide Grundlage für die weitere Planung.