Ich habe einen eigenen Kardinal

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Foto: Michael Kappeler/dpa
Foto: Michael Kappeler/dpa

Apps zur Papstwahl sind in: Man kann sich per SMS benachrichtigen lassen, wenn weißer Rauch aufsteigt, man kann die Abstimmung in Rom via Webcam verfolgen. Ich habe mich für "Adopt a cardinal" entschieden. Denn wer hat in meinem Alter schon einen eigenen Kardinal?

Also hab ich kurz meine E-Mail-Adresse eingegeben, "Sie haben einen Kardinal adoptiert", steht da. Na prima.
Einziger Haken bei der Sache: Man kann sich seinen Kardinal nicht aussuchen. Ich hätte ja gerne einen Kardinal so im Stile Richard Chamberlains gehabt. Aber der hat es ja trotz Dornenvögel-Erbe nicht bis zum Kardinal geschafft. Oder so einen wie Don Camillo, der sich immer mit dem italienischen Bürgermeister gezofft hat und mit Jesus sprechen konnte. Aber der war ja nur ein Dorfpfarrer. Und selbst einer wie Pfarrer Braun alias Otti Fischer wär mir recht gewesen, weil der zwar nicht gut ausschaut, aber irrsinnig gemütlich ist und bei Verbrechen auch immer ganz nah dran ist. Das wäre ja für mich als Journalistin ideal.

Aber die App lässt keine Wünsche zu. Mein Adoptiv-Kardinal ist jetzt Tscheche und hat äußerlich nicht die Idealmaße.
Aber mein Adoptiv-Kardinal hat am selben Tag Geburtstag wie ich - wenn auch 26 Jahre früher. Er durfte nicht studieren, wurde dann Fabrikarbeiter und Schlosser. Und weil er dann doch als Seelsorger in Prag tätig war - dies ihm die tschechischen Behörden aber untersagt hatten, wurde er sogar zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
Also einer, der sich von seinem Weg nicht abbringen lässt. Eigentlich sympathisch. Und dazu ist mein Adoptiv-Kardinal noch dazu ein ganz Frischer. Denn erst vor einem Jahr wurde er von Papst Benedikt ins Kardinalsgremium aufgenommen. Vielleicht doch nicht so schlecht. Jetzt hoffe ich nur, dass er auch richtig wählt - aber dafür soll man ja beten.