Hundehaufen: Mainaue - oder doch Kot d'Azur?

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Für Hunde und ihre Herrchen/Frauchen ist das Gassigehen in den Mainauen herrlich. Für andere Fußgänger hingegen scheint das Naturerlebnis bisweilen getrübt - nicht wenige ärgern sich über die Hinterlassenschaften der Vierbeiner. Mülleimer wären vorhanden... Foto: Jochen Nützel
Für Hunde und ihre Herrchen/Frauchen ist das Gassigehen in den Mainauen herrlich. Für andere Fußgänger hingegen scheint das Naturerlebnis bisweilen getrübt - nicht wenige ärgern sich über die Hinterlassenschaften der Vierbeiner. Mülleimer wären vorhanden... Foto: Jochen Nützel
Foto: Jochen Nützel
Foto: Jochen Nützel
 

Auf den neu gestalteten Flutmulde-Wegen mehren sich Beschwerden über Tretminen und rücksichtslose Halter.

Die Verantwortlichen in Wien kennen das Problem mit Hundehaufen auch. Sie versuchen es jedoch mit Witz statt plumper Drohung. Und in der Tat: Ihrer Aufklärungskampagne ist ein gewisser Schmäh nicht abzusprechen. Auf Plakatwänden appellieren die Stadtoberen an die (unvernünftigen) Gassigeher mit Hilfe eines Terriers, der treuherzig ein Schild in seiner Schnauze hält. Darauf die Botschaft: "Nimm ein Sackerl für mein Gackerl." Nette Umschreibung für die bisweilen tellergroßen Hinterlassenschaften von Fiffi, Waldi und Bello.

An der Kulmbacher Flutmulde fehlen diese Hinweise. Was nicht fehlt ... man ahnt es. Festgefroren in der Erden liegt da manche Wurst, aber wahrlich nicht aus Lehm gebrannt, wie selbst Friedrich Schiller konstatieren dürfte. Den Spaziergängern ist es bisweilen ein Graus, mit Trippelschritten ihren Weg zwischen den Häufchen und Haufen zu finden.

Rentner Gerd Kehlmann geht auf den neu gestalteten Dämmen und Wegen gerne spazieren. Die Sonne lacht - aber statt sich wie an der Riviera zu fühlen, scheint es ihm hier eher nach Kot d'Azur zu riechen. "Es wird einem verleidet, wenn man nichtsahnend in Hundekacke sappt. Es ist ja auch kein schöner Anblick, und eine Gefahr für Kleinkinder sind die Stinkbomben obendrein."


Kostenlose Tüten

Dabei mag er selber Hunde sehr. "Meine Tochter hat zwei Golden Retriever. Für sie ist es selbstverständlich, mit Kotbeuteln loszugehen und sich eben zu bücken, wenn die Tiere ihr Geschäft verrichten. Aber hier sehen das wohl nicht alle so", sagt der Spaziergänger, lässt seinen Blick schweifen und schüttelt den Kopf. "Dabei gibt es die Tüten sogar kostenlos."

Stimmt: Seit 2010 verteilt die Stadt Kulmbach Gratis-Hundekotbeutel. Etwa 1100 angemeldete Hunde gibt es in Kulmbach. Bei den Besitzern kommt die Initiative an. "Die Nachfrage an Hundekotbeuteln ist seit Beginn der Aktion gestiegen", sagt Pressesprecher Tobias Günther. Der monatliche oder wöchentliche Verbrauch sei schwierig zu prüfen, aber: Pro Halbjahr würden 150 000 Stück bestellt.

Es sei geplant, so Günther, im Zuge der Bepflanzungsmaßnahmen im Frühjahr auch einige Standorte für Beutelspende-Automaten entlang der Flutmulde vorzusehen; mehrere Mülleimer sind bereits platziert.

Einen benutzt gerade eine junge Dame mit leicht tschechischem Akzent - ein vorbildliches Beispiel dafür, dass am anderen Ende der Leine auch verantwortungsbewusste Halter anzutreffen sind. Während ihr weißer Spitz akribisch die Duftmarken der Vorgänger scannt, steckt Frauchen die nicht benutzten Beutel zurück in die Jackentasche. "Habe ich immer dabei", sagt sie - und fügt hinzu: "Ist doch logisch, oder?"


Bußgeld bis zu 1000 Euro möglich

Nicht für alle offenbar. Insofern werden immer Rufe nach höheren Strafen laut. Für die Stadt Kulmbach sehen die kommunalen Vorgaben zur Straßenreinigung prinzipiell Bußgelder auch in Sachen Hundekot vor, sagt Tobias Günther. Maximal könnten bis zu 1000 Euro aufgerufen werden. In den vergangenen Jahren wurde keine solche Strafe verhängt. Es werde meist versucht, bei Einzelfällen auf das Verbot der Straßenverunreinigung hinzuweisen und auf die Einsicht der Halter zu setzen.

Andere Städte wie Bayreuth verfahren ähnlich. "Verstöße wollen wir konsequent ahnden, aber wir bevorzugen bei diesem unappetitlichen Thema eher Sensibilisierung und Aufklärung", sagt Stadtpressesprecher Joachim Oppold. In der Praxis gestalte sich die Bestrafung ohnehin schwierig, da Hundehalter auf frischer Tat ertappt werden müssen. "Der Halter muss zweifelsfrei identifizierbar sein und ein Beschwerdeführer als Zeuge anwesend." Das Bußgeld bewegt sich - je nach der Schwere des Falls (Wiederholungstäter etc.) - laut Oppold "in der Regel im zweistelligen, bestenfalls untersten dreistelligen Bereich".

Entsorgungspflicht: ja oder nein? Das sagt das Gesetz

Hat auch ein Hundehalter eine "Räumpflicht", sprich: Muss er den Kot seines Tieres entfernen? Viele kommunale Satzungen in Deutschland sehen, so die Deutsche Anwaltsauskunft, eine Pflicht auf Straßen, öffentlichen Flächen wie Parks und Kinderspielplätzen vor, die bei Nichtbeachtung mit Bußgeldern im sogar vierstelligen Eurobereich geahndet werden kann.

Der Halter, der die Tretmine etwa auf einer Spiel- und Liegewiese nicht entsorgt, kann sich demnach wegen § 326 Strafgesetzbuch der fahrlässigen umweltgefährdenden Abfallbeseitigung strafbar machen (Oberlandesgericht Düsseldorf Az 5 Ss 300/90). Das Amtsgericht Düsseldorf hatte bereits 1989 entschieden, dass Hundekot auf einer Spielwiese eine Infektionsgefahr für Kinder mit den Erregern übertragbarer Krankheiten darstellt (AZ 911 Js 1269/89).

Nicht wenige Hundehalter meinen, sie müssten den Kot nicht entfernen, da sie ja Hundesteuer bezahlen - mit der angeblich ein kommunaler Mehraufwand bei der Straßenreinigung abgedeckt werde. Dies stimmt jedoch nicht, sagt der Anwaltsverbund. Mit der Hundesteuer werde lediglich das private Halten von Hunden besteuert. Sie sei eine Abgabe, der keine bestimmte Leistung entgegensteht, und diene der Finanzierung aller kommunalen Aufgaben.
Das Oberverwaltungsgericht Koblenz entschied 2013 sogar, dass Kommunen mit maroden Haushalten zur finanziellen Sanierung die Hundesteuer deutlich erhöhen dürften.

Ausgabestellen Hundekotbeutel bekommt man in der Stadt Kulmbach gratis an folgenden Stellen: Tourismus Service, Rathaus-Info, Bücherei, Bauhof, außerdem natürlich in verschiedenen Kulmbacher Tierarztpraxen.

Entsorgungsbehälter befinden sich zum Beispiel am Flutmuldendamm (Nähe "Hähnchenwirt"), an der ehemaligen Holzbrücke, der Berliner Brücke, am Verbindungsweg zwischen Siedlung und Melkendorf, zwischen Kesselweg und Rehberg, am Geh- und Radweg Am Heidenknock, beim Pavillon Rehberg, am Radweg zwischen Kulmbach und Kauerndorf (bei der Forstlasmühle), bei der Kleingartenanlage Zehn Eichen, in der Basteigasse, bei der Stadthalle an der Brücke zum Grünzug. red