Hospizdienste erbringen für Menschen in der letzten Lebensphase eine qualifizierte Sterbebegleitung. Auch in Kulmbach gibt es einen Hospizverein.
Seit 2002 fördern auch die gesetzlichen Krankenkassen ambulante Hospizdienste. Neben den materiellen Dingen ist für Menschen am Lebensende und deren Angehörigen aber die persönliche Zuwendung von besonderer Bedeutung. Diese zu geben, haben sich Hospizvereine zur Aufgabe gemacht.
"In
Kulmbach sind zurzeit 45 Ehrenamtliche tätig", sagt Annelie Stündl, die sich um die Aus- und Weiterbildung im Verein kümmert. Denn bevor sie zur Begleitung von Schwerstkranken und Sterbenden eingesetzt werden dürfen, müssen alle Mitarbeiter eine umfangreiche Ausbildung durchlaufen, die sich über ein halbes Jahr erstreckt. Und sie müssen sich auch regelmäßig weiterbilden und überprüfen lassen.
Vielfältige Motivation
Die Motivation ist vielfältig.
Brigitte Brückner zum Beispiel erkannte Wert und Notwendigkeit aufgrund eigener Erfahrungen im nahen Familienkreis. Renate Kraus und Anita Baar sehen sich vornehmlich durch ihren Glauben dazu veranlasst, quasi als ihre christliche Pflicht.
"Wir wollen jedem kranken Menschen helfen, wenn irgend möglich da zu sterben, wo er es wünscht: im Regelfall zu Hause, im Kreis seiner Angehörigen, auf keinen Fall einsam und alleine", ist der Beweggrund des Hospizvereins.
"Ehrenamtliche Hospizbegleiter leisten zwischenmenschliche Hilfe, hören zu, schweigen mit. Der Verein ist politisch neutral, den christlichen Werten verbunden und offen für alle Weltanschauungen." Letzteres betont Annelie Stündl besonders, denn "in Anbetracht jüngster Bewegungen werden wir auch vorbereitet, uns um Sterbende muslimischen Glaubens zu kümmern".
Büro in der Waaggasse
Die
Ehrenamtlichen kommen nach Hause, ins Krankenhaus oder Pflegeheim und nehmen sich Zeit für die jeweilige Situation. Sie bieten ihre Hilfen aber nicht von selbst an. Dazu muss man sich melden - telefonisch (09221/924739 und 0172/ 8516096) oder vormittags im Büro in der Waaggasse 5.
"Jeder Begleiter und jeder zu Betreuende ist anders", weiß Siglinde Ellner. Mit einem einfachen Handhalten sei oft schon viel getan, manche dagegen wollten aber lieber keine Berührung. "Manche erzählen aus ihrem Leben, und es tut ihnen gut, wenn jemand einfach zuhört. Manche wollen auch beten, manche überhaupt nicht."
Der Hospizverein arbeitet eng mit der Palliativstation des Klinikums zusammen. Dort nimmt Dora Michel auch an den wöchentlichen Treffen des Krankenhauspersonals teil.
Die Tätigkeit eines Hospizbegleiters deckt nicht den Arbeitsbereich einer Pflegekraft ab. Sie geben seelischen Beistand.
Angehörige sind wichtige Partner. Sie stehen genauso im Mittelpunkt wie der Patient und sollen nach Möglichkeit Entlastung erfahren - auch über den Tod des Patienten hinaus.
"Nutzen wir das Leben"
Sterbebegleiter profitieren aus ihrer Tätigkeit auch für sich selbst einiges, berichten die Ehrenamtlichen übereinstimmend. "Man lernt, die vielen kleinen Unannehmlichkeiten des Lebens und kleinlichen Konflike in einem ganz anderen Licht zu sehen." Oder wie es der kürzlich verstorbene Guido Westerwelle sagte: "Nutzen wir das Leben und regen uns nicht über jede Kleinigkeit auf."