Bei einem privaten Besuch trifft man einen völlig entspannten Ex-Bürgermeister Heinz Burges, der sich nach wie vor gerne, aber weitaus geruhsamer für seine Gemeinde Untersteinach und seine Mitbürger engagiert.
Da redet Heinz Burges gar nicht lange drum rum: "Ein halbes Jahr hat das schon gedauert, bis ich in die Spur gekommen bin", sagt der Mann, der als Bürgermeister 24 Jahre die Geschicke der Gemeinde Untersteinach gelenkt und vor einem Jahr den Chefsessel im Rathaus geräumt hat. In die Spur gekommen - das bedeutet für den mittlerweile 74-Jährigen vor allem, Abstand vom Terminmarathon genommen und die persönlichen Interessen neu gewichtet zu haben.
Der Klappkalender daheim auf dem Wohnzimmerbord liegt immer noch griffbereit, die Zahl der Eintragungen freilich ist zurückgegangen, wie Heinz Burges mit einem nicht unzufriedenen Lächeln erklärt. Dass der gebürtige Tröstauer, der im Alter von 35 Jahren im Auftrag des Wasserwirtschaftsamts den Dienstsitz Stadtsteinach übernahm, einmal mit 24 Jahren Amtszeit einen Bürgermeister-Rekord in Untersteinach aufstellen würde, hat er sicherlich nicht geahnt.
Der vermeintliche CSU-Mann Der Beamte, den damals fast jeder in den Reihen der CSU wähnte, erreichte 1984 auf Anhieb die meisten Stimmen bei der Gemeinderatswahl und übernahm ebenso auf Aufhieb für die SPD den Posten des stellvertretenden Bürgermeisters an der Seite von Walter Arlt. Das Amt des Gemeindeoberhaupts hatte Burges von 1990 bis 2014 inne. Ebenso lange war er VG-Vorsitzender und Schulverbandsvorsitzender, ab 2002 obendrein Vorsitzender des Abwasserzweckverbands.
"Jeder Anfang hat ein Ende. Das ist auch mit der Bürgermeisterei so", hatte Burges schon 2008 betont und seinen Rückzug zur Kommunalwahl 2014 angekündigt. "Das Alter spielt natürlich auch eine Rolle."
Dann hat er sich aber trotzdem noch einmal in die Pflicht nehmen lassen und arbeitet seit 2014 als "normaler" Gemeinde- und Kreisrat für die Bürger. "Ich halte mich da zurück und greife nur ein, wenn ich gebraucht werde", sagt Burges, weil er es für wichtig hält, dass jeder - also auch sein Nachfolger Volker Schmiechen - seinen eigenen Stil findet.
99 Prozent einstimmig Gefallen hat ihm die Bürgermeisterei aber doch, wie er zugibt. "Da hat man Entscheidungen treffen und die Richtung vorgeben können", sagt der 74-Jährige, dem es immer wichtig war, möglichst einstimmige Gemeinderatsbeschlüsse zu bekommen. "In 99 Prozent der Fälle hat das geklappt", sagt er zufrieden.
Burges, der 2001 schwer stürzte und infolgedessen beruflich in den Ruhestand treten musste, hat sich in den letzten Jahren seiner Amtszeit vor allem dafür starkgemacht, dass der Bau der Umgehungsstraße im Zuge der B 289 beginnt. "Die B 303 haben wir ja gebaut", betont er. "Aber das ist nicht das Problem." Vor diesem Hintergrund wäre es das Höchste für ihn gewesen, wenn der Spatenstich für die neue B 289 noch während seiner Amtszeit erfolgt wäre. "Da steckt viel Arbeit drin."
Aber: Burges ist überzeugt, dass es "in nächster Zeit losgeht". Seine Einschätzung: "Ich glaube an eine positive Mitteilung aus Berlin in diesem Jahr." Die säuberlich geölten Werkzeuge für den ersten Spatenstich ("Geschenke zu meinem Geburtstag") stehen jedenfalls griffbereit in der Garage.
Dass ihm der Wechsel in den (Un)Ruhestand nach der Kommunalwahl 2014 leichtgefallen wäre, kann Heinz Burges nicht behaupten. Aber nach einen halben Jahr habe er die neue Situation in den Griff bekommen. "Früher musste ich alles im Laufschritt machen. Das ist heute nicht mehr so. Jetzt kann ich mir alles schön einteilen", sagt Heinz Burges über die neuen Freiheiten, an denen er vor allem mehr Zeit mit der Familie schätzt.
Ab in den Wald Dass er tatsächlich nur "die Frau ärgern" und "öfter zum Club fahren" würde, wie er gerne erzählt, stimmt nicht. Der Altbürgermeister hat sich ein Stück Wald gekauft ("Für zwei Kachelöfen braucht man schon so um die 15 Ster Holz im Jahr"), das er ohne jeden Terminstress durchforstet. Unter anderem hat er dort inzwischen 1200 Jungpflanzen gesetzt, die jetzt noch vor Verbiss geschützt werden müssen.
Dann ist da noch die Sache mit seinem großen Hobby - der Imkerei. "Andere Bienen haben meine Völker ausgeräubert", erzählt Burges. "Da muss ich mir jetzt einen neuen Bestand aufbauen."
Auch im Garten gibt es für den Pensionär jede Menge zu tun. "Da habe ich Jahre lang nichts gemacht", erklärt er mit dem Hinweis darauf, dass das Bürgermeisteramt nicht selten ein Ganztagesjob war. "Jetzt wird halt alles auf Vordermann gebracht."
Für den Club auf Reisen Und dann gibt es ja auch noch die Tagesfahrten, die seine Frau Ingrid für die Arbeiterwohlfahrt organisiert und an denen er manchmal teilnimmt - wenn nicht gerade der Club spielt. Denn für seine Lieblingsmannschaft geht der Ex-Bürgermeister wirklich jetzt öfter auf Reisen. Und Ehefrau Ingrid fühlt sich gar nicht geärgert...