Was wäre im Verteidigungsfall?
Das Äußerste, was kommen könnte - und das wollen wir alle nicht hoffen -, wäre die Landesverteidigung an sich. Das heißt: Wir würden die Grenzen sichern und beispielsweise in Kasernen die Telefone besetzen, die Wache stellen oder auch die Ausbildung übernehmen. Damit die aktiven Soldaten ihre jeweiligen Aufgaben wahrnehmen können, je nachdem welcher Waffengattung sie angehören.
Die weltpolitische Situation hat sich grundlegend geändert. Welche Auswirkungen hatte das auf den Heimatschutz?
Es gibt keine speziellen Vorkehrungen. Wir machen wie gewohnt unsere regelmäßigen Ausbildungen und Übungen. Es ist natürlich Thema in der Truppe und es wird auch darüber diskutiert. Aber beeinflusst hat es uns in dem Sinne noch nicht, weil das die Sicherheits- und Gefährdungsstufe aktuell gar nicht hergibt.
Wie nehmen Sie die Situation wahr?
Ich bin ja sowohl Soldat als auch Zivilperson. Wohl fühle ich mich bei der ganzen Situation natürlich nicht. Niemand möchte Krieg, und schon jetzt betrifft es jeden einzelnen von uns. Man merkt, dass nichts mehr so ist wie vorher. Für mich persönlich hat sich aber nichts verändert. Es ist mein Beruf und ich stehe dazu. Wenn man sich für soetwas entscheidet, weiß man auch, dass immer etwas kommen kann.
Was machen Sie abseits der Bundeswehr beruflich?
Ich komme aus der Hotellerie und habe zehn Jahre in einem großen Konzern gearbeitet. Ich war in ganz Deutschland und Österreich unterwegs, wollte aber die Gelegenheit nutzen, wenn sich etwas in Ober- oder Mittelfranken ergibt, um mit meiner Lebensgefährtin zusammenziehen. Ich hatte auch etwas gefunden, doch wegen Corona wurde ich in der Probezeit gekündigt. Ich habe dann bei der Bundeswehr angerufen, die gerade auf der Suche nach einer Unterstützungskraft für den Organisationsfeldwebel war. Der hatte wegen der Umstrukturierung viel zu tun.
Was macht aus Ihrer Sicht die Reserve aus?
Wir sind alles Menschen, die mitten im Leben stehen. Wir sind keine 18 Jahre alt, wo man noch nicht alles vom Leben gesehen hat und gerade mit der Schule oder der Ausbildung fertig ist. Es ist toll, welche Fähigkeiten wir in der Reserve haben, die die Kameraden aus ihrem zivilen Leben mitbringen. Die Stabsversorgungskompanie hat beispielsweise Köche. Da ist einer dabei, der selbst mehrere Restaurants besitzt - das ist natürlich super. Selbst mit den begrenzten Möglichkeiten ist das ein Traum, wenn der kocht.
Wollen angesichts der politischen Lage mehr Menschen in die Reserve eintreten?
Interessanterweise ja. In Oberfranken haben sich seit Kriegsbeginn in der Ukraine 62 Kameraden gemeldet, dass sie neben den Veranstaltungen des Reservistenverbands gerne mehr tun würden.