Handarbeit made in Schnebes

3 Min
Christian Herbst baut mit Praktikantin Nicole Schönstein in der Schnebeser Werkstatt ein Regal zusammen. Fotos: Klaus Klaschka
Christian Herbst baut mit Praktikantin Nicole Schönstein in der Schnebeser Werkstatt ein Regal zusammen. Fotos: Klaus Klaschka
Ein Designerstück schmückt Christian Herbsts Laden in Hof: ein Couchtisch aus einer massiven Eiche-Platte, wie gewachsen.
Ein Designerstück schmückt Christian Herbsts Laden in Hof: ein Couchtisch aus einer massiven Eiche-Platte, wie gewachsen.
 
Christian Herbst konstruiert auch mit CAD-Programm. So kann er Vorschläge machen, die je nach Wunsch veränderbar sind.
Christian Herbst konstruiert auch mit CAD-Programm. So kann er Vorschläge machen, die je nach Wunsch veränderbar sind.
 
Letzter Schliff, immer von Hand: Nicole Schönstein ist an der ehrwürdigen Hobelbank mit verzinkten Kästchen beschäftigt.
Letzter Schliff, immer von Hand: Nicole Schönstein ist an der ehrwürdigen Hobelbank mit verzinkten Kästchen beschäftigt.
 

Christian Herbst ist im Pressecker Ortsteil Schnebes mit einer Möbelmanufaktur erfolgreich. Ökologie und Nachhaltigkeit sind für ihn wichtig, er sieht seine Arbeit aber nicht aus der ideologischen Warte. Und er nutzt gern die moderne Technik.

Arbeiten mit Holz ist für Christian Herbst nicht nur ein Beruf, sondern eine Leidenschaft - von der Fällung eines Baumes bis hin zum fertigen Tisch. Seit vier Jahren betreibt Herbst im Pressecker Ortsteil Schnebes eine Möbelmanufaktur. "Der Holzknock." Ökologisch und nachhaltig. Nur Massivholz, gewachst oder geölt. Und wenn lackiert, dann nur lösungsmittelfrei. Das Holz stammt aus heimischen Wäldern. Tropenholz ist für ihn tabu. "Wir haben in Mitteleuropa selbst Hölzer gleicher Qualität und Schönheit", sagt Herbst. Sein Konzept ist erfolgreich, auch wirtschaftlich.

Ökologie und Nachhaltigkeit sieht Christian Herbst aber nicht aus der ideologischen Warte. Er ist auch kein Nostalgiker.


Spezialmaschinen erforderlich

Er weiß altes Handwerk wohl zu schätzen, nutzt aber auch die Vorteile moderner Technik. Ein nur von Hand gesägtes Brett würde wohl nie die Präzision eines maschinell zugeschnittenen erreichen. Dazu braucht es allerdings auch spezielle, nicht gerade billige Maschinen. "Solche aus dem Baumarkt für den Heimwerker wären bei uns binnen kürzester Zeit ruiniert, zumindest aber nicht mehr exakt genug," sagt er.

In der rund 50 Quadratmeter großen Werkstatt in Schnebes fällt eine große Kreissäge mit kugelgelagertem, doppeltem Präzisions-Schiebeschlitten auf. Diagonal gegenüber ein Abrichthobel, mit dem Bretter höchst exakt im rechten Winkel zugerichtet werden können. Gegenüber eine variabel einstellbare Fräse. Und neben den bis zu zwei Meter langen, bärenstarken Spannzwingen fast verschämt an der Wand versteckt eine ehrwürdige Hobelbank - mit Vorder- und Hinter-Spannzange, einer seit ewigen Zeiten bewährten Vorrichtung zum Fixieren von Bauteilen. Darüber der obligatorische Werkzeugschrank mit verschiedenen Handhobeln, Stecheisen und sonstigen Werkzeugen, die man für die Schreinerei braucht.

An der Hobelbank ist Nicole Schönstein beschäftigt. Die Hoferin studiert Möbeldesign und absolviert gerade ein studiumbegleitendes Praktikum bei Christian Herbst. Sie schleift mit feinem Sandpapier Holzkästchen aus präzise verzinkten Teilen; hier ist nichts verschraubt. Letztendlich wird jede Holzoberfläche mit der Hand geprüft und von Hand "gefinisht". Der Schliff mit einem Rüttler nach dem Glatthobeln war nur ein Zwischenschritt.


Klare Formen bevorzugt

Wie der Meister selbst sind auch die Möbel nicht nostalgisch. Christian Herbst bevorzugt klare Formen, die auch eine praktische Funktion haben. Obwohl er auch traditionelle Tische machen könnte mit aufwändigem Unterbau, an dem man sich dann ständig die Knie stößt. Dennoch steht die individuelle Vorstellung eines jeden Kunden im Vordergund. Herbst nutzt dafür Elektronik - CAD, computer-aided design, computerunterstütztes Konstruieren. Damit kann er dem Kunden dreidimensionale, reale Vorschläge anbieten und sie nach den jeweiligen Wünschen ändern.

Vor einiger Zeit ging es zum Beispiel um einen Esstisch für ein Ehepaar - die Frau sehr klein, der Mann sehr groß. "Auch dafür haben wir eine Lösung gefunden", erinnert sich Herbst. Einzelheiten erzählt er nicht. Über Kunden wird nicht getratscht.

Andere Kunden sind hingegen gerne bereit, ihre neue Errungenschaft zu zeigen. Die Familie Müller in Hof zum Beispiel hat sich ein komplettes Schlafzimmer machen lassen. Der dreiteilige Kleiderschrank, innen beleuchtet und mit Schiebetüren, die mittlere fein symmetrisch gemasert aus dunklerem Holz, ist jetzt auf einem Flyer des "Holzknock" zu sehen. Mit den Müllers hat sich durch die gemeinsame Begeisterung für Holz inzwischen eine regelrechte Freundschaft entwickelt.


Trocknungszeit: Bis zu vier Jahre

Das Ausgangsmaterial braucht eine lange Vorbereitung. Nach dem Fällen des Baumes wird dieser in einem Sägewerk auf die jeweile Stärke zugeschnitten. Die Bretter mit einer Feuchtigkeit von etwa 40 Prozent trocken zunächst ein Jahr im Freien, danach zwei bis drei Jahre in einer Halle, unter Umständen auch noch in einem beheizten Raum, bis das Holz dann mit höchstens acht Prozent Feuchtigkeit erst weiter bearbeitet werden kann. Für Möbel ist Hartholz geeignet, wobei jede Art ihre individuellen Eigenschaften besitzt.

"Mit Fichte kann man im Möbelbau wenig anfangen", erklärt Christian Herbst. "Die ist viel zu weich und wenig haltbar."

Überhaupt hat jedes Möbelstück aus der "Holzknock"-Produktion eine Geschichte. Der Stumpf des Baumes, aus dem eine Kommode gemacht ist, wäre heute noch in Münchberg zu besichtigen, erklärt Herbst. Und er berichtet von einem Ahorn. Fünf Meter sei der Stamm lang gewesen, und er innere sich heute noch daran, wie er sich mit dem Arbeiter im Sägewerk plagte, als man den Stamm in anderthalb Zoll dicke Bretter gesägt habe. Inzwischen steht das Resultat in Herbsts Laden in der Bürgerstraße 12 in Hof als Esstisch, 80 mal 180 Zentimeter mit zwei Sitzbänken: klares Design, massiv und dauerhaft stabil.

"Der Laden läuft gut", sagt Christian Herbst, "ist aber nur nach Vereinbarung geöffnet. Anruf genügt." Einige eher kleiner Stücke würden auch über einen Internet-Marktplatz angeboten und online bestellt. Aber das Gros der Kunden kommt über die Mundpropaganda.