Mit dem Umbau der alten Schule in ein Dorfgemeinschaftshaus ist Guttenberg der große Wurf gelungen.
Ländliche Regionen haben es schwer. Die Jugend wandert ab, Geschäfte schließen, Wirtshäuser sterben, Vereine lösen sich auf. Das einst florierende soziale Leben erlischt, und die Dörfer werden zu reinen Wohn- und Schlafstätten. Doch was tun gegen die Agonie?
Vorbild für andere
Guttenberg hat einen erfolgreichen Weg gefunden, der auch für andere ein Vorbild sein kann. Sein vor wenigen Monaten eröffneter Dorftreff haucht der Gemeinschaft aus nicht einmal 500 Bürgern neues Leben ein.
Die zunehmende Verödung machte dem Rat der kleinsten oberfränkischen Gemeinde Sorge. Als 2012 auch noch das letzte verbliebene Wirtshaus, die "Post", schloss, hatten die Einheimischen so gut wie keine Möglichkeit mehr, sich auf neutralem Boden zu einem geselligen Zusammensein zu treffen.
Fast alle im Ort waren dafür
Eine Lösung des Dilemmas deutete sich 2018 an: Das ehemalige Schulgebäude wurde frei. Damit schlug die Geburtsstunde für den heutigen Dorftreff. Der Gemeinderat einigte sich darauf, eine kleine Gaststätte einzubauen und ein Gemeinschaftshaus zu gründen. Die Entscheidung fiel nicht aus der hohlen Hand: "Wir hatten alle Bewohner und die Vereine eingeladen, damit sie sich äußern konnten, wie sie zu solchen Vorstellungen stehen. Mit ganz wenigen Ausnahmen waren alle dafür", erinnert sich Bürgermeister Eugen Hain.
Doch wie finanzieren? Für die kleine Ortschaft mit ihren 480 Einwohnern wären die Sanierung und der Umbau zu einer kaum stemmbaren Herkules-Aufgabe geworden. Hilfe nahte aus München, wo die Staatsregierung ein Millionenprogramm für exakt derartige Vorhaben auflegte: die Förderkulisse Nord-Ost-Bayern. Mithilfe dieser Mittel konnte der Rat das ehrgeizige Projekt angehen. Von der Gesamtbausumme von 800 000 Euro musste die Kommune nur ein Viertel tragen. Die Förderkulisse lag bei 90 Prozent der zuschussfähigen Kosten.
Ausgestattet mit diesem komfortablen Finanzpolster nahm man das Projekt in Angriff. Eine neue Heizung wurde eingebaut, das Dach saniert, Wärmedämmung angebracht. Im Inneren entstanden ein Saal und eine kleine Wirtschaft mit Küche. Draußen befestigte man die Zufahrtswege, schuf Parkplätze und legte eine großzügige Terrasse an. Das Amt für Ländliche Entwicklung billigte das Konzept nur mit Rücksicht darauf, dass Guttenberg kein eigenes Wirtshaus mehr hatte. Der Bürgermeister: "Wir mussten Überzeugungsarbeit leisten."
Sehr gut etabliert
Am 13. Oktober war es dann so weit: Der Dorftreff, so der offizielle Name, wurde seiner Bestimmung übergeben. Mittlerweile hat sich die neue Einrichtung sehr gut etabliert. Die Gemeinde betreibt die Wirtschaft, und Eugen Hain selbst betätigt sich am Ausschank. Unterstützt wird er von drei Damen, die als Teilzeitkräfte arbeiten.