Gute Laune aus dem Tee-Punkt

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Manchmal beneide ich Teetrinker. Die haben ein Sammelsurium an Sorten zur Hand, das ihnen für jede Stimmungslage und Tageszeit die richtige Mischung erlaubt.

Am Morgen wird zunächst ein "Atme Dich frei"-Tee gekocht. Steht wirklich so auf der Packung! Ich als unwissender Kaffeeschlürfer aus der Provinz dachte zunächst, es handle sich um eine Yoga-Übung zum Aufbrühen. Weit gefehlt: Der Tee mit der herzigen Bezeichnung soll die Bronchien lockern. Unseren täglichen Felgaufschwung für die Lungen gib uns heute. Wahlweise lässt sich die Atmung auch mit einem "Blueberry Muffin" auf Betriebstemperatur gurgeln.

Später am Tag, wenn der Biorhythmus die erste Schwächephase durchlebt, folgt ein Schluck "Russischer Karawanen-Tee", mit dem sich sogar Waldbrände ausspucken lassen. Der Nachmittag vergeht wie im Fluge bei einer Tasse "Noir de Luxe", ein Schwarztee mit der "hauchigen Note der Provence", wie der Online-Dealer verspricht.
Und vorm Einschlafen reichen sich die wahren Hartgekochten einen "Darjeeling second flush Selection Blend". Dunkel wie die Nacht und mit eingebautem Test: Wer den Namen zu später Stunde unfallfrei ausspricht, der ist wohl noch zu wach fürs Bett.

Jetzt, kurz vor der Adventszeit, schenken sich die Passionierten ein Kästlein aus dem Tee-Punkt. Im edlen Holzfurnier harren hinter 24 Türchen 24 Tütchen auf die Erweckung durch heißes Leitungswasser... Dieser Adventskalender frohlockt mich nicht hinterm Stövchen vor.

Wobei ich gestehe, jüngst meinem Kaffee untreu geworden zu sein: Eine Kollegin schenkte mir einen "Gute Laune"-Tee. Auf Apfelminz-Basis. Hat gemundet. Und die gute Laune? Zieht sich. Wie bei Tee so üblich.