Langenstadt Es ist für den zufällig Vorbeikommenden ein ungewohntes Bild: Auf der Straße mitten im Dorf stehen über zehn Leute mit Liedtexten in den Händen. Sie singen, dazu spielt Franziska Bartels T...
Langenstadt Es ist für den zufällig Vorbeikommenden ein ungewohntes Bild: Auf der Straße mitten im Dorf stehen über zehn Leute mit Liedtexten in den Händen. Sie singen, dazu spielt Franziska Bartels Trompete. Und das seit mehreren Tagen jeden Abend um 19 Uhr. So lange, wie die Einschränkungen wegen der Corona-Krise noch dauern.
Auf die Idee dazu kam Klaus Bartels durch eine E-Mail des Kulmbacher Kantors Christian Reitenspieß, der zum Singen aufrief. "Da wollten wir mitmachen, zumal meine Frau ja auch die Dirigentin des heimischen Gesangvereins ist", so Bartels.
Zuerst sei man nur zu zweit und zu dritt gewesen, jetzt könne man sich schon einen kleinen Chor aus Nachbarn und Aktiven des Vereins nennen. Im vorgegeben Abstand singt die bunt zusammengewürfelte Gruppe Lieder wie "Von guten Mächten wunderbar geborgen" von Dietrich Bonnhoeffer, "Die Gedanken sind frei" und "Der Mond ist aufgegangen". Da bringen dann auch schon mal Herbert Müller, der sich um die Liedauswahl kümmert, die Mundharmonika mit und Franziska Bartels die Geige.
Der Gesang soll die Mitmenschen erfreuen in dieser schwierigen Zeit, ein bisschen Zuneigung und Interesse am Nächsten ausdrücken, sagte Klaus Bartels, und im Gedanken auch die Verstorbenen auf ihrem letzten Gang begleiten. Denn bei einer kürzlichen Beerdigung, zu der viele Dorfbewohner gekommen wären, durfte man nicht dabei sein. Bartels sieht in der Pandamie auch eine Chance, darüber nachzudenken, ob sich die Welt in ihrem Egoismus nicht mal etwas beschränken sollte. hw