"Gemunkel" über neue Brücke: Braucht Langenstadt das Bauwerk wirklich?

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Gegen den geplanten Neubau der Main-Brücke im Neudrossenfelder Ortsteil Langenstadt gibt es Widerstand. Die Bewohner befürchten mehr Verkehr - und damit mehr Gefahren für ihre Kinder. Unser Bild zeigt (von links) Alfred Preußinger, Franziska und Klaus Bartels sowie Hilde Lauterbach mit Marie (vorne links) und Leni Preußinger. Foto: Jürgen Gärtner
Gegen den geplanten Neubau der Main-Brücke im Neudrossenfelder Ortsteil Langenstadt gibt es Widerstand. Die Bewohner befürchten mehr Verkehr - und damit mehr Gefahren für ihre Kinder. Unser Bild zeigt (von links) Alfred Preußinger, Franziska und Klaus Bartels sowie Hilde Lauterbach mit Marie (vorne links) und Leni Preußinger. Foto: Jürgen Gärtner

Die Überführung über den Roten Main bei Langenstadt ist alt und auf neun Tonnen beschränkt. Jetzt soll ein Neubau kommen. Doch der ist umstritten, wie eine Umfrage unter den Bewohnern des Neudrossenfelder Ortsteils ergab. Der Bürgermeister ist für das Projekt.

"Am Anfang war es nur ein Gemunkel im Ort. Keiner wusste so wirklich was", sagt Klaus Bartels, wenn er über die Planungen für den Neubau der Brücke spricht, die über den Roten Main in das kleine Langenstadt führen soll. Nur Gerüchte, nichts Genaues.

Wer das Projekt überhaupt angestoßen hat, das weiß Bartels nicht. Was er aber weiß, das hat er aus einer Sitzung des Bauausschusses im Landratsamt mitgenommen, der der Grünen-Kreisrat als Zuhörer beigewohnt hat, und aus einem Gespräch mit den zuständigen Beamten in der Behörde. "Da habe ich mir die vorläufigen Pläne angeschaut."

Demnach sieht es so aus, dass die neue Brücke (von Kulmbach kommend) nach links versetzt werden soll. Die Fahrbahnbreite ist mit 6,40 Meter vorgesehen. An einen Gehweg ist nicht gedacht.

Damit wäre das neue Bauwerk nicht nur breiter als die alte Brücke, sondern es könnten auch deutlich schwerere Fahrzeuge darüberfahren. Die alte Überführung ist auf neun Tonnen beschränkt.

"Einige Mitbürger möchten keine neue Brücke haben. Sie haben sich zusammengetan und ein Papier formuliert, das sie in alle Langenstadter Häuser verteilt haben", teilte Bartels in einem Schreiben an die Bayerische Rundschau mit. In dem Schreiben wurden die wahlberechtigten Mitbürger darum gebeten, ihre Meinung zu den Brückenbauplänen darzustellen.

Von den etwa 130 Wahlberechtigten des Ortes haben sich mit Unterschrift und Adressangabe 99 Bürger geäußert (Beteiligung 76 Prozent): 60 Bürger sind Bartels zufolge gegen einen Brückenneubau; 37 für einen Neubau wie geplant und zwei für den Brückenneubau an der Stelle, an der sich die jetzige Brücke befindet. Für Bartels ergibt sich daraus ein deutliches Meinungsbild gegen eine neue Brücke.

Er räumt ein, dass vor allem die Landwirte darauf angewiesen sind, den Main an dieser Stelle zu überqueren - mit Fahrzeugen, die oft die 40 Tonnen erreichen. Die sollten weiterhin auf dem alten Bauwerk fahren dürfen ("frei für landwirtschaftliche Fahrzeuge"). Zudem sollte eine jährliche Überprüfung der Statik der Brücke stattfinden, um bei eventuell auftretenden Alterungserscheinungen den geplanten Neubau oder eine Sanierung anzusetzen.

"Brücke ist ein Stück Heimat"

Eine Mitstreiterin hat Bartels unter anderem in Edith Preußinger gefunden. Die Langenstadterin ist in dem Dorf aufgewachsen, hat sich schon im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" engagiert, erzählt sie. Der Neudrossenfelder Ortsteil sei ihre Heimat - und ein Teil davon sei die Brücke. Deshalb wolle sie nicht, dass sie einem Neubau weichen soll.

Sie hat Bedenken, dass eine neue Überfahrt nur mehr Verkehr und größere Lkw in den Ort lockt. Sie macht sich Sorgen um die Sicherheit ihre beiden Enkel Marie und Leni.

Das Projekt ist auf Initiative von Bürgermeister Harald Hübner (CSU) angestoßen worden, wie dieser erklärt. Auch eine Info-Veranstaltung will er abhalten. "Aber im Moment macht das keinen Sinn, weil die Planung noch nicht mit dem Wasserwirtschaftsamt abgesprochen ist, die Gestaltung nicht feststeht.

Nach den Worten von Hübner sind die Landwirte - vor allem aus Buch am Sand - dringend auf die Brücke angewiesen. "Hätte man die in die Umfrage mit einbezogen, hätte das gleich ein anderes Verhältnis von Befürwortern und Gegnern ergeben."

Für den Bürgermeister ist klar, dass "so ein Bauwerk, das auf neun Tonnen beschränkt ist, irgendwann einer Erneuerung bedarf". Jetzt sei die Möglichkeit da, und die müsse man wahrnehmen. "Man kann nicht warten, bis die Brücke nicht mehr befahrbar ist und gesperrt werden muss. Dann wäre das Geschrei groß."

Zudem, so betont Hübner, würde sich mit einem Neubau nicht nur die Infrastruktur für die Landwirte und den weiteren Verkehr verbessern ("Es darf eigentlich nicht mal ein Feuerwehrauto mit Norm-Beladung drüberfahren"), sondern auch die Hochwassersituation.

Er wisse auch um die Bedenken, dass der Lkw-Verkehr durch den Ort mit einem Brückenneubau steigen könnte. "Aber wenn auf Dauer die statische Belastbarkeit nicht gewährleistet werden kann, muss man etwas tun."

Landratsamt: 2021 tut sich nichts

Seitens des Landratsamts versteht man den Druck nicht, der mit der Unterschriftenaktion aufgebaut werden soll, erklärt Kreisbaumeister Andreas Schülein. Denn es werde definitiv heuer und auch nächstes Jahr noch nicht gebaut. Das ganze Projekt befinde sich in der Entwurfsphase. Derzeit liefen nur Bodenuntersuchungen und Gespräche mit dem Wasserwirtschaftsamt. "Und wenn ein Entwurf vorliegt, dann wird die Öffentlichkeit beteiligt", betont Schülein. Das sei Klaus Bartels alles so gesagt worden.

Er verweist zudem darauf, dass das Thema schon öffentlich im Juni im Bauausschuss beraten wurde.