Geistige Beeinträchtigung ist beim Musizieren kein Hindernis

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Heilerzioehungspfleger Martin Brendel (links) spielt selber Gitarre. (Foto: Jochen Nützel)
Heilerzioehungspfleger Martin Brendel (links) spielt selber Gitarre. (Foto: Jochen Nützel)
Musiktheraoeutin Olga Hübner erklärt Gitarrist Felix Karl die Abfolge eines Songs. (Foto: Jochen Nützel)
Musiktheraoeutin Olga Hübner erklärt Gitarrist Felix Karl die Abfolge eines Songs. (Foto: Jochen Nützel)
 
Schlagzeuger und HEP im Ruhestand: Edgar "Edi" Zuber und Background-Sängerin Christina Will (Foto: Jochen Nützel)
Schlagzeuger und HEP im Ruhestand: Edgar "Edi" Zuber und Background-Sängerin Christina Will (Foto: Jochen Nützel)
 
Mit solchen Hilfsmitteln finden sich die Musiker der Band "Halb so wild" auf den Tasten und den Saiten ihrer Instrumente zurecht. (Foto: Jochen Nützel)
Mit solchen Hilfsmitteln finden sich die Musiker der Band "Halb so wild" auf den Tasten und den Saiten ihrer Instrumente zurecht. (Foto: Jochen Nützel)
 
Die Klampfen-Fraktion mit Ashley Bucik (links) und Felix Karl. Im Vordergrund: Mitarbeiterin Nicole Heinold am Bass. (Foto: Jochen Nützel)
Die Klampfen-Fraktion mit Ashley Bucik (links) und Felix Karl. Im Vordergrund: Mitarbeiterin Nicole Heinold am Bass. (Foto: Jochen Nützel)
 
(Foto: Jochen Nützel)
(Foto: Jochen Nützel)
 
Taktgeber ist Benny Hauck am Schlagzeug. (Foto: Jochen Nützel)
Taktgeber ist Benny Hauck am Schlagzeug. (Foto: Jochen Nützel)
 
Ein Luxus: Die Band hat zwei Bassisten, nämlich Josef Papp und Nicole Heinold. (Foto: Jochen Nützel)
Ein Luxus: Die Band hat zwei Bassisten, nämlich Josef Papp und Nicole Heinold. (Foto: Jochen Nützel)
 
(Foto: Jochen Nützel)
(Foto: Jochen Nützel)
 
(Foto: Jochen Nützel)
(Foto: Jochen Nützel)
 
Bassist Josef Papp (Foto: Jochen Nützel)
Bassist Josef Papp (Foto: Jochen Nützel)
 
Christina Will und Katharina Streit. (Foto: Jochen Nützel)
Christina Will und Katharina Streit. (Foto: Jochen Nützel)
 
Auch Michael Bublé hat die Band im Repertoire. (Foto: Jochen Nützel)
Auch Michael Bublé hat die Band im Repertoire. (Foto: Jochen Nützel)
 
Musiktherapeutin Olga Hübner instruiert Keyboarder Jürgen Götz. Im Hintergrund: Alexandra Schuberth von der "Offenen Hilfe" der Diakonie Neuendettelsau (Foto: Jochen Nützel)
Musiktherapeutin Olga Hübner instruiert Keyboarder Jürgen Götz. Im Hintergrund: Alexandra Schuberth von der "Offenen Hilfe" der Diakonie Neuendettelsau (Foto: Jochen Nützel)
 
Energiebündel hinterm mikro: Cindy Allrich (Foto: Jochen Nützel)
Energiebündel hinterm mikro: Cindy Allrich (Foto: Jochen Nützel)
 
Die Band hat auch ein eigenes Logo. (Foto: Jochen Nützel)
Die Band hat auch ein eigenes Logo. (Foto: Jochen Nützel)
 

Sie sind geistig beeinträchtigt - aber sobald sie Musik machen, ist das egal. "Halb so wild" heißt die Band der Himmelkroner Heime, die sich dem Deutsch-Pop verschrieben hat.

Ohne Helene Fischer geht es auch bei dieser Band nicht. "Ich will immer wieder dieses Fieber spür'n" singt Cindy Allrich mit Inbrunst ins Mikro. Die Füße in den Sneakers-Turnschuhen federn taktgenau, die Arme der 19-Jährigen unterstützen den Inhalt des gesungenen Liebesschwures mit ausschweifenden Bewegungen. Cindy lebt das Lied. Sie lebt Musik, ihr Gesicht verrät es.

Neben ihr steht das mimisch genaue Gegenteil: Josef Papp verzieht keine Miene. Josef ist 21 und der Bassist der Gruppe. Ein Küsschen zwischen zwei Liedern verrät, dass ihn und Cindy nicht nur die Musik verbindet. Sie beide gehören seit eineinhalb Jahren zur Formation "Halb so wild": Eine Gruppe aus Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, die sich immer mittwochs zur Probe in den Himmelkroner Heimen trifft.

Die Musiker behelfen sich mit Zahlen und Buchstaben; Noten lesen kann keiner von ihnen.
Schlagzeuger Benny Hauck hat da einen Vorteil, denn er braucht keine. Neben ihm steht Edgar Zuber, in Frankens Musikerkreisen bekannt als Drummer Edi, der unter anderem bei "Mercy" in den 1980er-Jahren den Takt schaufelte. Zuber, Heilerziehungspfleger im Ruhestand, hebt und senkt die Hände zum Rhythmus von Xavier Naidoos "Dieser Weg" - Benny übersetzt das in Schläge auf Snare, Hi-Hat und Becken. Manchmal wirft ihm Sängerin Cindy einen kritischen Blick zu, wenn der Blondschopf im Eifer des Gefechts ein bisschen das Tempo anzieht oder wahlweise verschleppt.

"Daaaa spielt die Musik"

Dann lachen nicht nur die beiden Background-Sängerinnen Christina Will und Katharina Streit, sondern auch E-Gitarrist Felix Karl - und kommt dabei selber leicht aus dem Tritt. "Daaaa spielt die Musik", sagt dann Martin Brendel lächelnd und deutet auf das Notenblatt. Der Heilerziehungspfleger ist selber Gitarrist und lernt Felix an, der auf Grund seiner Frisur den Spitznamen "Billy Idol" weg hat.

"Achtung bitte, der Jürgen fängt an", ruft Olga Hübner in die leicht unruhige Runde. Die Musiktherapeutin ist die Leiterin der Band und zeigt Jürgen Götz am Keyboard, wie der Auftakt geht zu "I sing a Liad für di" von Volksrocknroller Andreas Gabalier. Papier-Aufsteller mit Buchstaben hinter den Tasten weisen den Fingern des 24-Jährigen den Weg auf der Klaviatur.

Derweil stimmt Ashley Burcik die Saiten seiner Akustikgitarre und tauscht sich mit Nicole Heinold aus. Die Heim-Mitarbeiterin ist erstmals bei einer Probe dabei. "Das ist klasse und kommt ja meiner Leidenschaft für Musik sehr entgegen." Die junge Frau aus Zell hat bei der Hofer Coverband "Abycinian" bis zu deren Auflösung Keyboard und Bass gespielt und ist nun die ideale Unterstützung für Josef am Tieftöner.

Neue Instrumente dank Spenden

Damit die Nachwuchsmusiker ihrer Neigung auch nachgehen können, haben sie unter anderem der Stiftung des Musikhauses Thomann zu verdanken: Das Unternehmen in Treppendorf hat die Soundanlage spendiert sowie ein nagelneues Markenschlagzeug in Royal-Blau. Weitere Zuwendungen für den Kauf der Instrumente gab es aus dem Erlös zum "Tag der Begegnung". Da hatte "Halb so wild" auch den ersten Auftritt. Für den nächsten wird intensiv geübt: Am Sonntag, 28. September, tritt die Formation um 15 Uhr beim Kulturfest im Schlosspark auf. Bis dahin müssen die elf Lieder sitzen; das Repertoire dominieren Rock-Pop-Stücke mit deutschen Texten. "Das ist das Besondere an dieser Gruppe", sagt Alexandra Schuberth, Leiterin der "Offenen Hilfe" der Diakonie Neuendettelsau: "Die jungen Leute geben den Ton an. Sie spielen alles selber und nicht nur mit." Übrigens: Musiker von außen sind willkommen.