Seit Monaten herrscht Stillstand auf dem Areal des Kultwirtshauses. Haben die neuen Eigentümer das Interesse verloren? Das fragt sich auch die SPD-Fraktion.
Die Gerüchte schießen ins Kraut wie die Goldruten vor der windschiefen Eingangstür des "Gasthofs zum Adler". "Denen ist das Geld ausgegangen, munkelt man", sagt eine Nachbarin. Fest steht: Seit Monaten hat sich nichts mehr getan auf dem Areal am Dorfberg. "Im vergangenen Jahr haben die noch wie wild entrümpelt - und jetzt herrscht Funkstille."
Die - damit ist eine Investorengruppe aus Ingolstadt gemeint, mit Tobias Waltl an der Spitze. Der Mindelheimer ist seit zehn Jahren Inhaber der Wagner Möbelmanufaktur. Sozusagen als Nebenerwerb kauft und saniert der 35-Jährige denkmalgeschützte Objekte. Waltl hatte das Areal in Burghaig erworben - mit dem Ziel, ein Boardinghouse zu etablieren: eine Art Pension für Menschen, die gut und günstig übernachten wollen. Als Fertigstellungstermin war der November vergangenen Jahres genannt worden.
Schnee von gestern. Die Kunde vom Stillstand am Adler-Bau ist bis zu den politischen Vertretern in Kulmbach gedrungen, darunter Ingo Lehmann. Der Fraktionsvorsitzende der SPD im Stadtrat und sein Kollege Matthias Meußgeyer, selber ein Burghaiger, waren zuletzt immer wieder von Bürgern angesprochen worden, was denn nun aus dem "Adler" würde. "Aus diesem Grund haben wir die Eigentümer angeschrieben und nachgefragt", sagt Lehmann. "Wir wollten wissen, warum die Arbeiten ruhen und ob die neuen Eigentümer überhaupt noch an ihrer ursprünglichen Nutzungsidee festhalten."
Festhalten am Plan
"Das tun wir, keine Frage", sagt Tobias Waltl, den die BR gestern telefonisch erreichte. Von einem Abbruch des Vorhabens könne keine Rede sein. "Und auch nicht von monetären Engpässen", sagt der Unternehmer und lacht. Was aber ist dann der Grund für die monatelange Pause? "Zum aktuellen Sachstand kann ich sagen: Die Baugenehmigung ist in der vergangenen Woche von der Stadt Kulmbach erteilt worden."
Es habe aber länger gedauert, bis die Untere Denkmalbehörde grünes Licht gegeben habe. "Da waren viele Gespräche nötig, aber das geht in Ordnung. Wir reden ja hier von einem großen Objekt, da wollen wir keinen Schnellschuss fabrizieren - es soll schließlich die Charakteristik des Gebäudes erhalten bleiben. Wir haben keinen Druck, was die Fertigstellung angeht."
Nun aber soll es laut Waltl in den nächsten Wochen ernst werden. "Das Dach wird saniert und neue Fenster kommen rein." Diese Arbeiten sollen noch vor Wintereinbruch erfolgt sein, damit der Innenausbau in Angriff genommen werden kann. "Elektrik, die Sanitäranlagen - das muss alles erneuert werden."
Mehrere Objekte dieser Art pro Jahr
Grundstücke samt Gebäuden zu erwerben wie das in Burghaig: So etwas sei für den 35-Jährigen normal. "Wir kaufen überall im Land Denkmalhäuser und sanieren sie sukzessive. Wir sind eine große Schreinerei und bewältigen zwei, drei dieser Objekte pro Jahr." Ein vergleichbares Boardinghouse hat der Geschäftsmann jüngst in Mindelheim am Firmensitz eröffnet.
Die Ertüchtigung der Bausubstanz ist das eine - ein Objekt mit neuem Leben zu füllen das andere. "Mir fehlt noch die zündende Idee für die alte Schreinerei nebenan, die wir ebenfalls erworben haben. Mir schwebt vor, in die tollen Gewölbekeller einen Weinkeller einzubauen - aber dafür bräuchte ich einen Winzer vor Ort." Auch die Möglichkeit, einen Teil des Komplexes wieder gastronomisch zu nutzen, habe Waltl noch nicht verworfen. "Dafür suchen wir einen Unternehmer am Platz. Ich kann mich nicht selber hinstellen und Bier ausschenken."
Die "Tenne", wie Waltl den Anbau nennt, biete sich für eine Art Tante-Emma-Laden an. "Der wäre gut für Burghaig. Aber auch hierfür bräuchten wir jemand am Ort, vielleicht eine Familie, die das übernimmt. Wir sind auf einen Mieter angewiesen." Das Boardinghotel ist die Basis, betont Waltl. "Alles Weitere wird sich finden."