"Furchtbare Situation": Aggressive Virus-Mutation in Oberfranken auf dem Vormarsch

Man spürte am Freitagmittag beim Pressegespräch im Landratsamt eine deutliche Anspannung, als der Krisenstab um Landrat Klaus Peter Söllner (FW) über den neuesten Sachstand zur Corona-Lage informierte. Und es waren in der Tat keine erfreulichen Zahlen. "Wir haben heute bis jetzt 35 neue Fälle, und sicherlich können wir feststellen, dass die sattsam bekannte Baustelle immer noch Auswirkungen hat, weil wir dort einen großen Prozentsatz der Mutanten haben", sagte Söllner.
Rund 100 Infizierte seien unmittelbar oder mittelbar auf diesen Ausbruch in Mainleus zurückzuführen, das entspreche etwa der Hälfte der Inzidenz im Landkreis. "Man kann es nicht hundertprozentig eingrenzen, aber dieser Ausbruch hat natürlich einen extremen Verlauf für uns mit sich gebracht."
Ausbruch auf Baustelle habe "extremen Verlauf" mit sich gebracht
Die Leiterin des Gesundheitsamts, Camelia Fiedler, berichtete von aktuell 282 Corona-Fällen im Landkreis. Einen eindringlichen Appell richtete Klaus Peter Söllner an die Landkreisbevölkerung: "Maske tragen, Abstand halten, denn die Mutante ist extrem aggressiv, auch flüchtige Begegnungen können da schon ausreichen." Betroffen von dem Geschehen auf der Baustelle seien vor allem viele jüngere Menschen in den Familien, die als Kontaktpersonen positiv getestet wurden.
Der Landrat bedauerte, dass das Landratsamt mit E-Mails, Posts und Leserbriefen konfrontiert wurde, in denen die Informationspolitik kritisiert wurde: "Wir haben nie mit Informationen zurückgehalten. Die Kritik muss ich als absurd bezeichnen." Viele Bürger fühlten sich aufgerufen, wertvolle Hinweise zu geben, das sei auch so in Ordnung. "Wir haben ein freies Land und es darf jeder seine Meinung äußern. Aber ich habe ein Problem, wenn die Arbeit unserer Leute kritisiert wird, das akzeptiere ich nicht. Unsere Mitarbeiter leisten Extremes und auch bei der Ermittlung der Kontaktpersonen bei noch so hohen Zahlen sind wir auf der Höhe des Geschehens. Alle Personen werden sofort nachverfolgt."
Der Krisenstab und alle weiteren Mitarbeiter hätten in der Pandemie Unglaubliches geleistet. Mit Stolz verwies Söllner auch darauf, was im Impfzentrum geleistet werde, denn bei der Erstimpfung habe man im Landkreis eine Quote von 7,9. Das Landratsamt wisse aber auch um die schwierige Situation der Schüler und ihrer Eltern, das betreffe aber ganz Ost-Oberfranken. "Wir können die Schulen nicht öffnen. Wir müssen der Realität ins Auge sehen, das wäre auch bei dem Stand heute, ein falsches Signal." Am Klinikum Kulmbach habe man die Lage im Griff.
Landratsamt erreicht Kritik "aus allen Kanälen"
Auch Oliver Hempfling verwies darauf, dass das Landratsamt derzeit "aus allen möglichen Kanälen" mit Nachrichten konfrontiert werde, die er nicht einfach abschütteln könne, wenngleich er die Menschen durchaus verstehe: "Es ist eine furchtbare Situation für uns." Jede Form der Öffnung werde rechtlich gesteuert, darauf habe weder der Landkreis noch das Landratsamt einen Einfluss.