Wohnwagen oder Wienerla-Wärmer - beim Schleppertreffen in Gelbsreuth konnte auch manche Kuriosität bestaunt werden. Die Besucher genossen das besondere Ambiente.
Zufall oder nicht, den ersten Platz beim Schlepperturnier in Gelbsreuth holte sich einer der jüngsten Fahrer mit einem der ältesten Traktoren. Der 27-jährige Sebastian Neuner aus Treunitz bei Königsfeld schaffte es, seinen Röhr 15R, Baujahr 1951, mit verbundenen Augen bis auf 16 Zentimeter an ein Hindernis zu manövrieren und zielgenau rückwärts einzuparken - letzteres sogar mit einer historischen Futterschneidmaschine aus den 1930er Jahren im Schlepptau.
Auf die Frage, wie man so viel Geschicklichkeit mit dem Schlepper entwickle, antwortete er nur: "Wir üben daheim immer." Denn sein alter Röhr sei regelmäßig auf dem heimischen Biohof im Einsatz.
Aufpoliert hatte auch Peter Heser aus Reislas bei Kirchenpingarten seinen 1955er Holder mit dem zehn PS starken Zwei-Takt-Motor. Heser erklärte, warum der kleine grüne Schlepper etwas Besonderes ist: "Diese Traktoren wurden früher in Weinbaugebieten verwendet. Wegen der steilen Hänge haben sie auch vorne Bremsen." Seit 2003 habe er insgesamt 17 Traktoren restauriert. Das sei "ein bisschen wie eine Sucht", denn es mache Spaß, die im Gegensatz zu Autos relativ einfach gebauten Traktoren wieder herzurichten, nur an Ersatzteilen mangle es hin und wieder.
Eine Motorensymphonie
Die Sammlerleidenschaft kann Wolfgang Abé, Initiator des Schleppertreffens in Gelbsreuth gut verstehen. Er sammelt gerade Deutz-Motoren der Baureihe 912. "Den mit drei, vier und sechs Zylindern habe ich schon. Mir fehlt noch der Zwei- und der Fünf-Zylinder-Motor", erklärte er. Ist seine Sammlung komplett, will er alle Motoren auf einem Wagen montieren, via Armaturenbrett steuern und zu einer Motorensymphonie der Sonderklasse kombinieren.
Vor allem die röhrenden Motoren hatten es den Schlepperfans angetan. Dieter Thein aus Ebern hatte zwar nicht den ältesten Schlepper, dafür aber den ältesten Motor dabei. Baujahr 1950 war der Güldner GKN, dessen Verdampfer Thein kurzerhand zum Wienerla-Wärmer umfunktionierte. Nicht zuletzt wegen solcher Kuriositäten trieb es Bulldogfahrer und Besucher wieder massenweise in den Wonseeser Ortsteil. Die weiteste Anreise hatte ein Fahrer aus Höchstädt im Fichtelgebirge. Mehr als 70 Kilometer hatte er mit seinem Traktor zurückgelegt - einfach, versteht sich.
Abés Fazit fiel positiv aus: "Super gelaufen!" Ohne Schlepperfans und fleißige Helfer aus der Ortschaft könnte ein solches Event gar nicht stattfinden. Daher habe man sich auch um den Nachwuchs gekümmert. Für Kinder gab es ein Trettraktor-Turnier mit Hindernis-Parcours. Den ersten Platz holte der fünfjährige Elias Stengel aus Hollfeld. Zweiter wurde der siebenjährige Tom Fischer aus Waldau vor Jakob Lauterbach (elf) aus Döllnitz, der seine Fähigkeiten auch am Kinderbagger unter Beweis stellte.