Fotoschule Thurnau lehrt den Blick fürs Motiv

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Streetfotografie (hier im wahrsten Wortsinn) ist das Steckenpferd von Martin Koslowsky. Zusammen mit dem früheren Diakon Hans Hager eröffnet er am 11. Oktober die Fotoschule Thurnau. Foto: Martin Koslowsky
Streetfotografie (hier im wahrsten Wortsinn) ist das Steckenpferd von Martin Koslowsky. Zusammen mit dem früheren Diakon Hans Hager eröffnet er am 11. Oktober die Fotoschule Thurnau. Foto: Martin Koslowsky
Hans Hager (links) und Martin Koslowsky sind die Initiatoren der Fotoschule. Mit dem Programm aus Vorträgen und Workshops wenden sich die beiden an ambitionierte Fotoamateure. Foto: privat
Hans Hager (links) und Martin Koslowsky sind die Initiatoren der Fotoschule. Mit dem Programm aus Vorträgen und Workshops wenden sich die beiden an ambitionierte Fotoamateure. Foto: privat
 

Die Faszination Fotografie an ambitionierte Amateure vermitteln: Diese Idee steckt hinter der Fotoschule Thurnau. Das Projekt von Ex-Dekan Hans Hager und Martin Koslowsky startet am 11. Oktober.

Filmproduzent Samuel Goldwyn wird die Weisheit zugeschrieben: "Man muss mit einem Erdbeben anfangen und sich dann langsam steigern." Martin Koslowsky, gelernter Fotokaufmann, und der frühere Dekan Hans Hager haben sich diese Vorgabe zu eigen gemacht für den Start der Fotoschule in Thurnau und sozusagen gleich ein Erdbeben der Naturfotografie-Szene als Referenten verpflichtet: Zur Eröffnung am Samstag, 11. Oktober, um 18 Uhr beehrt kein Geringerer als Micha Pawlitzki die Marktgemeinde. Der hochdekorierte Profi wird in einem Vortrag und tags darauf einem Workshop den Fotoamateuren helfen, einen eigenen Bild-Stil zu entwickeln.

Ein Kracher zum Auftakt

"Du musst es am Anfang eines Projekts halt ein klein wenig krachen lassen", sagt Martin Koslowsky und lächelt. Der 49-Jährige gerät ins Schwärmen, wenn er von Pawlitzki spricht. Von dessen Art, an das Erstellen einer Aufnahme heranzugehen.
"Technik spielt da gar nicht die alles entscheidende Rolle", sagt Koslowsky. "Es ist die akribische Vorbereitung, die 75 Prozent der fantastischen Wirkung von Pawlitzkis Bildern ausmacht."

Der Thurnauer konnte den studierten Betriebswirt auf einer Etappe der "Unter Grund"-Tour begleiten, auf der der Ausnahmekünstler binnen 18 Monaten sämtliche U-Bahn-Stationen Deutschlands ablichtete - und zwar nachts, wenn kein Betrieb herrscht und kein Mensch die architektonischen Wunderwelten der Schatten-Bahnhöfe stört. "Er hat jede Stufe vermessen, jeden Lichteinfall bedacht. Das eigentliche Bild ist dann in nicht einmal 20 Minuten entstanden", erinnert sich Koslowsky und staunt noch heute über Pawlitzkis Arbeitsweise.

Dabei ist der Thurnauer selber wahrlich kein unbeschriebenes Fotopapier in der Szene und darf sich getrost in die Sparte der Semiprofis einreihen. Martin Koslowsky hat mehrere Fotowettbewerbe gewonnen und ist unter anderem dekoriert als Süddeutscher Meister im international anerkannten Deutschen Verband für Fotografie (DVF).

Faible für Streetfotografie

Der selbstständige freie Handelsvertreter nutzt seine Reisen quer durch die Republik auch zu fototechnischen Experimenten. "Ich habe eigentlich immer zumindest eine Kompakt kamera einstecken. Die Streetfotografie ist derzeit das Gebiet, auf dem ich mich am liebsten bewege. Menschen in Alltagssituationen zu zeigen, ihre Bewegungen im öffentlichen Raum und die manchmal daraus resultierende Situationskomik - das fasziniert mich." Vor allem in der Hauptstadt Berlin, aber auch in anderen Großstädten geht er gern auf Fotopirsch. "Die Menschen dort sind weltoffen, haben selten ein Problem damit, wenn ich sie fotografiere." Heraus kommen dabei vor allem Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Einige davon sind demnächst in einer Ausstellung im Klinikum Bayreuth zu sehen.

Seit knapp zwanzig Jahren beschäftigt sich der 49-Jährige intensiv mit der (ab)bildenden Kunst auf Fotopapier und Chip. "Es war zuerst nach dem Motto ,Versuch und Irrtum'. Mit der Zeit aber durchschaut man das System, die Abhängigkeit von Blende und Verschlusszeit. Aber ein Auge für das Motiv zu entwickeln - in diesem Bereich lernt man wohl nie richtig aus."

Die Weitergabe des eigenen Wissens an ambitionierte Fotoamateure und zugleich das wache Interesse, sich selber durch Anleitung der Großen aus der Szene zu perfektionieren: Das sind sozusagen die beiden Transmissionsriemen, die das Projekt "Fotoschule" antreiben. Hans Hager drückt es so aus: "Immer wieder neu sehen, erkennen und deuten - so erschließt sich das Leben. Die Fotografie ist bei mir daran wesentlich beteiligt. Sie ist so etwas wie eine Wahrnehmungsschule, in die ich gerne gehe."

Und im nächsten Jahr, da steigern Koslowsky und Hager ihr Erdbeben vom Anfang: Dann kommt quasi in Harald Mante der (Foto-)Papst persönlich nach Thurnau. "Da drüber", sagt Martin Koslowsky und lächelt wieder, "da drüber geht dann wirklich nicht mehr viel."

Eröffnung
Zum Auftakt der Fotoschule Thurnau am Samstag, 11. Oktober, im Schützenhaus Thurnau hält Hermann Will, Herausgeber des Fine Art Printer Magazins, ab 16 Uhr seinen Vortrag "Kamera auf Krankenschein: Wie Fotografie unser Wohlbefinden beeinflusst".

Stilfindung
Im Anschluss (ab 18 Uhr) weiht einer der renommiertesten Fotografen Europas, Micha Pawlitzki, in die Geheimnisse eines professionell erstellten Fotos ein. Fotoamateure sollen sich Gedanken über den eigenen Stil machen und lernen, Themen und Motive bewusst zu wählen und umzusetzen. Am Sonntag, 12. Oktober, bietet Pawlitzki ein Seminar mit dem Titel "Fotos perfekt gestalten". Der Kurs im "Lichtblick" dauert von 9 bis 16.30 Uhr (auf Wunsch anschließend mit Einzelbesprechung).

Mante kommt
Diesen Workshop sollten sich Fotofans im Kalender anstreichen: Freie und experimentelle Farbfotografie in Theorie und Praxis lehrt wohl keiner so gut wie Harald Mante. "Sehen und Gestalten" heißt der Kurs im "Lichtblick", der vom 4. bis 7. Juni 2015 (jeweils von 9 bis 20 Uhr) stattfindet.

Homepagewww.fotoschule-thurnau.de