Es bleibt ein ungeklärter Kriminalfall

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Bei der zweiten Leichenschau in Thüringen wurde festgestellt, dass die 92-Jährige keines natürlichen Todes gestorben ist.
Bei der zweiten Leichenschau in Thüringen wurde festgestellt, dass die 92-Jährige keines natürlichen Todes gestorben ist.
Symbolbild: Archiv/Patty Varasano
Im "Essighaus" an der Ecke zum Eku-Platz kam die 92-Jährige ums Leben. Wie, das bleibt ein Rätsel.
Im "Essighaus" an der Ecke zum Eku-Platz kam die 92-Jährige ums Leben. Wie, das bleibt ein Rätsel.
Alexander Hartmann/Archiv

Wie eine 92-Jährige im Sommer 2020 im Essighaus in Kulmbach ums Leben gekommen ist, werden wir wohl nie erfahren. Die Ermittlungsgruppe "Spital" ist aufgelöst.

Es ist ein Todesfall, der für Schlagzeilen gesorgt hat, ein Kriminalfall, der wohl nie aufgeklärt werden wird. Was sich am 15. August 2020 im Essighaus in der Spitalgasse genau abgespielt hat, bleibt ein Rätsel. Das Ermittlungsverfahren wegen eines Tötungsdeliktes wurde eingestellt, wie Leitender Oberstaatsanwalt Martin Dippold in dieser Woche auf Anfrage der Bayerischen Rundschau erklärt hat. "Es konnte kein Täter ermittelt werden."

Bewusstlos am Boden

Was war passiert? Eine 92-jährige Kulmbacherin war an jenem Sommertag in ihrer Wohnung in der seniorengerechten Anlage an der Ecke zum Eku-Platz von einer Nachbarin gefunden worden. Sie lag bewusstlos am Boden. Der sofort verständigte Notarzt leitete Reanimationsmaßnahmen ein, die betagte Frau starb aber kurze Zeit später.

Keine natürliche Todesursache

An ein Tötungsdelikt dachte dabei zunächst niemand. Die Ärzte, die in der Wohnung die Leichenschau vornahmen, sind von einer natürlichen Todesursache ausgegangen und haben das auch im Totenschein so dokumentiert. "Kommissar Zufall" machte aus dem Todesfall dann aber einen Kriminalfall, denn die Seniorin wurde nicht nach Hof oder Bayreuth, sondern in ein Krematorium in Thüringen gebracht, wo anders als in Bayern eine zweite Leichenschau Pflicht ist. Dass es sich alle Voraussicht nach um ein Verbrechen gehandelt hat, wurde bei der dortigen rechtsmedizinischen Untersuchung festgestellt.

"Fehler dürfen nicht passieren"

Nicht nur in Kulmbach war die Frage aufgekommen, wie solch ein Fehler bei der ersten Leichenschau passieren kann, warum es in Bayern keine zweite Untersuchung gibt. Dass Fehler nicht passieren dürfen, man als Mediziner aber nicht davor gefeit sei, hatte Anja Tischer als Vorsitzende des Hausarztvereins Kulmbach Stadt und Land gegenüber unserer Zeitung erklärt.

Tischer hatte mitgeteilt, dass auch sie Studien kenne, die fehlerhafte Totenscheine darlegen, und zudem festgestellt, dass sie kein Problem hätte, "wenn es auch in Bayern ein zweite Leichenschau gäbe".

Im Freistaat keine Option

Die wird es im Freistaat aber nicht geben. Dafür müssten die Bestattungsgesetze und Verordnungen geändert werden. Die Staatsregierung hatte 2020 dazu erklärt, dass es in einem Flächenland wie Bayern aus personellen, organisatorischen wie auch finanziellen Gründen nicht möglich sei, jeden der knapp 135.000 Verstorbenen pro Jahr durch einen Amtsarzt oder Rechtsmediziner erneut untersuchen zu lassen.

"Kommissar Zufall"

In Kulmbach hatte so der thüringische "Kommissar Zufall" die oberfränkischen Ermittler auf die Spur gebracht. Die Kripo in Bayreuth hatte die Ermittlungen aufgenommen. Auf die Frage, wie und unter welchen Umständen die Frau zu Tode gekommen ist, wurde aber nie eine Antwort gegeben. Aus ermittlungstaktischen Gründen, wie ein Polizeisprecher erläuterte, nach dessen Worten etliche Spuren in der Wohnung der Toten sichergestellt werden konnten und Vernehmungen im Umfeld der Frau vorgenommen wurden. Details wurden allerdings nicht genannt, weil es ich um Täterwissen handle, so die Polizei.

Das Rätsel wurde nicht gelöst

Die thüringischen Rechtsmediziner hatten die oberfränkischen Ermittler vor ein Rätsel gestellt, das sie bis heute nicht lösen konnten. Die Ermittlungsgruppe, die den Namen "Spital" trug, hat ihre Arbeit inzwischen eingestellt. Es habe keine Hinweise auf einen Täter gegeben, so Martin Dippold von der Staatsanwaltschaft in Bayreuth.