Ein Kronacher fliegt dorthin, wo die Freiheit grenzenlos ist

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20 Meter Startbahn oder Wiese reichen einem Motordrachen zum Abheben. Foto: Klaus Klaschka
20 Meter Startbahn oder Wiese reichen einem Motordrachen zum Abheben. Foto: Klaus Klaschka
Eine letzte Inaugenscheinnahme des Fluggeräts vor dem Abheben ist obligatorisch.Foto: Klaus Klaschka
Eine letzte Inaugenscheinnahme des Fluggeräts vor dem Abheben ist obligatorisch.Foto: Klaus Klaschka
 
Lederhaube mit Sprechfunk und Windschutzkleidung: Der Kronacher Stefan Zipfel ist passionierter Flieger eines Motordrachens. Foto: Klaus Klaschka
Lederhaube mit Sprechfunk und Windschutzkleidung: Der Kronacher Stefan Zipfel ist passionierter Flieger eines Motordrachens. Foto: Klaus Klaschka
 
Stefan Zipfel beim LandeanflugFoto: Klaus Klaschka
Stefan Zipfel beim LandeanflugFoto: Klaus Klaschka
 
Da hebt er ab. Foto: Klaus Klaschka
Da hebt er ab. Foto: Klaus Klaschka
 
Da fliegt er. Foto: Klaus Klaschka
Da fliegt er. Foto: Klaus Klaschka
 
Stefan Zipfel beim LandeanflugFoto: Klaus Klaschka
Stefan Zipfel beim LandeanflugFoto: Klaus Klaschka
 

Von einer Wiese bei Rugendorf aus hebt der Kronacher Stefan Zipfel mit seinem Motordrachen ab - dorthin, wo die Freiheit grenzenlos ist.

Die Leidenschaft zur Fliegerei hat Stefan Zipfel bereits 1991 gepackt - und bis heute nicht losgelassen. Damals ging er erstmals mit dem Gleitschirm in die Luft, 2012 hat er sich zusätzlich motorisiert.

Im zweiten Jahr hat Zipfel für seinen Motordrachen eine Wiese am Ortsrand von Rugendorf gepachtet. Der Gemeinderat hat ihm über das Luftfahrtbundesamt in Nürnberg eine Start- und Landeerlaubnis erteilt. Von dieser Wiese aus startet er etwa 30 Mal im Jahr zu einem Rundflug dorthin, wo die Freiheit grenzenlos ist. "In diesem Jahr sind wir mit dem Wetter verwöhnt, da können es auch 40 Starts werden", sagt der Kronacher.

35-PS-Motor

Alles in allem wiegt der Motorgleitflieger einschließlich des Piloten etwa 250 Kilogramm. Das Fluggerät wird durch einen Propeller von einem guten Meter Durchmesser und einem Motor von 35 PS hinter dem Piloten angetrieben. Bis zu 70 Stundenkilometer kann die Konstruktion schaffen. "Doch es geht gar nicht darum, wie wild durch die Luft zu rasen", sagt Stefan Zipfel, zieht die Lederhaube über den Kopf und rückt das Mikrofon des Headsets zurecht. "Vorrangig ist die Sicherheit. Im Endeffekt hängt da ja das eigene Leben dran."

Wie jeder Pilot, auch der von großen Passagiermaschinen, schaut er die gesamte Maschine noch einmal durch: Ein Trike (eine Konstruktion auf drei Rädern) aus Leichtaluminium-Rohren ist das ganze Fluggerät. Es steht auf gefederten Reifen von etwa 30 Zentimetern Durchmesser - breit wie die eines Motorrollers.

Komfortabel gepolsterter Sitz

Ein Überrollbügel über der Kopfstütze verhindert, dass der Kopf des Piloten in den Propeller gerät. Der Sitz ist komfortabel gepolstert, die Lehne nach hinten geneigt. Vor dem Piloten ist so etwas wie ein Armaturenbrett mit Höhenmesser und Anzeige der Stundenlaufzeit zu erkennen. Wieviel Kilometer das Gerät zurückgelegt hat, ist dagegen unerheblich.

Daneben ist das Funkgerät angebracht, das mit dem Headset des Piloten verbunden wird. "Man fliegt im Prinzip nicht allein. Jemand am Boden muss dabei sein, den man über Funk erreichen kann. Für alle Fälle. Überhaupt sind die Sicherheitsvorschriften zurecht streng."

Man braucht für Gleitschirme, erst recht für motorbetriebene, eine Lizenz, also eine Art Führerschein. Nicht nur Rechtsvorschriften muss man kennen, sondern auch alles über die Thermik wissen. "Von den Luftbewegungen ist man abhängig", weiß der Pilot.

Am liebsten windstill

Bevor er sich zum Fliegen entschließt, checkt Stefan Zipfel drei Wetter-Apps. Die geben ihm die Luftbewegungen an einem bestimmten Ort und in einer bestimmten Höhe an. "Während Gleitschirmflieger leichten Aufwind brauchen, haben wir Motorflieger am liebsten Windstille. Denn wir können uns ja selbst fortbewegen, und zu starker Wind ist uns eher hinderlich", erklärt Zipfel. Bei einer Luftbewegung von 20 Stundenkilometern ist laut Hersteller die Grenze erreicht. "Schon bei weniger Wind ist es in der Luft ungemütlich. Da kommt das Trike ins Schlingern."

Hinter dem Trike liegt, mit langen sehr reißfesten Leinen verbunden, der Gleitschirm, ein doppelwandiger, bananenförmiger Körper aus stabiler Folie, der am oberen Ende offen ist. Wenn sich das Gefährt in Bewegung setzt, wird sich die Folie über die Öffnung oben zu einer flachen Tragfläche aufblasen. Und genauso wie bei jedem Flugzeug werden die Tragflächen das ganze Gerät tragen. Bei Vollgas könnte der Flieger zwei Meter pro Sekunde steigen. Und sollte es irgendwelche massiven Probleme geben, ist neben dem Fahrersitz ein Fallschirm angebracht, mit dem Pilot und Flieger doch sicher zum Boden zurückkommen können.

"Wir wollen die Landschaft unter uns erleben", sagt Zipfel. "Wir vermeiden es vernünftigerweise, Ansiedlungen zu überfliegen, und wenn, dann nach Vorschrift 300 Mater höher als das höchste Gebäude des Ortes. Wir wollen niemanden belästigen oder gar erschrecken."

Wie ein Rasenmäher ...

Zipfel rückt sich auf dem Sitz zurecht, schnallt sich an und startet den Motor. "Der muss etwas warmlaufen. Dabei hört man auch, ob er in Ordnung ist. Gewartet wird er wie jeder Rasenmäher auch so nach ein paar Einsätzen", grinst er. Dann setzt er die Füße auf die beiden Pedale. Rechts Gas, links Gas reduzieren. Bremsen in der Luft wäre sinnlos. Die Geschwindigkeit wird nur durch die Drehzahl des Motors beeinflusst.

Zipfel gibt Gas, der Gleitschirmflieger nimmt ziemlich schnell Fahrt auf. Nach gut 20 Metern hebt er langsam und stetig vom Boden ab. 15 Sekunden später hört man vom Motor nichts mehr. In etwa 30 Metern Höhe macht er eine Runde über der Wiese und schwebt Richtung Marktrodach davon.