Durch den Buchwald zur Burg?

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Auf dem ehemaligen Reitgelände hinter der Plassenburg soll ein Parkplatz entstehen. Als Zufahrt ist womöglich auch die durch den Buchwald führende Forststraße (im Vordergrund) in der Diskussion, die von Leithen aus gut drei Kilometer durch den Wald führt.Foto: Katrin Geyer
Auf dem ehemaligen Reitgelände hinter der Plassenburg soll ein Parkplatz entstehen. Als Zufahrt ist womöglich auch die durch den Buchwald führende Forststraße (im Vordergrund) in der Diskussion, die von Leithen aus gut drei Kilometer durch den Wald führt.Foto: Katrin Geyer
Einer der vielen Wege, die den Buchwald durchziehen. Für eine Zufahrt zur Plassenburg müsste wohl einer von ihnen breiter ausgebaut werden. Foto: Katrin Geyer
Einer der vielen Wege, die den Buchwald durchziehen. Für eine Zufahrt zur Plassenburg müsste wohl einer von ihnen breiter ausgebaut werden. Foto: Katrin Geyer
 

Ein Gutachten soll klären, wie die Plassenburg künftig zu erreichen ist. Die Vermutung liegt nahe, dass es womöglich schon konkrete Vorstellungen gibt.

Wie geht es weiter mit der Erschließung der Plassenburg? Was steht drin in einem Gutachten, das der vormalige Heimatminister und jetzige Ministerpräsident Markus Söder schon vor drei Jahren angekündigt hat?

Während wir, wie schon im Juli, im Januar und zuvor in den Jahren 2019, 2018 und 2017 vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat bisher wenig konkrete Informationen bekamen, schreckte Ende letzter Woche ein Schreiben der Schlösserverwaltung Anwohner des Ködnitzer Ortsteils Leithen auf. Auch dieser Brief bezieht sich auf das Gutachten:

Hausbesuche

"Das Gutachten zeigt verschiedene Möglichkeiten der Trassenführung sowie auch die jeweiligen Herausforderungen der Umsetzung auf." Darüber, so die Schlösserverwaltung weiter, wolle man mit den Adressaten der Briefe persönlich sprechen. "Gerne kommen wir hierfür zu Ihnen nach Hause."

Bei den Anwohnern der wenigen Häuser von Leithen schrillten sämtliche Alarmglocken. Das könne, so mutmaßten sie, doch nur bedeuten, dass man ernsthaft über eine Zufahrtsstraße zur Burg durch den Buchwald nachdenke.

Eine Vermutung, die die Ködnitzer Bürgermeisterin Anita Sack (Freie Wähler) zumindest indirekt bestätigt. Schon im Frühsommer habe die Schlösserverwaltung ihr angetragen, die Planungen in einer Gemeinderatssitzung zu präsentieren. Nichtöffentlich. Damals sei das zeitlich nicht möglich gewesen, so Anita Sack. Nun habe man die September-Sitzung ins Auge gefasst. "Und ich lege Wert darauf, dass solche Präsentationen öffentlich sind."

Die Vorstellung, dass bald einmal Busse, Autos und Motorräder an ihren Häusern vorbei- und durch den bislang so stillen Buchwald rollen, gefällt den Anwohnern ganz und gar nicht. "Von uns ist keiner einverstanden", sagt zum Beispiel Manuela Schmidt, die im früheren "Waldschlösschen" wohnt und arbeitet. Sie fürchtet zu große Eingriffe in die Natur. "Ich möchte wissen, wer sich so etwas ausgedacht hat", sagt sie. Und: "Wir werden alle Hebel in Bewegung setzen, um das zu verhindern."

Von einem "Wahnsinns-Eingriff in die Natur" spricht ihre Nachbarin Pia Schmidt, die betont, dass man sich auf die von der Schlösserverwaltung angebotenen Einzelgespräche nicht einlassen werde: "Wir wollen einen Termin vor Ort mit allen zusammen."

Als "befremdlich" bezeichnet es Pia Schmidt, dass die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schösser, Gärten und Seen, wie die Behörde korrekt heißt, offensichtlich nur vereinzelt über die Planungen informiert hat.

So wurden zwar die Bewohner von Leithen und die Gemeinde Ködnitz unterrichtet, nicht aber die Stadt Kulmbach oder die Forstverwaltung - obwohl auch sie von einer Zufahrt durch den Buchwald betroffen wären: Legt man für die vermutete Trasse die bestehende Forststraße zugrunde, ist die Strecke zwischen Leithen und einem möglichen Parkplatz auf dem ehemaligen Reitgelände hinter der Plassenburg, etwa 3,2 Kilometer lang. Rund 1,4 Kilometer davon verlaufen auf dem Gebiet der Stadt Kulmbach - und durch den Staatswald.

"Größte Bedenken"

Fritz Maier, Leiter des Forstbetriebs Nordhalben, in dessen Zuständigkeitsbereich weite Teile des Buchwalds fallen, ist merklich erstaunt, als wir ihn über die aktuelle Entwicklung informieren. Natürlich sei eine Zufahrt durch den Buchwald immer wieder einmal in der Diskussion gewesen, sagt er. Zum letzten Mal habe er allerdings vor schätzungsweise eineinhalb Jahren von dem Projekt gehört, als seine Behörde um eine Stellungnahme gebeten worden war. "Aktuell hat niemand mit uns gesprochen."

An der Beurteilung, die er damals in die Stellungnahme hineingeschrieben habe, habe sich allerdings bis heute nichts geändert, so Maier. "Der Buchwald ist ein schutzwürdiges Gebiet mit vielen wertvollen Biotop-Bäumen. Ich habe da größte Bedenken."

Nicht durch den Wald

Große Verwunderung löste unsere Anfrage auch im Kulmbacher Rathaus aus. "Wir haben keinerlei Informationen. Das ist sehr seltsam", heißt es zunächst aus der Pressestelle.

Später wird Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) noch deutlicher. Zweifellos müsse die Plassenburg attraktiver gemacht und besser erschlossen werden, sagt er. "Aber eine Erschließung durch den Buchwald kann ich mir nicht vorstellen."

Aus seinem Ärger darüber, dass man zwar die Gemeinde Ködnitz, nicht aber die Stadt Kulmbach informiert habe, macht Lehmann keinen Hehl: "Das ist schon ein Oberhammer, dass die mit uns nicht reden."