Die Döllnitzer haben "die Schnauze voll"

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Nichts geht mir. Solche Szenen spielen sich in der Döllnitzer Ortsdurchfahrt immer wieder ab.
Nichts geht mir. Solche Szenen spielen sich in der Döllnitzer Ortsdurchfahrt immer wieder ab.
Oliver Ellner
Oliver Ellner gehört zu den Anwohnern, die ihre Einfahrt blockieren werden.
Oliver Ellner gehört zu den Anwohnern, die ihre Einfahrt blockieren werden.
Alexander Hartmann

In der Döllnitzer Ortsdurchfahrt gibt es oft kein Durchkommen. Um auf die "unerträgliche Verkehrssituation" aufmerksam zu machen, blockieren die Anwohner ab Juni immer wieder ihre Grundstücke. Sie fordern den schnellen Bau der versprochenen Umgehung.

Sie sprechen von einer unerträglichen Situation, vom "Verkehrsterror, der kein Ende nimmt": die Döllnitzer, die seit Jahren auf die versprochene Umgehungsstraße warten. Für die Umfahrung besteht zwar inzwischen Baurecht, wann gebaut wird, steht aber nicht fest. "Wir sind es leid", sagt Oliver Ellner, der für die Anwohner spricht, die tagtäglich mit nervenaufreibenden Verkehrssituationen konfrontiert werden.

Kommen sich auf der engen, kurvigen Ortsdurchfahrt zwei Lkw entgegen, ist Rangieren angesagt.

Der Traktor in der Einfahrt

Es geht um Zentimeter. Wer weiterkommen will, muss ausweichen und fährt oft über private Grundstücke. Das wollen die Anlieger nicht mehr länger hinnehmen. Sie wollen ein Zeichen setzen und greifen zu einer ungewöhnlichen Maßnahme. "Alle Anwohner werden ab dem 1. Juni ihre privaten Ausweichmöglichkeiten komplett blockieren. Ich stelle beispielsweise einen Bauzaun auf, mein Nachbar parkt den Traktor in der Einfahrt" sagt Oliver Ellner, nach dessen Worten für Verkehrsteilnehmer dann nur noch ein Korridor von drei Metern Breite zur Verfügung steht. Er ist sich wie seine Mitstreiter bewusst, dass das wohl zu chaotischen Verhältnissen führen wird. "Wir sehen uns aber dazu gezwungen und bitten alle, die unter der Maßnahme leiden, um Verständnis."

"Es kracht fast täglich"

Die Döllnitzer leiden und klagen darüber seit Jahrzehnten. "Es kracht fast täglich", sagt Rainer Kolb. Es gebe Blechschäden en masse. Personen seien bis dato nicht verletzt worden. So mancher hatte einen Schutzengel. Erst vor wenigen Tagen ist ein Schulbus mit einem Transporter kollidiert. Scheiben sind geborsten. Die Schüler kamen mit dem Schrecken davon. Rainer Kolb und Oliver Ellner erinnern sich auch an einen Unfall, bei dem ein Traktor den Motorblock eines Autos zusammengeschoben hat. Oliver Ellner: "Die Fahrerin hatte riesiges Glück." Sachschaden beklagen nicht nur die Verkehrsteilnehmer - auch die Döllnitzer. Hausmauern werden angefahren, Dachrinnen beschädigt. "Das nervt", meint Kai-Uwe Linke, der seinen an die Staatsstraße angrenzenden Hang nur in Schutzkleidung mäht. "Heckenschneiden ist lebensgefährlich", pflichtet ihm Sabine Ellner bei.

Nur Zwischenlösung

Die Döllnitzer haben all das satt. Sie blockieren ihre Anwesen, wenden sich aber auch mit einer Unterschriftenaktion an die Gemeinde sowie an die Verkehrsbehörde am Landratsamt, um ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen. Was sie wollen? Die Umgehung. Bis zu deren Bau müsse eine Zwischenlösung gefunden werden. Wie die ausschauen könnte? Wie Wolfgang Schmidt deutlich macht, wünschen sich die Anwohner eine Ampelregelung wie in Marktzeuln, die Versetzung der Ortsschilder, damit die Fahrzeuge schon früher ausgebremst werden, und vor allem die Minimierung des Schwerlastverkehrs durch eine Tonnagebeschränkung.

"Bis hin zur Müllabfuhr"

Ob Letztere durchsetzbar ist? Wie der Leiter der Verkehrsbehörde am Landratsamt, Manfred Amschler, auf Anfrage erläutert, ist eine Gewichtsbegrenzung zwar grundsätzlich möglich ("Diese müssten wird anordnen"), doch die Frage sei, ob das im Falle von Döllnitz sinnvoll wäre. Eine Folge wäre seinen Worten zufolge, dass dann der Verkehr durch Kasendorf zunehmen würde. Amschler gibt hier zu bedenken, dass auch der Hauptort, in dem es die Engstelle am Rathaus gibt, schon stark belastet ist. Sollte es der Wunsch der Gemeinde sein, könne man sich darüber unterhalten, so der Verkehrsexperte, der darauf verweist, dass bei einer Tonnage-Beschränkung auch schwere Fahrzeuge, die zu den Anliegern müssen, eine Ausnahmegenehmigung bräuchten. "Bis hin zur Müllabfuhr."

Wer zahlt die Straße?

Eine wirkliche Entlastung wird, da sind sich die Anwohner einig, nur die Umgehung bringen. Für die besteht zwar Baurecht, wann der Spatenstich erfolgt, steht aber noch in den Sternen. Bürgermeister Norbert Groß (CSU) rechnet mit dem Startschuss 2024. Dass es noch zwei Jahre dauern könnte, habe er aus einem Gespräch mit dem inzwischen ausgeschiedenen Leiter des Staatlichen Bauamts, Kurt Schnabel, erfahren. "Deshalb haben wir das Geld auch erst für 2024 im Haushalt vorgesehen."

Ob der Termin realistisch ist? Baurat Philip Wagner hat da seine Zweifel, weil nun erst einmal die Kosten neu ermittelt werden und der Markt dann seine Entscheidung treffen müsse, ob er den Straßenbau in der kommunalen Sonderbaulast stemmen will. Die Gemeinde müsste da normalerweise 20 Prozent der Kosten übernehmen, sie hofft aber, dass ein Versprechen eingehalten wird, das Kerstin Schreyer wenige Tage vor ihrer Ablösung als Bauministerin gegeben hatte. Schreyer hatte nicht von 80, sondern von 85 Prozent Förderung gesprochen.

"Die Maßnahme muss der Freistaat stemmen"

Der Bürgermeister wünscht sich allerdings noch mehr. "Weil es sich um eine Staatsstraße handelt, muss der Freistaat die Umfahrung komplett finanzieren", erklärt Norbert Groß, der das Gespräch mit dem jetzigen Bauminister Christian Bernreiter suchen will. Es sei ein Fehler gewesen, das Projekt auf die kommunale Sonderbaulast abzuwälzen. "Und der Fehler muss korrigiert werden." Unterstützung erhält er von den Anwohnern. "Die Maßnahme muss Freistaat stemmen", erklärt Oliver Ellner, der fordert, dass beim Umgehungsbau Gas gegeben wird. Eine Forderung, die die Döllnitzer mit der Blockade untermauern wollen.