Desinfektionsmittel: Apotheken und Brauerei arbeiten in Kulmbach Hand in Hand

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Franziska Gaudig ist Pharmazeutin im Praktikum. Sie füllt das direkt in der Apotheke gemischte Desinfektionsmittel in Flaschen um, die dann unter anderem dem Landratsamt zur Verfügung gestellt werden. Foto: privat
Franziska Gaudig ist Pharmazeutin im Praktikum. Sie füllt das direkt in der Apotheke gemischte Desinfektionsmittel in Flaschen um, die dann unter anderem dem Landratsamt zur Verfügung gestellt werden. Foto: privat

Desinfektionsmittel ist in diesem Tagen knapp. In Kulmbach setzt man auf Eigenproduktion - mit Alkohol aus der Bierherstellung.

Es gibt offensichtlich nichts, was es nicht gibt. Die Corona-Pandemie hat Partner zusammengebracht, die bislang eher wenig miteinander zu tun hatten. Seit etwa zwei Wochen kooperieren die Kulmbacher Brauerei und die Apotheker in der Region. Ihr gemeinsames Ziel: Die Versorgung mit Desinfektionsmitteln sicherzustellen.

Schon mit Beginn der Corona-Krise waren Mittel zur Handdesinfektion in den Apotheken und Drogerien knapp geworden. Die Menschen kauften offensichtlich weit über ihren persönlichen Bedarf hinaus, scheuten auch nicht vor der einen oder kriminellen Beschaffungsmaßnahme zurück.

Lieferengpässe

Meldungen über Lieferengpässe häuften sich. Das Ganze ging zu Lasten derer, die nach wie vor auf Desinfektionsmittel dringend angewiesen sind: Kliniken etwa oder Pflegeheime.

Mittlerweile helfen sich viele Apotheken selbst, indem sie Desinfektionsmittel aus eigener Herstellung anbieten. Ein wichtiger Rohstoff dafür ist Alkohol - entweder in Form von Isopropanol oder von Ethanol. Und dieser Alkohol kommt oft von der Kulmbacher Brauerei.

Ethanol entsteht bei der Herstellung von alkoholfreiem Bier. "Wir brauen das Bier ganz normal ein", erläutert Marketingleiter Andreas Eßer. "Dann wird dem Bier der Alkohol schonend wieder entzogen. Ethanol ist gewissermaßen das Rückstandsprodukt."

Üblicherweise dient Ethanol als Rohstoff etwa für die Herstellung von Kosmetikprodukten. Derzeit beliefert die Brauerei viele Apotheken in der Region. "Es kommen Kollegen aus Hof, Bamberg, Kronach und anderen Orten", weiß Hans-Peter Hubmann, der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbandes, der selbst einige Apotheken in Kulmbach betreibt und betont, dass die Brauerei den Rohstoff "zu einem realen Preis" anbiete.

Dies scheint im Geschäft mit der Pandemie nicht immer der Fall zu sein. In einschlägigen Diskussionen ist schon das Wort vom "Kriegsgewinnler" gefallen.

Hubmann schätzt, dass auf diese Weise in den letzten Wochen schon mehr als 5000 Liter reiner Alkohol den Weg in oberfränkische Apotheken gefunden haben.

Dass der Transport komfortabel vonstatten geht, dafür sorgen seinen Worten zufolge Landratsamt und Rotes Kreuz, die Fünf- und Zehn-Liter-Kanister zur Verfügung gestellt haben. Bei der Verpackung des Endprodukts kommt eine weitere Kulmbacher Firma ins Spiel:

In der Ketchup-Flasche

Um eine bequeme Handhabung zu gewährleisten, wird das in den Apotheken hergestellte Desinfektionsmittel unter anderem in rote Kunststoff-Flaschen abgefüllt, die sonst von der Firma Raps für die Produktion von Tomaten-Ketchup verwendet werden.

Die Verteilung des Desinfektionsmittels ebenso wie anderer Materialien im Zusammenhang mit der Corona-Epidemie (Schutzmasken, Handschuhe usw.) hat eine Koordinierungsgruppe im Landratsamt übernommen.

Von einer "vorbildlichen örtlichen Zusammenarbeit" spricht deswegen Hans-Peter Hubmann. Sich gegenseitig in solchen Notlagen zu helfen, sollte eine Selbstverständlichkeit sein.