Wenn Dekan Hans Roppelt am Faschingswochenende in St. Michael in Stadtsteinach auf die Kanzel steigt, ist gute Laune im Gottesdienst garantiert. So auch am Samstag, als seine Predigt einfachte rappte.
Die Faschingspredigt ist kein Klamauk, sondern sie ist einfach eine etwas andere Art, das Wort Gottes auszulegen. Mit Ehrfurcht und Ernsthaftigkeit. Sie ist für all diejenigen gedacht, die Fasching lieben, die Humor haben. Das sagt Dekan Hans Roppelt. Und gibt ehrlich zu, dass es sicherlich auch die Predigt ist, für die er die längste Vorbereitungszeit braucht. Denn es ist nicht einfach, eine Predigt in gereimter Form zu verfassen, bei der auch noch der Inhalt stimmt. Und dann noch in Fränkisch.
"Fromm zu sein und fröhlich lachen, beides ist kein Gegensatz. Beten und auch Spaß zu machen, alles hat hier seinen Platz", reimte der Dekan am Samstag in St. Michael. Unterstützt wurde er beim Gottesdienst der besonderen Art von der Jugendband. Natürlich hatten sich die Jugendlichen zur Feier des Tages maskiert.
"Wemmers ernst nimmt mitm Glaum, mancha, die kapiern des kaum, die haltn uns für Depperla - und rum nehm ich mei Käppela", setzte sich der Dekan die Narrenkappe auf und legte los - mit dem 1. Korintherbrief.
Natürlich durfte auch so mancher Seitenhieb nicht fehlen. "Bei neue Sachn, do wärd gred: "Kemmer net, und möng mer ned! Su wie immer, so muss bleim, bei neue Zeuch: Ned übertreim", unkte der Dekan mit einem Augenzwinkern.
Doch so wie die Fischer im Korintherbrief nach einem ergebnislosen Fang zur üblichen Nachtzeit auf Jesus Anweisung einfach tagsüber auf Meer hinausfuhren - und belohnt wurden - so lohne sich manchmal Neues.
Auch Dekan Hans Roppelt probierte etwas Neues. Er tauschte die Narrenkappe mit einer grünen Baseballcap und rappte die Predigt. Zu echten Rapper-Rhythmen. Die Kommunionkinder in der ersten Reihe, die jüngeren Besucher, die Faschingsgesellschaft-Mitglieder, aber auch all die Junggebliebenen lachten, amüsierten sich und zollten dem Dekan Spontan-Applaus. Denn Roppelt hatte sich diesmal selbst übertroffen.
"Unser Kerng däff net ner klong, sie muss amal wos Neues wong", sendete der Dekan die Botschaft aus.
"A Gaudi wors, doch net bloß Stuss", betonte Roppelt am Ende noch einmal und schloss die Predigt mit den traditionellen Schlussworten: "Des wors , ihr Kinner, Herrn und Damen: Schluss, aus, Ende, fertig. Amen!"
Tosender Applaus brandete in St. Michael los. Es dauerte Minuten, bis der Gottesdienst weiter gehen konnte.
Der komplette Text der Faschingspredigt von Dekan hans Roppelt hat folgenden Wortlaut:
Liebe Brüder, liebe Schwestern,
aus unsrer Gmaa und andern Nestern,
ich freu mich orch, dass ich euch seh.
So schnell konn a Johr vergeh!
Mancha vo euch seh ich freilich
immer do. Ihr wät nu heilich.
Bei mancha andra Kirchngänger
sin die Obständ etwas länger.
Doch wos solls, a Plotz für jeden,
hier zu singa und zu betn,
soll unser Kerng für alle sei.
Und des is ka Narretei.
A Narretei für viele Gmüter,
für Heidn, Ketzer, Glaubenshüter,
is des, wos hier verkündet wät,
weil es in der Bibel steht.
Wemmers ernst nimmt mitn Glaum,
mancha, die kapiern des kaum,
die haltn uns für Deppala.
Und drum nehm ich mei Käppala.
Ich setz es auf. Mit Faschingskappn
wird hoffentlich mei Predigt klappn.
A Predigt is, ka Büttnred.
Ich soch es, dass ihr es versteht.
Und trotzdem is es, ich sochs frei,
im Prinzip a Narretei.
Denn scho Paulus hot des gschriem,
und dabei is es gebliem.
In 1 Korinther steht, man hält
für Narrheit, Torheit in der Welt
des, wos wir als Christn song.
Und so is des fei scho long.
Und deshalb halt ich net mei Pappn.
Ich predig mit der Faschingskappn.
Als Narr versuche ich verweng,
des Evangelium auszäleng.
Und des is heut a schöna Gschicht.
Wer waaß si nu? Erschreckt euch nicht.
Ich frooch net aus. Ka Angst, ihr Brovn!
Sonst merkt nu aaner: Ihr hobt gschlofn.
Naa, hobter net. Vielleicht a poor.
Und trotzdem troch ich numoll vor,
wos heut des Evangelium wor.
Und dann wät des alla klor.
Die Jünger, die worn Fischer gwesn,
so wurd des grod vorgelesn.
Gfangt homs nix die ganze Nocht.
Umsunst homs die ganz Ärbät gmacht.
Jesus socht noch dera Plooch:
Fohrt numol naus, etz gleich om Toch.
Und die Jünger tun's rasant
Und fülln die Boote bis zum Rand.
Und dann hommsa gleich begriffn,
auf Jesus, do is net gepfiffn.
Mit dem sin wir net ausgeschmiert.
Wos der socht, des funktioniert.
"Dunner Keil", hom sie gedocht
und sie hom sich aufgemacht,
zurückgelassen homs ihr Zeuch,
und folgten Jesus nach sogleich.
Des wor die Evangeliengschicht.
Bloß - selbstverständlich wor des nicht.
Normalerweis fischt mä zur Nacht.
Und plötzlich hom sie's anners gmacht.
Net wie's scho immer wor is ganga.
Wos neues hom sa ongefanga.
Sie hom net blooß aufs alta gstiert.
Sie hom wos neues ausprobiert.
Weil's Jesus gsocht hot, homm sie's gmacht.
Und des hot den Erfolg gebracht.
Und heute müsst des aa so sei.
Für vill ist des a Narretei.
Zuerst muss mä auf Jesus schaua.
Dann des zweite: Ihm vertraua.
Und dann: aa mol wos anners machen.
Net immer blooß die altn Sachn.
Aamol aa wos neus riskiern,
ohne Angst, sich zu blamiern.
Doch mä bleibt beim altn Brei.
Wos neus hält mä für Narretei.
Bei neua Sachn, do wät gred:
Kemmer net, und möng mä net.
So wie immer, so muss bleim,
bei neua Zeuch: Net übertreim!
Des worn eben ernste Sätz
vo der Predigt. Ober etz
sin mir do Ideen kommen,
wos neus zu machen mit euch frommen.
Wie wär's, wenn ich ganz aufgedreht,
mei Predigt amol räppn tät.
Ihr kennt sa doch, die Räpper-Kasper.
Und wos verdiena die für Zaster.
Es geht so los, der Reim is schlecht.
Doch für an, der räppn mecht,
do reimt sich Kasper halt auf Zaster.
Man drangsaliert den Reim. Scho passter.
Also will ich's mol probiern.
An Faschingsnarrn konn nix passiern.
Zuerst probiern mä mol den Takt.
Ich geb's ja zu: Es is beknackt.
Will ich amol Fernseh schaua,
könnt ich scho nein Bildschirm haua.
Wos do ist,
des is Mist,
dässtäs frist,
weilst blöd bist
so a Zeuch,
gfällt des euch?
Ich sitz aufn Kannapee
Und mir tut mei Kopf sauweh.
Ich bin sauer und ich sooch:
Fernsehleut, ihr hobt an Schlooch.
Junga Leut wolln sich beweisen,
dass sie Superstar dann heißn.
Bübla, kaum zur Volksschul ganga,
wolln Fernsehruhm erlanga.
Und sie hupfn und sie springa,
kann Ton tun sa richtich singa.
Ozong sins wie Vollidioten.
Doch im Fernseh bringt des Quoten
Die Hosn rutschn bis zum Knie.
Ich wat blos drauf, sie fallän hie.
Wos sä song,
konnst net ertrong.
Krass und poh,
und geil und so,
stammeln sie,
und falln net hie.
Hobt ihr net a gscheita Sprooch?
Jungs, soch ich, ihr hobt an Schlooch.
Und die Maadla ausstaffiert,
zugepierzd und tätoviert,
äs Gsicht scho dreimol operiert,
an riesn Nogel in der Goschn.
Wos is do nein Kopf geschossn?
Den Kopf rasiert,
ganz ungeniert,
tretn sie im Fernseh auf
als Superstars. Do pfeif ich drauf.
Gott helf mer, dass ich des ertrooch.
Maadla, ihr hobt aa an Schlooch.
Is des etz sexistisch gwesn?
Net, däss Sie in der Zeitung lesn,
der Roppelt, der is a Sexist.
Des wär Mist,
weil's net so ist.
Ich bin klein,
mein Herz ist rein.
Doch des aana soch ich noch:
Manchmal hob ich aa an Schlooch.
Zeuch seech ich im Fernseh drin.
Heilichäs, denk ich, ich spinn.
Gibt's denn auf der Welt bloß Deppn?
Und dann tu ich weiter zäppn.
Ich möcht nei mein Bett und schlafen,
doch aufn alla Sender waafen
die letzt Wochn
wurd besprochn,
wos der Brüderle verbrochn
on aaner Baar
vor am Jahr
nochts um zehna,
wenn wir gähna.
Die Reporterin vom Stern,
hätts doch gsocht, hob mich doch gern,
reiß dich zam
und geh halt ham,
mach mich net so saublöd oo,
guter Moo,
sei doch froh,
dass du gsund bist,
du ich sooch:
Kerl, du host an drümmer Schlooch.
A Sexismus wor des net.
Wos do steht,
wos wir lesn,
is doch blos erbärmlich gwesn.
Die Bilanz:
Der Stern als die Moralinstanz?
Euer Wissen und Verstand
ist mit Finsternis umhüllet.
Bloß däss des die Zeitung füllet!
Wohin soll ich mich bloß drückn,
wenn do Gram und Schmerz mich zwickn.
Andra Themen gäb es noch:
Leut, ihr hobt an riesn Schlooch.
Ich beende etz des Räppn,
dafür gibt's gnuuch andra Deppn.
Meim Hund hob ich des vorgelesn.
Wos wor der Erfolg gewesn?
Er hob mich bloß ongegrinst
als wollter mir song: Mensch, du spinnst.
Kaum hob's ich ihm vorgetrong,
hot er sich unterm Tisch verzong.
Do isser ghöckt, fast wie benumma,
Und is erst wieder vorgekumma,
wie er a Wurst gricht hot, der Sack.
Do merkt mä gleich: Mei Hund hot Gschmack.
Und ich waaß: Mit Räpperbrockn,
konnst kann Hund vom Tisch vorlockn.
Drum kumm ich auf des, wos zuvor
eigentlich mei Onling wor.
Unser Kerng däff net ner klong.
Sie muss a mal wos neues wong.
Wie die Apostel bei ihrm Fischn.
Dann tät mä aa mehr Leut derwischn.
Mit "kemmer net, drum möng mer net"
bezweifl ich, däss weiter geht.
Ich stell mir diese Frooch scho long,
und mancha konners net vertrong,
warum konn denn, etz tut net lachn.
bloß a Moo an Pfarrer machn.
Ich hob die Gründ nie ganz kapiert,
warum mei Kerng des so blockiert,
däss mancha Frauen Pfarrer wärn.
Und mancha vo euch hättn's gern.
Vielleicht gäb des an neua Schwung
in der Kerng. Entschuldigung!
Ich waaß scho, mä däffs net song.
Als Faschingsnarr tu ich bloß frong.
Und des is ja nu erlaubt
für an Faschingsnarrn, der glaubt,
däss in der Kerng nie weiter geht
mit "kenn mer net, drum möng mer net".
Und weil's scho worscht is, desweng soch
ich aa nu mei zweita Frooch.
Warum muss denn, o Narretei,
a Pfarrer bei uns ledich sei.
"Weil's scho immer wor", wät gsocht.
Doch hot mä scho long rausgebrocht:
Erst tausend Johr gibt es des Gsetz.
Hobbt ihr des gwisst? Wos sochter etz?
Und Petrus, der Apostel-Chef,
der wor verheiät. Ja des däff
mä glaam, weil's in der Bibel steht.
Vonweng: "Des is wos neus, des möng mä net."
Freilich hör ich's etz scho knistern,
tratschn, tuschln, rauna, flüstern:
Dem Roppelt, dem geht's fei sauschlecht,
weil er so gern heiän möcht.
So a Gwaaf! Beruhigt euch!
Desweng soch ich net des Zeuch.
Heiän, ich? Glabt's, wenn is soch,
dass ich etz aa nimmer moch.
Etz nu umstelln, wär net gscheit.
Und die Fraa, die tät mä leid.
Mit mir, mit so am Mittelalten,
die Fraa, die hät wos auszähaltn.
Doch sooch ich bei alledem,
beides müsst's bei uns halt gem:
Ledig und verheiät Pfarrer.
Wenn ich des sooch, bin in ka Schmarrer.
Ich bin mir sicher, dass des geht.
Doch "kemmer net, drum mach mäs net",
so wät gsocht. Drum bleibt's dabei.
Und des is a Narretei.
Doch bevor ich mich nu bleed
um mein Kopf und Kragn red.
mach ich mit der Predigt Schluss.
A Gaudi wor's. Doch net bloß Stuss.
Die Kappe nehme ich vom Haupt
als ein Narr, der weiter glaubt,
däss Gott zu seiner Kirche hält,
auch wenn ihm manches nicht gefällt.
Des wor's, ihr Kinner, Herrn und Damen!
Schluss, aus, Ende, fertig. Amen.