"Ich nehme mal den Mehrwegbecher - man kann ihn hinterher wieder abgeben, das ist praktisch", sagt Katharina Winkler.
Doch nicht nur Lehrern gefällt das Café, auch Schüler greifen gerne zu. "Wir machen Pancakes, Muffins oder Cookies", erklärt Dogan Talipler (18). Damit nicht genug: Auch Kräuterbaguettes und kleine Snacks bieten die Schüler an. "Es ist gar nicht so einfach, alles rechtzeitig fertig zu bekommen. Wir kaufen früh ein, backen dann. Das schaffen wir gerade so bis zur ersten Pause. Da geht am meisten", erklärt Dogan Talipler. Dann bleiben nur eineinhalb Stunden Zeit, um die verbrauchten Becher wieder abzuspülen und die Auslage neu zu füllen.
"Ich mache die Abrechnung, ich kann nicht weg hier. Man kann ja nicht die Kasse alleine lassen", erklärt Niels Bodenschatz (17).
Zu den Aufgaben der Café-Betreiber gehört auch das Spülen der Mehrwegplastikbecher, die für Wasser verwendet werden. "Mit drei Leuten ist das Café wirklich knapp besetzt. Wir könnten ruhig eine Person mehr sein", sagt Dogan Talipler.
Dass das Café Wilsdorf überhaupt aus der Taufe gehoben werden konnte, war eine Gemeinschaftsleistung, die ihresgleichen sucht. "Ich wollte in einem Projekt die Versorgung und das Ambiente an der Schule verbessern und gleichzeitig die Leistungsfähigkeit der Beruflichen Bildung und des Beruflichen Schulzentrums in Kulmbach aufzeigen", skizziert Alexander Battistella die Anfänge der Idee. Aus der Idee wurde ein Mega-Projekt, in dem verschiedene Abteilungen der Berufsschule und der Fachoberschule eingebunden waren.
Grundlage für das Café war ein alter, ausrangierter Wohnwagen, den ein Lehrer zufällig in einer Scheune entdeckt hatte. Dieser damals himmelblaue Wohnwagen wurde ins berufliche Schulzentrum in Kulmbach gebracht. Schüler verschiedener Klassen sollten ihn dann zu neuem Glanz verhelfen. Ein ganzes Schuljahr arbeiteten die verschiedenen Berufsfelder an der Restaurierung. Doch als die alte Beplankung entfernt worden war, verloren selbst Optimisten fast die Hoffnung. Denn das Skelett war völlig verrostet und musste neu geschweißt werden. "Wir haben mehrere hundert Stunden in die Sanierung des Wohnwagens investiert", sagt Stefan Hild.
Beteiligt waren die Metallgrundklasse, die Fahrzeuggrundklasse, die Fahrzeugbauer, aber auch die Mechatroniker und Fachoberschüler packten mit an. Der alte Wohnwagen wurde entkernt, entrostet, neu beplankt und schließlich neu lackiert. Das Projekt wurde ausschließlich über Spenden finanziert. "Vertreter der Familie Wilsdorf nehmen regelmäßig an der Verleihung des Rolex-Preises teil und haben auch den größten Teil für das Projekt gestiftet. Die Adalbert-Raps-Stiftung hat uns ebenso unterstützt, wie die Firma Fahrzeugbau Hofmann und Schrutka-Peukert. Der Wagen wurde von der Firma Fahrzeugbau Hofmann lackiert und in Zusammenarbeit mit unseren Lehrkräften von der Firma Schrutka-Peukert ausgebaut", dankt der Schulleiter.
Schließlich gab es ein Happy-End. Die Mechatroniker für Kältetechnik haben das Café verkabelt und ausgestattet. "Wir haben in dem Wohnwagen 150 Meter Kabel verlegt, dreißig Steckdosen eingebaut. Das war ein Riesen-Aufwand", bestätigt Fachoberlehrer Gerd Knorr. Um Energie zu sparen, hat der Wohnwagen eine LED-Beleuchtung bekommen, sogar an eine Beleuchtung für die Gebäckauslage wurde gedacht. "Zwei Klassen waren bei der Fertigstellung involviert. Wir haben sogar eine Kaffeemaschine und einen Tassenwärmer", lacht Knorr über den High-Tech-Wagen.
Inzwischen ist der Wohnwagen zum beliebten schuleigenen Café geworden. Die Schüler haben beim Betrieb des Cafés übrigens völlig freie Hand. Sie lernen, eigenständig zu wirtschaften. "Die Schüler bringen sehr viele eigene Ideen ein, bieten ein sehr differenziertes Angebot an", bestätigt Achim Stosch von der Fachoberschule. Eine besondere Herausforderung ist, dass sich das Café selbst tragen und durch Einnahmen refinanzieren muss.