43 Kilometer zu Fuß rund um Kulmbach Die BR-Redakteurinnen Christine Fischer und Dagmar Besand stellen sich der Herausforderung Frankenwald-Wandermarathon.
Wie weit sind 43 Kilometer? Zu Fuß? Sehr weit! Eine Tagesreise, und ein Abenteuer, auf das sich meine Kollegin Christine Fischer und ich schon lange freuen! Als feststeht, dass der 5. Frankenwald-Wandermarathon bei uns in Kulmbach stattfindet, ist für uns klar: Da machen wir mit!
Für uns beide ist es das erste Mal, dass wir eine so lange Strecke in Angriff nehmen. Die Sonne lacht, alle sind gut drauf. Pünktlich um 7 Uhr geht's endlich los: Der 600 Mann starke Pulk schiebt sich die Obere Stadt hinauf, dann der erste Anstieg: rauf auf die Burg. Schon zieht sich das Teilnehmerfeld auseinander. Während einige mit Sieben-Meilen-Stiefeln die Steigung hinaufspurten, lassen es andere gemächlicher angehen. Heute geht es nicht um Gewinnen, sondern ums Genießen.
Wir sind im vorderen Drittel unterwegs, die paar Höhenmeter beeindrucken uns noch nicht.
Die Betreuung ist topp
Im Kasernenhof winkt uns Günter Limmer als markgräflicher Burgherr zu, bevor wir Richtung Tennach marschieren. Die fünf Kilometer bis dorthin führen auf uns auf weichen Waldwegen durch ein schönes Stück Natur, genau das Richtige, um sich warm zu laufen.
Die Veranstalter haben uns nicht zu viel versprochen, was die Versorgung auf der Strecke angeht. Beim Rangabauern erwartet uns schon die erste Brotzeit-Station: Es gibt Ausgstraafta und Ziebeleskäs, etwas zu trinken. Wer hier noch keine Lust hat, darf sich drei Kilometer später am Rehturm ein belegtes Brötchen schnappen. Wir laufen weiter zum Herrenweiher, wo die Büttner mit einem Bierschnaps warten. Es ist genau 9 Uhr.
Dafür ist unser Magen noch nicht bereit.
Es wird niemals langweilig
Die ersten zehn Kilometer sind geschafft. Es läuft sich wie von selbst nach Forstlahm, wo ein extrem leckerer Cookie der Museums-Bäckerei auf uns wartet. Den lassen wir uns nicht entgehen, ebensowenig wie den erfrischenden Schluck Kräuterlimonade, den uns Edith Wagner in Wickenreuth anbietet. In den Mainwiesen erlaubt uns der Landesbund für Vogelschutz einen Blick durchs Fernglas auf die Wiesenbrüter. Und schon sind wir fast in Melkendorf: Kilometer 17 beim Sportheim: Mittagspause - die Zeit ist schnell vergangen.
Einmal die Beine ausstrecken, ein Schälchen Gulaschsuppe essen, und weiter geht's vorbei an Schloss Steinenhausen zum Mainzusammenfluss, danach um die Kieswäsch und Richtung Wernstein zum Schloss, wo die Patersberg Combo im Innenhof für uns aufspielt.
23 Kilometer geschafft.
So allmählich spüren wir unsere Muskeln. Doch die richtig anstrengenden Partien liegen noch vor uns! Der Patersberg ruft. Um dort mit Turmwächter Erich Olbrich die Aussicht genießen zu können, will ein extrem steiler Anstieg gemeistert sein. Gut, dass ein nettes Motivationsteam mit Andrea Mandl zur Stelle ist, das alles gibt, um jedem einzelnen Wanderer über diese Hürde zu helfen. Danke Mädels - ihr seid super!
Wo ein steiler Aufstieg ist, gibt es auch einen ebensolchen Abstieg: An der Schwedenschaze erzählt uns Robert Hirschmann etwas über Geschichte und Funktion der Turmhügel, bevor wir uns mit Hilfe der Bergwacht abseilen - ein kleines Extra-Abenteuer mit großem Spaßfaktor. Da vergisst man doch glatt, dass die Füße eigentlich schon recht wehtun.
Die nächste Station ist eine willkommene Pause: Kaffee und Kuchen, mal kurz hinsetzen, ein bisschen Pause machen.
Dort treffen wir auch Michael Rosa aus Mainleus, den Rundschau-Leser, der bei unserer Verlosungsaktion einen Startplatz gewonnen hat. Wir sind bei Kilometer 30, und er sieht noch fit aus: "Das ist fantastisch", schwärmt er. "Genau, wie ich es mir vorgestellt habe. Nein: noch besser!" Wir laufen das nächste Stück zusammen und sind uns einig: Das heute ist ein perfekter Wandertag: Optimales Wetter, alles toll organisiert. Wir genießen das Rundum-sorglos-und-glücklich-Paket.
Für Kulmbach ist die Veranstaltung eine erstklassige Werbung: Die Strecke zeigt das Schönste und Beste, das die Stadt und ihre unmittelbare Umgebung zu bieten haben: eine Burg, ein Schloss, zwei Aussichtstürme, Mainzusammenfluss und See, abwechslungsreiche Landschaften. Sogar wir Einheimischen entdecken Neues.
Es ist wirklich schön bei uns!
Im Wald lauern die Weiber
Für uns geht es langsam ans Eingemachte: Durchhaltevermögen ist gefragt beim Anstieg zum Waldpavillon. Bei der Dreibrunnen-Station können wir noch einmal unseren Durst stillen, bevor wir auf die Frankenwald-Weiber treffen - eine der lustigen Erlebnis-Stationen, wo allerlei Schabernack mit den Wanderer getrieben wird. Eine kleine Brotzeit, einen Schnaps oder ein Bier gibt es für alle, die ein bisschen verweilen möchten. Jeder darf sich ein selbst gestricktes Mützchen als Andenken aussuchen: "Das bringt ihr nächstes Jahr wieder mit, sonst gibt's auf den Hintern!" Ok, das werden wir uns merken.
Wir mobilisieren unsere restlichen Kraftreserven und marschieren weiter. Noch etwa zehn Kilometer liegen vor uns. Es geht auf schönen Wegen über den Trimm-dich-Pfad zur Frühlingshöhe.
Dort erwarten uns - Liegestühle (!) mit einem fantastischen Blick auf Kulmbach Das ist unwiderstehlich: Wir nehmen Platz, wissend, dass das Aufstehen danach Überwindung kosten wird. Nach ein paar Ruhe-Minuten ziehen wir weiter. Beim Kesselbach noch einmal ein kurzer, steiler Aufstieg am Seil, dann zum Dörnhof, zutrauliche Wollschweine streicheln und eine Kartoffel mit Butter und Salz essen. Lecker!
Die letzten Kilometer sind hart
Jetzt ist es nicht mehr weit. Bei Aichig hat der Frankenwaldverein noch einmal etwas zu trinken für uns, dazu ein paar aufmunternde Worte. Die Kilometermarke 40 ist in Sichtweite. Die letzten drei Kilometer sind die härtesten. Kopfsteinpflaster und Asphalt, den Kauernburger Berg runter und auf dem Radweg entlang der Bahngleise zurück in die Innenstadt. Jetzt schmerzt jeder Schritt, die Fußsohlen brennen.
Ich habe Wadenkrämpfe, und auch Christines Schritte sind nicht mehr wirklich elastisch. Durchhalten! Die Samba-Trommler schicken uns bei der Kleingartenanlage auf den letzten Kilometer. Um 17.30 Uhr, zehneinhalb Stunden nach dem Start, sind wir stolze Finisher!
Es gibt Fotos, ein erfrischendes Begrüßungsgeschenk. Das Beste: Die Schlange vor den Massage-Plätzen der Medfachschule Bad Elster ist überschaubar. Wir warten eine Dreiviertelstunde, aber das lohnt sich: Wir bekommen eine erstklassige Beinmassage. Sie tut weh, und sie tut gut. Die Schmerzen verblassen.
Beim Abendessen gibt es um uns herum nur glückliche Gesichter. Wir sind uns mit allen unseren Mitwanderern einig: Das war ein großartiges Erlebnis - und nächstes Jahr sind wir natürlich wieder dabei!