Crystal in der Brause ist ein Fake

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Dieser Warnhinweis kursiert aktuell online, ist aber offenbar eine gezielt platzierte Falschmeldung.privat
Dieser Warnhinweis kursiert aktuell online, ist aber offenbar eine gezielt platzierte Falschmeldung.privat

Über Facebook und WhatsApp wird aktuell eine Warnung verbreitet: Dealer würden die Droge in harmloses Pulver mischen und so Schüler abhängig machen.

Die Mail einer besorgten Mutter erreichte jüngst die Redaktion. Inhalt: eine Warnung, verteilt als abfotografierter Brief via Facebook und angeblich eine Information von Schulseite an die Eltern. Demnach würde die Droge Crystal Meth mit verschiedenen Geschmacksrichtungen (Erdbeere, Wassermelone etc.) und in harmlos wirkenden Brausepulverpäckchen verpackt und so massenhaft unter Schülern verteilt.

Als vermeintlicher Beleg dafür wird ein Foto verschickt, auf dem drei Tütchen der Sorte "Pop Rocks" zu sehen sind (siehe Bild rechts). Das Perfide: Der beigemengte Wirkstoff mache sofort abhängig, heißt es.

"Wir von der Polizei habe keine Kenntnis darüber, dass es diese gestreckten Brausetütchen wirklich gibt, und gehen von einer Falschmeldung aus", sagt Jürgen Stadter, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, auf BR-Nachfrage. Und auch bei der Polizeiinspektion Kulmbach heißt es dazu: Fehlanzeige.

Ungewöhnlich wäre ohnehin, Crystal in Brauseform oral zu verabreichen, denn die Droge wird für gewöhnlich geschnupft oder gespritzt. Die Einnahme von Methamphetamin als Tablette gab es aber schon einmal: Im Zweiten Weltkrieg nahmen Soldaten das Mittel Pervitin gegen Müdigkeit und Angstzustände. Bei der Wehrmacht hießen die Tabletten scherzhaft "Panzerschokolade" und "Göring-Pille", eine Art Wunderwaffe zum Schlucken.


Wiederkehrende Falschmeldung

In Internetforen wurde der aktuelle "Hoax", also der Schwindel, bereits thematisiert. Demnach kursierte eine vergleichbare Warnung bereits vor zehn Jahren, Dealer würden Brausepulver dazu missbrauchen, dem süßen Stoff abhängig machende Substanzen beizumischen. Bei "Pop Rocks" handelt es sich um grobkörniges Brausepulver, das im Mund zu knistern beginnt. Diese sogenannte Knallbrause war bereits in den 1980er Jahren auf dem Markt.

Wie unter anderem "Der Standard" berichtet, geht die aktuelle Falschinformation zurück auf den "Strawberry Quik"-Fake, benannt nach dem Pulver "Quik" zum Mischen von Milchshakes verschiedener Geschmacksrichtungen. Diese Nachricht machte in den USA die Runde, wonach Drogendealer gezielt Substanzen mit Erdbeergeruch an Schüler verteilten. Mitunter wurden die Warnungen ernst genommen und von Eltern und Lehrern in Schulen ausgehängt. Offizielle Stellen wie das Büro für Drogenpolitik im Weißen Haus sowie die Drogenfahndungsbehörde DEA dementierten immer wieder den angeblichen Wahrheitsgehalt, doch die Gerüchte hielten sich hartnäckig. Im deutschsprachigen Raum tauchte eine solche Fake-Warnung zum Brausepulver erstmals 2012 auf.

Auf Nachfrage bei einzelnen Schulen hieß es, eine solche Warnung kursiere nicht. Wie das Caspar-Vischer-Gymnasium mitteilte, sei auch von offizieller Seite(Kultusministerium/Ministerialbeuaftragter) kein Hinweis herausgegeben worden.