Kulmbach
Corona

Corona-Schnelltests an Heime im Landkreis Kulmbach verteilt - weiterer Todesfall im Klinikum

Der Landkreis hat Alten- und Pflegeeinrichtungen mit rund 4500 solcher Tests ausgestattet. Damit sollen die Bewohner geschützt werden. Wer positiv getestet wird, muss in Quarantäne.
In den Kulmbacher Alten- und Pflegeheimen liegen die ersten Schnelltests zur Anwendung bereit.  Foto: Bodo Schackow/dpa
In den Kulmbacher Alten- und Pflegeheimen liegen die ersten Schnelltests zur Anwendung bereit. Foto: Bodo Schackow/dpa

"14 Tage Quarantäne sind nicht schön!" Landrat Klaus Peter Söllner weiß, wovon er spricht. Nach der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses hatte er sich, wie die übrigen Sitzungsteilnehmer auch, in häusliche Isolation begeben müssen: Einer aus der Runde war positiv auf das Corona-Virus getestet worden.

Am eigenen Beispiel macht Söllner deutlich, wie wichtig nach wie vor alle Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind. Und er lobt seine Mitarbeiter, insbesondere die im Gesundheitsamt, die es durch konsequente Nachverfolgung geschafft hätten, das Infektionsgeschehen im Landkreis Kulmbach halbwegs unter Kontrolle zu halten (siehe auch unten "Konsequente Nachverfolgung von Kontakten zahlt sich aus").

Ein ganz wesentliches Mittel, um Infektionen mit dem Covid-19-Virus festzustellen, bevor der Infizierte es weiterverbreiten und damit andere Menschen in Gefahr bringen können, sind Schnelltests. Diese sind seit kurzem verfügbar. Auch im Landkreis Kulmbach wurden die ersten ausgeliefert.

Als Notration gedacht

Wie Oliver Hempfling, Leiter der Koordinierungsgruppe beim Landkreis Kulmbach, erläuterte, hat der Landkreis dieser Tage eine erste Charge mit 5400 solcher Antigen-Tests erhalten. Die seien eigentlich als "Notration" gedacht. "Fall der Markt einmal nichts mehr hergibt, könnten wir die verteilen."

"Keine Wunder erwarten"

Nun habe man sich aber mit den Trägern von Alten- und Pflegeheimen darauf verständigt, die Einrichtungen zeitnah damit auszustatten. Etwa 4500 solcher Test seien deshalb nach einem bestimmten Schlüssel verteilt worden.

Freilich dürfe man sich von den Tests keine Wunder erwarten, so Hempfling weiter. Es gebe verschiedene Arten von Tests, für deren Anwendung geschultes Personal notwendig sei. Bei allen Tests lasse sich ohne Einbeziehung eines Labors nach zehn bis 30 Minuten ein Ergebnis ablesen.

Jetzt gehe es darum zu erproben, wo diese Tests sinnvoll eingesetzt werden könnten, ob man zum Beispiel Besucher, Mitarbeiter und Bewohner teste. In erster Linie wird es wohl darum gehen, Besucher zu testen, um zu verhindern, dass ein Infizierter das Virus in eine Einrichtung hineintrage.

Was passiert, wenn ein solcher Schnelltest positiv ausfällt? Dann greift Hempfling zufolge de entsprechende Allgemeinverfügung des Freistaates Bayern. "Wer positiv getestet wird, muss sich sofort in Quarantäne begeben."

Diese Quarantäne dauert zehn Tage. Betroffene können sich aber auch einem sogenannten PCR-Test unterziehen (das sind die Tests, die auch in der Abstrichstelle zur Anwendung kommen). "Wenn der PCR-Test negativ ist", so Hempfling, "dann ist alles erledigt."

Wer positiv getestet wurde, ist verpflichtet, sich beim Gesundheitsamt zu melden. Zusätzlich meldet der für die jeweilige Einrichtung zuständige Arzt das Ergebnis an die Behörde.

Wie Hempfling aber auch deutlich machte, ist ein negativer Test kein Freibrief, der es ermögliche, künftig unbehelligt in solchen Einrichtungen herumzulaufen. "Es gibt kein Frei-Testen."

Die "Starter-Kits" sind mittlerweile verteilt. Nun wird es darum gehen, in den Heimen Testkonzepte zu entwickeln und mit dem Landratsamt abzustimmen. Beschafft werden die Tests künftig dann von den Einrichtungen selbst, die die Kosten mit Verband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) abrechnen können.

Neues in den Kindergärten

Geändert hat sich mittlerweile der Rahmenhygieneplan für Kindertagesstätten Nachdem der entsprechende Plan für die Schulen bereits geändert worden war, mussten die Kitas jetzt nachziehen. "Sonst hätten die Kinder zwar in die Schule gedurft, aber nicht in den Hort", erläutert Oliver Hempfling den Grund. Künftig gilt: Kinder, die leichte Erkältungssymptome wie Schnupfen oder gelegentlichen Husten zeigen, die sich nicht verschlimmern, und die kein Fieber haben, dürfen nach wie vor die Kindertagesstätte oder - wenn es sich um Grundschulkinder handelt - den Hort besuchen.

Bei Erkrankungen mit schwereren Symptomen wie Fieber oder starker Husten, müssen Kinder 24 Stunden lang symptomfrei gewesen sein, bevor sie die Kindertagesstätte wieder besuchen dürfen. Zudem muss ein negatives Testergebnis oder ein ärztliches Attest vorgelegt werden.

Klare Worte fand Hempfling am Ende der Pressekonferenz, was den Umgang mit Mund-Nase-Bedeckungen, sogenannten Alltagsmasken angeht - die im übrigen weiterhin für das Personal in der Kinderbetreuung sowie in den Schulen auch für die Kinder Pflicht sind. Das Landratsamt werde immer wieder mit Eltern konfrontiert, die den Sinn einer solchen Maske in Frage stellten oder der Meinung sind, dass die Maske ihrem Kind schade. "Masken helfen, andere zu schützen. Davon sind wir überzeugt", so Hempfling. "Und Masken sind nicht gefährlich." Natürlich sei es individuell unterschiedlich, wie jemand mit der Maske zurechtkomme. "Aber sie sind ein ganz wesentliches Element zur Bekämpfung der Pandemie."

Konsequente Nachverfolgung von Kontakten zahlt sich aus

"Von einer Entspannung können wir nicht sprechen - bestenfalls von einer erträglichen Belastung." So kommentierte Landrat Klaus Peter Söllner am Donnerstag in einer Pressekonferenz im Landratsamt die aktuelle Situation.

Die stellt sich in Kulmbach etwas besser dar als in anderen Landkreisen Bayerns. Das sei, so Söllner, vor allem ein Verdienst der Mitarbeiter im Gesundheitsamt, die durch eine konsequente Nachverfolgung von Kontakten positiv getesteter Personen geschafft hätten, das Infektionsgeschehen einzudämmen. "Unsere Marschroute ist richtig. Allerdings gibt es noch lange keinen Anlass zu Hurra-Rufen." Weiterhin gelte es, Kontakte möglichst zu beschränken und sich an die Vorgaben zu halten.

421 Menschen in Quarantäne

Am Donnerstag - Stand 14 Uhr - wurden sieben weitere positive Coronavirus-Fälle im Landkreis bestätigt. Aktuell registrieren die Behörden 79 positive Fälle in der Region. Seit Ausbruch der Pandemie haben sich im Landkreis 630 Menschen mit dem Virus infiziert.

Von den aktiv Infizierten fallen 41 Fälle in die letzten sieben Tage. Damit ist der Sieben-Tage-Inzidenz-Wert für den Landkreis, der am Vortag unter den Schwellenwert von 50 gefallen war, wieder gestiegen: Auf nun 57,29.

Einschließlich der infizierten Personen befinden sich derzeit 421 Landkreisbürger in Quarantäne. Das ist weniger als die Hälfte als noch Ende Oktober.

Aktuell werden im Klinikum Kulmbach derzeit sieben Patienten stationär betreut, einer davon intensiv. Drei der stationär betreuten Patienten haben ihren Wohnsitz in einem anderen Landkreis.

Wie Camelia Fiedler, die Leiterin des Gesundheitsamtes, dazu erläuterte, haben die Behörden keinen Einfluss darauf, welche Patienten in welcher Klinik landen: "Das ist deren freie Entscheidung."

Todesfall im Klinikum

Nachdem zu Beginn der Pandemie elf Menschen in Kulmbach nach einer Covid-19-Infektion gestorben waren, war nun am Dienstag dieser Woche ein weiteres Todesopfer zu beklagen. Nach Auskunft des Landratsamtes handelte es sich um einen hochbetagten Mann aus dem Landkreis Lichtenfels. Der 93-Jährige war mit einer schweren Erkrankung zur palliativen Behandlung im Klinikum Kulmbach aufgenommen worden.

Bei der routinemäßigen Testung bei der Aufnahme war dann bei dem Mann zusätzlich die Infektion mit dem Coronavirus festgestellt worden.