Auch in der Kreisgruppe Kulmbach des Bund Naturschutz bedauert man es, dass der Bürgerentscheid denkbar knapp für das neue Gewerbegebiet ausgegangen ist. "Aber selbstverständlich akzeptiert der BN diese demokratische Entscheidung", versichert Vorsitzender Karlheinz Vollrath. "Vielleicht überdenkt der Gemeinderat ja trotzdem noch einmal das Konzept für dieses Gewerbegebiet."
Aus den Kommentaren in der Bayerischen Rundschau könne man schließen, dass auch bei den Befürwortern des Gewerbegebietes Zweifel am Investor aufgekommen sind, so Vollrath weiter. "Ich bedanke mich ausdrücklich bei Wilhelmine Denk und der Ortsgruppe Himmelkron für den engagierten Widerstand sowie beim Landesverband des Bund Naturschutz für die Unterstützung."
Der Bund Naturschutz werde sich nicht entmutigen lassen und weiterhin gegen Projekte ankämpfen, bei denen die berechtigten Interessen von Mensch und Natur auf der Strecke bleiben.
Zuversichtlich hingegen gibt sich der Investor. "Es ist schön, dass es eine positive Entscheidung gibt", sagt Bernhard Rückert (Firma bauwo, Hannover), "auch wenn sie mehr als knapp war."
Man werde sich nun zeitnah mit Bürgermeister Schneider und der Gemeinde zusammensetzen, um über die nächsten Schritte zu beraten. "Wir sind nach wie vor interessiert und müssen jetzt sehen, wie sich das Verfahren weiter gestaltet."
Zahlen und Fakten
2914 Wahlberechtigte waren am Sonntag zur Abstimmung aufgerufen, 1834 gingen zur Wahl. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 62,94 Prozent. Für Himmelkron ist das laut Bürgermeister Gerhard Schneider eine relativ hohe Wahlbeteiligung.
Denn unter den Wahlberechtigten seien viele Hundert Bewohner der Himmelkroner Heime, die an solchen Abstimmungen erfahrungsgemäß nicht zahlreich teilnehmen. "Deshalb liegt in Himmelkron die Wahlbeteiligung traditionell etwa zehn Prozent unter dem Durchschnitt", so Schneider.
Am Sonntag erhielten die Wähler einen Stimmzettel mit drei Fragen. Zwei davon konnten mit Ja" oder "Nein" beantwortet werden. Die dritte Frage war eine Stichfrage mit zwei verschiedenen Antwortmöglichkeiten.
Frage 1: Das Ratsbegehren "Zukunft erfolgreich gestalten" wollte wissen: "Sind Sie dafür, dass die Gemeinde Himmelkron die Realisierung des geplanten Gewerbegebietes ,Nördlich der B 303" - unter der Maßgabe, dass mindestens 60% der überbaubaren Flächen ausschließlich für die Nutzung durch Handwerk, Handel, Dienstleistungsbetriebe und produzierendes Gewerbe bereitstehen - weiter vorantreibt?"
921 Bürger (53,11 Prozent) sagten "Ja", 813 "Nein" (46,89 Prozent). Damit galt das Ratsbegehren als angenommen. 100 Stimmen waren ungültig.
Frage 2: Das Bürgerbegehren "Für den Erhalt der Himmelkroner Kulturlandschaft" fragte: "Sind Sie dafür, dass sämtliche gemeindlichen Planungen gestoppt werden, die der Errichtung eines Gewerbegebietes Himmelkron-Nord (nördlich der B 303) dienen, um das Landschaftsbild zu retten, die landwirtschaftlichen Flächen zu sichern, eine zusätzliche Verkehrsbelastung zu vermeiden und die Lebensqualität der Bevölkerung von Himmelkron zu erhalten?"
928 Ja-Stimmen (55,6 Prozent) standen 741 Nein-Stimmen (44,4 Prozent) gegenüber. Damit galt auch das Bürgerbegehren als angenommen. 165 ungültige Stimmen wurden gezählt.
Also musste die Stichfrage entscheiden: Hier konnte man bei "Weiterplanung" und "Planungsstopp" sein Kreuzchen machen. 917 Personen stimmten für die Weiterplanung (51,09 Prozent), 878 waren für den Planungsstopp (48,91 Prozent). 39 Stimmen waren ungültig.
Die Ergebnisse in den einzelnen Wahllokalen:
Grampphaus Himmelkron:
Ratsbegehren: 228 Ja, 193 Nein, 24 ungültige Stimmen.
Bürgerbegehren: 225 Ja, 172 Nein, 48 ungültig.
Stichfrage: 229 Weiterplanung, 207 Planungsstopp, 9 ungültig.
Schule Himmelkron:
Ratsbegehren: 162 Ja, 123 Nein, 13 ungültig.
Bürgerbegehren: 144 Ja, 124 Nein, 30 ungültig.
Stichfrage: 161 Weiterplanung, 135 Planungsstopp, 2 ungültig.
Feuerwehrhaus Gössenreuth:
Ratsbegehren: 59 Ja, 71 Nein, 13 ungültig.
Bürgerbegehren: 83 Ja, 48 Nein, 12 ungültig.
Stichfrage: 54 Weiterplanung, 83 Planungsstopp, 6 ungültig.
Kindergarten Lanzendorf: Ratsbegehren: 151 Ja, 149 Nein, 23 ungültig.
Bürgerbegehren: 173 Ja, 122 Nein, 28 ungültig.
Stichfrage: 152 Weiterplanung, 164 Planungsstopp, 7 ungültig.
Briefwahl I:
Ratsbegehren: 160 Ja, 123 Nein, 19 ungültig.
Bürgerbegehren: 144 Ja, 125 Nein, 33 ungültig.
Stichfrage: 157 Weiterplanung, 136 Planungsstopp, 9 ungültig.
Briefwahl II:
Ratsbegehren: 161 Ja, 154 Nein, 8 ungültig.
Bürgerbegehren: 159 Ja, 150 Nein, 14 ungültig.
Stichfrage: 164 Weiterplanung, 153 Planungsstopp, 6 ungültig.
Ausgang sehr knapp. Anzahl ungültiger Stimmen (bei Frage 2 knapp 10 %) sehr hoch.
Wenn ich unterstelle, um die Himmelkroner ist es intellektuell nicht schlechter bestellt ist als um den Rest der Bevölkerung, stellt sich doch die Frage ob die Fragestellung nicht etwas sehr verschwurbelt war.