Brückleiner Theatergruppe nimmt Publikum in Lach-Haft

2 Min
Das Versteckspiel im Knast wird zum Spießrutenlauf und endet im Chaos; im Bild (von links) Alexander Jungwirth, Celine Hofmann, Carmen Stöcker, Silke Strobel und André Jurke. Foto: Werner Reißaus
Das Versteckspiel im Knast wird zum Spießrutenlauf und endet im Chaos; im Bild (von links) Alexander Jungwirth, Celine Hofmann, Carmen Stöcker, Silke Strobel und André Jurke. Foto: Werner Reißaus
JVA-Leiterin Dr. Sandra Reschke (Annika Schott) erleidet einen Zusammenbruch und wird von Sanitäterin abtransportiert . Rechts Ramona Schmidtgall als Justizbeamtin. Foto: Werner Reißaus
JVA-Leiterin Dr. Sandra Reschke (Annika Schott) erleidet einen Zusammenbruch und wird von Sanitäterin abtransportiert . Rechts Ramona Schmidtgall als Justizbeamtin. Foto: Werner Reißaus
 
Die Schlussszene von der Komödie "Residenz Schloss & Riegel". Foto: Werner Reißaus
Die Schlussszene von der Komödie "Residenz Schloss & Riegel". Foto: Werner Reißaus
 
Das Ehepaar Hermann und Irmgard in der vermeintlichen Seniorenresidenz. Von links: Alexander Jungwirth, Ramona Schmidtgall, Celine Hofmann, Carmen Stöcker und André Jurke. Foto: Werner Reißaus
Das Ehepaar Hermann und Irmgard in der vermeintlichen Seniorenresidenz. Von links: Alexander Jungwirth, Ramona Schmidtgall, Celine Hofmann, Carmen Stöcker und André Jurke. Foto: Werner Reißaus
 
Celine Hofmann bemüht sich um die am Boden liegende Carmine Stöcker. Rechts Alexander Jungwirth. Foto: Werner Reißaus
Celine Hofmann bemüht sich um die am Boden liegende Carmine Stöcker. Rechts Alexander Jungwirth. Foto: Werner Reißaus
 

Der Brückleiner Theatergruppe ist mit dem Stück "Residenz Schloss & Riegel" wieder ein Volltreffer gelungen.

Mit dem Stück "Residenz Schloss & Riegel" nahm die Brückleiner Theatergruppe die knapp 200 Premierenbesucher am Sonntagabend in Lach-Haft. Die Geschichte eines Rentnerehepaares, das durch eine Verkettung unglücklicher Umstände nicht in der neuen Seniorenresidenz landet, sondern im Knast, hatte Pfiff. Köstliche Missverständnisse im Kerwa-Zelt waren vorprogrammiert, die Brückleiner Theaterfans waren von der ersten bis zur letzten Minute begeistert.

Die Besetzung des Rentnerehepaars Irmgard und Hermann mit Carmen Stöcker und Alexander Jungwirth war ein Volltreffer. Carmen Stöcker spielte die immer fröhliche, ältere Dame einfach grandios - köstlich ihre kleinen Ehe-Scharmützel mit ihrem Hermann. Mit einem gebrochenen Bein fürchtete sie, zu Hause nicht mehr zurechtzukommen ("Mein Hermann ist mir bei der Pflege so hilfreich, wie Uli Hoeness bei einer Steuererklärung").

Schwächeanfall am Hochzeitstag

Deshalb erhielt die Nichte den Auftrag, einen Platz in einer Seniorenresidenz zu suchen. Dass die eine Justizvollzugsanstalt leitet, ahnte Irmgard nicht, denn die beiden hatten in der Vergangenheit wenig Kontakt. Und so nahm das Geschehen in der JVA seinen Lauf.

Auch Alexander Jungwirth spielte seinen Part als "tüdeliger Ehemann" vortrefflich. Seine Aussetzer beunruhigten ihn selbst aber nicht weiter Im Gegenteil, er konnte sich mit seiner Irmgard köstlich streiten. Zum Beispiel konnte er sich aber an seinen ersten Schwächeanfall in seinem Leben noch ganz genau erinnern: "Das war der 10. Mai 1967, als ich dich geheiratet habe."

Teures Hobby mit sieben Buchstaben? Ehefrau!

Für sein Leben gern löste Hermann Kreuzworträtsel, gern im Dialog mit seiner Irmgard: "Teures Hobby mit sieben Buchstaben. Ehefrau, ja, passt."

Zur ersten Aufregung kam es, als JVA-Leiterin Dr. Sandra Reschke zusammenbrach, weil ihr alles zu viel wurde. Annika Schott war sehr authentisch in der Rolle, immer wieder fahrig und unkonzentriert.

Zunächst bemerkte niemand das Malheur - nur die durchgeknallte, bildungsresistente Jaqueline (Celine Hofmann) und der ebenso einfältige wie unschuldige Kalle (André Jurke). Die zwei Häftlinge müssen sich bewähren, um einen dringend benötigten Hafturlaub zu erhalten. Und womit könnte man sich besser bewähren, als mit der liebevollen Umsorgung der alten Leutchen?

Mit vollem Körpereinsatz

Dass dies vollen Körpereinsatz und manchen geschickten Winkelzug erforderte, versteht sich von selbst. Celine Hofmann gefiel mit ihrer derber Sprache, André Jurke mimte den gutmütigen Pechvogel perfekt.

Es folgte ein absurdes Verwechslungsspiel. Jaqueline mühte sich damit ab, eine mitfühlende Pflegekraft zu mimen, und der tollpatschige Kalle schlüpfte in die Rolle eines alten Mannes, der auch in der angeblichen Seniorenresidenz lebt.

Als dann auch noch der Häftling Boris (Klaus Waldmann), die verbitterte Justizvollzugsbeamtin Kunz (Ramona Schmittgall) sowie die "Grande Dame" Marlene von Heinrichs (Silke Strobel) auftauchten, wurde das Versteckspiel immer verwirrender und endete schließlich im Chaos.

Bodybuilder ohne Birne

Als "Greenhorns" spielten Celine Hofmann, Klaus Waldmann und Ramona Schmidtgall ihre Rollen gekonnt. Zu Silke Strobel passte einfach die intelligente, feine Dame, die als Wirtschaftskriminelle im Knast saß. Sie trieb Boris von der Rockerbande fast zum Wahnsinn, als sie ihm beim Hanteltraining zuschaute: "Du trainierst und trainierst - und ich frage mich, was dir 100 Watt im linken und im rechten Arm nützen, wenn in der Mitte trotzdem keine Birne leuchtet."

So ganz "nebenbei" war Silke Strobel auch für die Regie zuständig. Keine Frage, das Stück nahm die Theaterfans in eine Art Lach-Haft - vom Anfang bis zum Ende.