Zu den letzten Rätseln der Menschheit gehört neben den Fragen, wer Präsident Kennedy erschoss und ob Außerirdische unter uns leben, auch jenes Mysterium: Was führen Frauen in ihren Handtaschen mit sich? Männern wird das ein ewiges Geheimnis bleiben. Was verbirgt ihre bessere Hälfte in diesem Bermuda-Dreieck zum Umhängen?
Ursprünglich war ja die Handtasche, die im 18. Jahrhundert aufkam, eine Not lösung: Weil Kleider immer raffinierter wurden und aufgenähte Taschen den optischen Gesamteindruck ruiniert hätten, verbannten die Damen alles Überlebenswichtige (!) ins separate Täschlein.
Aus den Kulturbeutelchen sind kubische Monstren geworden. Wer im Stadtgässchen hinter einer Mamsell mit umgeschnallter Mehrfamilientüte tänzelt, wünscht sich wie beim Schwerlaster ein Warndreieck: "Achtung, Auflieger schwenkt aus". Es soll Werkstätten geben, die sich auf das Aufmotzen von Handtaschen spezialisiert haben: Seitenschweller, Heckspoiler, fluoreszierender Unterboden - das Taschen-Tuning floriert.
Das Hauptproblem aber bleibt: Wegen der Tiefgarage-artigen Anordnung verliert sich der Inhalt im Nirwana der Ebenen. Der Kau-Drops wird auf ewig geparkt neben dem Fettstift, der zuletzt vor Jahren an Licht und Lippen durfte. Gern noch tiefer rutscht das Portemonnaie. Und so wird sich an Supermarktkassen auf ewig folgendes Dramolett beobachten lassen: Sie kramt verzweifelt nach dem Geldbeutel, er steht daneben - und ist schuld.